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Das Elbmonster (German Edition)

Das Elbmonster (German Edition)

Titel: Das Elbmonster (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerner, Károly
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für die betroffenen Menschen bedeuten, könne unsereins ohnehin nur in dunklen Umrissen erahnen.
     
    Als Redner wirkte Abel wie ein Magier, und niemand konnte sich seinem Einfluss entziehen. Sobald er eine kleine Pause einlegte, herrschte jedes Mal eine nahezu unheimliche Stille im Zuschauerraum, welcher zusammen mit der Empore insgesamt 442 Plätze hat.
    Bis auf ganz wenige Ausnahmen waren sie alle besetzt. Wäre zur selben Zeit eine Stecknadel heruntergefallen, hätte man das womöglich vernommen.
    Über das bereits Gesagte hinaus verdeutlichte er seinen Hörern, die ihm mit brennendem Interesse zugetan waren, auch sehr nachhaltig die furchtbaren Kriegs- und Dürrefolgen, die speziell in einigen Regionen Afrikas allgegenwärtig wären und zwangsläufig mit bösen Krankheiten und schier unbeschreiblichen Hungersnöten einhergingen. Wer sich gedanklich einigermaßen in derartige Situationen hineinversetzen könne, dem müssten doch die hiesigen Verhältnisse geradezu paradiesisch vorkommen.
    Andererseits dürfe aber nicht geleugnet werden, dass menschliches Leid stets konkret ist und wir darum meist genau das am heftigsten empfinden, welches uns unmittelbar widerfährt. In Meißen seien es eben seit einiger Zeit die sieben mysteriösen Todesfälle, die uns im Schleier ihrer bisherigen Unerklärbarkeit gefangen halten und sicher jeden von uns unbarmherzig niederdrücken, eine Last, die so mancher kaum noch ertragen könne. Da jedoch bislang keiner die Ursache dafür kenne, wir nicht einmal eine leise Ahnung davon hätten, wie und wann des Rätsels Lösung erfolge, sollte man tunlichst jede Spekulation darüber vermeiden.
     
    Was jetzt geschah, ging mir, dem Erzähler dieser Geschichte, der vorn auf der ersten Reihe Platz nehmen durfte, wie ein Blitz aus heiterem Himmel tief bis ins Knochenmark. Mir war, als hätte ich niemals zuvor eine solch grausame Erschütterung an Leib und Seele erfahren, zumal jenes konforme Ereignis vom Mai 1948 längst verblasst schien. Alle meine Sinne und der Verstand waren davon betroffen. Mein ganzer Körper bebte, und dennoch saß ich wie gebannt, weil ich meinen Blick trotz größter Anstrengung einfach nicht mehr von den Augen des Redners abwenden konnte. Sie fesselten mich erbarmungslos durch ihre gebündelten Lichtstrahlen und wirkten regelrecht betäubend, irgendwie hypnotisch und zugleich im hohen Maße beängstigend. Ich war wie gelähmt, und kalter Schweiß quoll mir aus sämtlichen Poren, wohl nicht zuletzt auch deshalb, weil ich spürbar glaubte, dass jählings eine völlig andere Person vor mir stand, zumindest was sein Antlitz und davon speziell die beiden Sehorgane betrafen. Es blieb ein unergründliches Rätsel, was da geschah und erstaunlicherweise höchstwahrscheinlich von niemandem sonst außer mir wahrgenommen wurde.
    Äußerst seltsam! Sah ich etwa schon Gespenster? Aber mich übermannte ganz sicher und zudem schlagartig ein grässliches Unbehagen! Das war keineswegs nur Einbildung. Oder sollte es am Ende vielleicht doch keine Kraft von außen gewesen sein, die urplötzlich auf mich einströmte, sondern eine, welche gegebenenfalls seit Langem in mir steckt und unter bestimmten Bedingungen unaufhaltsam ausgelöst wird, eine Energieform, deren Ursache und Wirkung uns bislang nicht vertraut sind? War ich demnach gar das Opfer meiner selbst, quasi nun schon das zweite Mal mehrere Augenblicke lang mein eigener Gefangener? Anscheinend trieb mein vorübergehend rebellierendes Nervensystem tatsächlich ein arg böses Spiel mit mir. Wie sonst wäre zu erklären, dass von den anderen Teilnehmern an besagter Festveranstaltung niemand etwas bemerkte?
     
    Jedenfalls war es garantiert nicht Abel, der während des schleierhaften Vorfalls am Rednerpult stand! Das muss unversehens ein völlig anderer gewesen sein. Sonach bin ich jetzt wirklich erleichtert darüber, meine verehrten Leser beizeiten auf eine geheimnisumwobene dritte Gestalt verwiesen zu haben, die wir seither Anonymus nennen. Damit schütze ich hoffentlich weiterhin den guten Namen respektive Charakter meines edlen Freundes. Sonst hätte ich womöglich noch Rufmord an ihm begangen.
     
    Auch will ich hierauf meinen treuen Begleitern gegenüber eilends kundtun, dass ich mit irgendwelchen esoterischen Erklärungen für solcherart Phänomene ganz und gar nichts im Sinne habe. Das überlasse ich gerne jenen Leuten, die oft genug und ebenso sendungsbewusst ihren persönlichen Spleen in die Welt hinausschreien, wofür

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