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Das Elbmonster (German Edition)

Das Elbmonster (German Edition)

Titel: Das Elbmonster (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerner, Károly
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nachdrücklich aufgefordert. Keiner solle blindlings irgendwelchen Schönrednern und Rattenfängern vertrauen, sondern stets Mut haben, sich des eigenen Verstandes zu bedienen und auch beherzt danach handeln.
    Wiederum unterbricht er seinen Redefluss, vermutlich um zu prüfen, ob seine Ausführungen eventuell schon manchem zu weitschweifig wären. Doch nichts dergleichen, nach wie vor herrschen gespannte Ruhe und große Aufmerksamkeit im Theaterraum. Möglicherweise hat er auch einen anderen Grund für sein bewusstes Verweilen?
    Dann spricht er sichtlich gefasst weiter und meint unter anderem:
    Der gewaltsame Eingriff des Menschen in die Natur sei zwar oftmals nötig und sinnvoll, nicht selten kehre er sich jedoch ins Gegenteil und schade ihm sowie den nachfolgenden Generationen. Wir hätten unsere liebe Mutter Erde nicht schlechthin von den Vorfahren geerbt, sondern von unseren Enkeln geliehen, wie es eine indianische Weisheit verkünde. Demnach müssten wir sie stets als lebensnotwendige Partnerin achten und nicht als reines Gegenüber wahrnehmen. Einzig das wäre eine tragfähige Grundlage für eine lebenswerte Zukunft und sollte fortan unsere Handlungsweise bestimmen. Dies wiederum dürfe sich aber keineswegs nur auf die äußere Natur beziehen, sondern wenigstens gleichermaßen auf gesellschaftliche Prozesse. Gerade in jüngster Zeit sei namentlich in unserem Vaterland eine besorgniserregende Verrohung der Sitten zu beobachten. Auch das begründet er anschaulich und plausibel, denn er findet rasch hinreichend Beweise dafür.
    In diesem Zusammenhang äußert Abel einen ziemlich ungewöhnlichen Gedanken, dessen Inhalt mir und gegebenenfalls auch anderen besonders interessant erscheint (obwohl inzwischen schon rund zwölf Jahre verflossen sind):
    Nach seiner festen Überzeugung wäre es längst an der Zeit, in Deutschland eine politische Organisation zu gründen, die er „Partei des Ausgleichs“ (PdA) nennen würde. Sie dürfte weder rechts noch links und schon gar nicht radikal orientiert sein, sondern vornehmlich die weitere Entfaltung von Humanität auf ihre Fahne schreiben und sich auch konsequent dafür einsetzen. Als deren Mitglieder sollten nur Personen infrage kommen, die sich absolut freiwillig und nicht wegen irgendwelcher Aussichten auf lukrative Posten einfänden, demzufolge auch im hohen Maße uneigennützig wären. Gibt es die überhaupt, erlaube ich mir etwas zweifelnd nachzuhaken?
    Sie müssten ihre soziale Wirksamkeit in erster Linie darauf konzentrieren, fügt Abel erklärend hinzu, all jene Kräfte zu bündeln, die bereit und in der Lage sind, sich für die tatsächlichen Belange des Volkes einzusetzen, wodurch sie sich zugleich dem eigentlichen Fortschritt verschrieben. Mit ihrem weitgehend selbstlosen Engagement könnten sie es vielleicht perspektivisch schaffen, ein derart grandioses Ziel zu erreichen, sofern sie prinzipiell danach trachteten, die meist theatralisch überzogenen Widersprüche der jetzigen und wohl auch künftigen Akteure zu mindern oder teilweise ganz auszuschalten, um deren scheinheiliges Getue endlich den realen Sachzwängen unterzuordnen.
    Die gegenwärtigen Szenarien zwischen den verschiedenen oppositionellen Gruppierungen glichen zunehmend einem widerwärtigen Showbusiness („Schaugeschäft“). Es sei kaum noch zu übersehen, dass sich auch immer mehr gewählte „Volksvertreter“ fleißig und nicht selten sogar erfolgreich darin übten, ihren subjektiven Interessen zu dienen, statt gemeinsam nach den besten Lösungsmöglichkeiten für die jeweils anstehenden Probleme in unserer Gesellschaft zu suchen und sie danach ebenso kooperativ wie resolut durchzukämpfen. Allein das wäre doch ihr wirklicher Auftrag, die hehre Pflicht namentlich der Parlamentarier. Dafür zierten sich nicht wenige unentwegt in gespreizter Selbstdarstellung mit ihren bizarr klingenden und ebenso abgenutzten Phrasen.
    Kein Wunder also, wenn infolge solcher egozentrischen Verhaltensweisen manch öffentlicher „Hoheiten“ vielen Bürgern regelrecht die Haare zu Berge stünden, was unweigerlich zur größeren Politikverdrossenheit führe. Dies sei bestimmt auch eine der Ursachen für den spürbaren Anstieg nationalistischer und nicht selten sogar radikaler Strömungen.
    Der Redner fügt jedoch vorausschauend (?) gleich hinzu, er selbst hätte insbesondere wegen seines fortgeschrittenen Alters weder die erforderliche Kraft noch hinreichend Zeit dafür, eine derartige Mission in die Wege zu leiten,

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