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Das Elbmonster (German Edition)

Das Elbmonster (German Edition)

Titel: Das Elbmonster (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerner, Károly
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Blödsinn! Länger könnte ich ohnehin nicht in Morpheus’ Armen liegen, egal, zu welcher Abend- oder Nachtstunde ich in sein Reich schleiche. Aber der Herr des Schlafes ist mir anscheinend bereits seit Längerem nur noch bedingt wohlgesinnt. Ich kann einfach nicht mehr völlig abschalten, seitdem ich mir von Anonymus (!) dieses wahnwitzige Projekt aufbürden ließ. Das hält ja auf Dauer kein Erdenwurm aus! Wie bewältigen bloß die anderen Vertreter der schreibenden Zunft ihre teils ebenso abenteuerlichen Vorhaben? Sicherlich, indem sie ihre Zielsetzung nahezu freiwillig verwirklichen.
    Mir helfen jedenfalls auch keinerlei Beruhigungsmittel mehr, die ich schon seit geraumer Zeit auf nachdrückliche Empfehlung von sachkundigen Fachleuten regelmäßig zu mir nehme. Vielleicht bin ich generell zu pimplig oder für eine derartige Profession schlichtweg zu wenig talentiert? Wahrscheinlich beides.
    Ach, diese andauernde Selbstzerfleischung! Das bringt doch nichts, alter Kumpel! Komm und mache sofort weiter, damit du dich irgendwann deines immens belastenden Auftrages entledigst und hernach wieder deine redlich verdiente Ruhe finden kannst! Du musst und wirst es schaffen! Was einmal begonnen worden ist, soll auch zu Ende geführt werden, koste es, was es wolle. Sonst gelangt man niemals ans Ziel und entsagt den Erfolgen, einem speziellen Genuss des Lebens. Also, reiß dich wieder zusammen und auf geht’s!
    Fünfzehn Minuten später: Womöglich übermannte mich vorhin eine derartig bewegende Emotion insbesondere deshalb, weil ich mir erlaubte, das weithin bekannte, indessen nicht minder traurige Schicksalsdrama unserer lieben Sigrun Leuteritz und ihrer bewundernswerten Mutter in meine Story einzuflechten?
    Ist das selbstgerecht, einfach vermessen oder gar pietätlos? Ich gestehe, dass mich just hierbei ein höchst wundersamer Argwohn gegenüber meiner eigenen Psyche und vor allem wegen des momentan immer noch etwas wirren Verstandes befällt. Doch was soll ich tun? Wozu würden Sie mir augenblicklich raten, meine edlen, wackeren Mitstreiter? Alles wieder streichen? Ich weiß nicht so recht. Ergo lasse ich die eventuell fragwürdigen Sätze doch einfach stehen, selbst wenn sie zu meinem Nachteil gereichen sollten, weil ich damit gegebenenfalls erneut meine notorische Unvollkommenheit enthülle, was freilich das geringste Übel wäre.
     
    Fazit: Ich kann vorerst nicht anders, wie sehr ich mich auch fortwährend bemüht wähne, ein guter Mensch zu sein, obendrein möglichst ein überwiegend würzig vollblütiger und keine Memme. Das bin ich mir und anderen schon allein infolge meiner Herkunft aus dem feurigen Paprikaland schuldig. Aber es gelingt mir bei Weitem nicht immer. Doch was soll’s? Im soeben skizzierten Zusammenhang würde die fabelhafte Mutti unserer einstigen Freundin mir gegenüber gewiss Nachsicht walten lassen. Davon bin ich fest überzeugt. Und wie künftige Leser urteilen werden, vermag ich nicht einzuschätzen. Das könnte ich bestenfalls erahnen. Also abwarten und jetzt unverzagt weiter! Vorwärts, entledige dich zügig deiner Gedankenflut! Schreibe dir alles von der Seele, was dich belastet! Anders findest du sowieso keinen inneren Frieden, deine ersehnte Gelassenheit, welcher du dich seit Längerem nicht mehr bemächtigen kannst, um spürbar glücklich zu sein. Sie ist dir zusehends entflohen.
     
    Nach den bisherigen Ausführungen gestatte ich mir noch eine thematisch weiterführende Schlussfolgerung, die Sie, meine beharrsamen Weggefährten, vielleicht akzeptieren, auch wenn sie Ihnen gegebenenfalls etwas abwegig erscheinen mag:
    Wäre ich in der aktuellen Situation des von Gefängnisstrafe erlösten jungen Mannes, der ja nun wieder die auserlesen kostbare Autonomie genießen darf, sofern er unterdessen mit sich selbst im Einklang steht, was ich jedoch ernsthaft bezweifle, suchte ich schleunigst das Weite, bliebe nicht in Meißen. Nicht anders entschied sich der frühere Gymnasiast, denn seit seiner Freilassung lebt er unter neuer Identität an einem unbekannten Aufenthaltsort.
    Hierauf meine spontane Reaktion: Ich würde mich genauso verhalten! Doch vollkommen sicher bin ich mir darin nach einer gewissen Bedenkzeit wiederum nicht.
     
    Und Anonymus, käme er in eine ähnliche Lage, wie wäre seine Handlungsweise? Brauchte er gar ein göttliches Schutzzeichen, das Kainsmal, um nicht selbst von gnadenlos Rachsüchtigen getötet zu werden? Einer allgemeinen Ächtung durch sachkundige und vor allem

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