Das Elbmonster (German Edition)
unerbittliche Zeitgenossen könnte er trotz verbüßter Strafe wohl kaum noch entgehen, und zwar sein Leben lang nicht. Der besagte Typ als einstiger Mörder sicherlich ebenso wenig. Das ist zumindest meine Vermutung. Aber bin ich davon gegebenenfalls schon restlos überzeugt? Nein!
Kurzum: Wir sind oftmals voreilig mit bestimmten Urteilen. Wenn es dann konkret wird und wir uns persönlich im entsprechenden Status befinden, kann die Entscheidung ganz anders ausfallen.
Ein simples Beispiel: Vor geraumer Zeit posaunte ein mir bekannter Hitzkopf des Öfteren nicht minder unüberhörbar wie selbstgefällig, quasi von tiefster Inbrunst erfüllt, er würde gemäß seiner gewonnenen Erfahrung niemals mehr ein festes Verhältnis mit einem Weibsbild eingehen, bliebe garantiert für immer Junggeselle und tigere lieber allein durch irdische Gefilde. Seine bessere Ehehälfte (eine famose Lady, wie ich fand) verstarb leider einige Jahre später im normalerweise noch blühenden Alter an einer heimtückischen Krankheit. Der narzisstische Krakeeler ist inzwischen erneut verheiratet.
Wir sollten also etwas vorsichtiger sein mit spontanen und ebenso oft kategorischen Aussagen. Namentlich aus der Politik ist uns ja zur Genüge vertraut, mit welch saftigen Versprechungen deren Akteure potenzielle Interessenten locken, bevor sie zur Macht gelangen oder diese, falls schon vorhanden, erneut sichern können. Doch wenn es hernach konkret wird, erweisen sich ihre teils tollkühnen Beteuerungen, die sie im Vorfeld lauthals verkündeten, oftmals als das, was sie von Anfang an waren, eben nur dreist abgesonderte Luftblasen. Dabei sei ihnen nicht einmal unterstellt, dass sie es allesamt von vornherein unaufrichtig meinen. Aber die Niederungen des Lebens!
So weit ein abermaliger Zwischenruf.
Ergo wieder stracks zurück ins Jahr 2001!
Obwohl die Meißner Atmosphäre nach jenem grauenvollen Ereignis vom November 1999 buchstäblich dem Fegefeuer glich, kann der unsägliche Vorfall (die öffentliche Exekution der Lehrerin Sigrun Leuteritz) doch in keinerlei Beziehung mit den rätselhaften, ähnlich dramatischen Geschehnissen gebracht werden, die schon bald danach hier eintraten. Und weil die anschließende Todesserie seit ihrem Anbeginn vollkommen unerklärlich blieb, zog sie die meisten Einheimischen unaufhaltsam in ihren Bann, versetzte einige Mitbürger sogar in einen ständigen Angstzustand, welcher bei nahezu allen, die vom einschlägigen Unheil auf irgendeine Weise mit betroffen sind, immer noch anhält. Ihre quälerische Ratlosigkeit plagt sie mehr denn je.
Ja, ich ersuche Sie, die standhaft Getreuen, erneut flehentlich um Ihre geschätzte Mithilfe! Unser geradezu teuflisches Problem konnte bislang nicht wirklich gelöst werden, obwohl es mittlerweile viele gute Ansätze dafür gibt, wie uns noch eingehend übermittelt werden soll. Der ungemein makabre Sachverhalt brennt nach wie vor auf unserer Seele und foltert sichtlich den Verstand. Dabei ist sogar zu befürchten, dass noch Lenze in erklecklicher Anzahl vergehen werden, bis das bizarre Geheimnis dieses beispiellosen Phänomens endgültig gelüftet werden kann, wenn es nicht gar außerhalb unserer Stadtgrenze allmählich der Vergessenheit anheimfällt. Aber das ist eher unwahrscheinlich. Nicht zuletzt soll ja auch dieses Buch dazu beitragen, die Aufmerksamkeit möglichst vieler Mitbürger weit über die Meißner Kommune hinaus wach zu halten, ihr Urteilsvermögen für unser fraglos bizarres Anliegen zu schärfen, in der vagen Hoffnung, bei irgendeinem extra begnadeten Individuum könne doch mal ein passender Geistesblitz aufleuchten, um die absonderlichen Begebenheiten zu klären.
Die zuständigen Experten zur Aufdeckung der mysteriösen Geschehnisse in meiner geliebten Heimatstadt waren sich jedenfalls beizeiten absolut sicher, dass zwischen dem grässlichen Vorfall im hiesigen Gymnasium sowie den Ereignissen, die bald darauf folgten und sich gleichermaßen schauderhaft zutrugen, keinerlei Zusammenhang bestand. Demnach blieb der Ort fernerhin im höchsten Maße geheimnisumwoben, weil die Ermittler trotz ihrer Beflissenheit noch lange keinen nennenswerten Pluspunkt verbuchen konnten. Lediglich die Kosten für ihre Arbeit gerieten zusehends ins Uferlose.
Obwohl ich mir die betreffenden Bilder ausnahmsweise tief im Gedächtnis bewahrt habe und sie demnach jederzeit fast punktgenau abrufen könnte, will ich mich aber nachstehend darauf beschränken, es nur
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