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Das elektronische Glück

Titel: Das elektronische Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dieverse Autoren
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eine von den Raumstationen geflogen. Aber im Kosmischen Komitee sagte man mir, du seist in ihren Listen nicht aufgeführt. Und trotzdem habe ich dich gefunden. Und dich angerufen. Ich weiß nicht, warum du so darauf bestanden hast, mich nicht zu kennen. Man hätte annehmen können, du seist an Amnesie erkrankt, hättest das Gedächtnis verloren, aber ich habe derartige Gedanken sofort zurückgewiesen. Du hast sicher Gründe gehabt, wichtige natürlich. Und ich will dich nicht danach fragen. Ich bin ja so froh, daß du nun wieder bei mir bist.«
     Sie sieht mich an.
     In ihren großen grauen Augen lese ich Angst. Wahrscheinlich fürchtet sie, ich könnte wieder behaupten, ich sei nicht der, für den sie mich hält.
     »Nein, du bist es«, sagt sie, als errate sie meine Gedanken. »Du und kein anderer.«
     Ich lache und wiederhole die ersten Zeilen des Gedichtes, das sie mir eben vorgetragen hat und an die ich mich erinnere.
    »Laß, trag diese Verse nicht vor!«
    »Vorhin wollte ich sie nicht hören, jetzt willst du es nicht.«
     »Diese Strophen erschrecken mich. All die Tage nach unserer Begegnung im Hotel habe ich wie in einem furchtbaren Traum gelebt. Zwei- oder dreimal ist mir der dumme und entsetzliche Gedanke gekommen, daß nur deine äußere Hülle von dir übriggeblieben ist und du in Wirklichkeit ein ganz anderer bist.«
     »Und wenn es so wäre?«
     »Nein, so ist es nicht. Du bist wie früher. Alles ist unverändert: deine Stimme und dein Lächeln. Nur in deinen Augen liegt etwas Fremdes, ich weiß nicht, was…«
     »Dieser Tage hat mir Professor Tichomirow gesagt, ich hätte das Gesicht eines Menschen, dem jegliche Erfahrung fehle, so als sei ich eben erst geboren.«
     Sie sieht mich an: »Weißt du, er hat recht. Das habe ich auch schon gedacht.«
     »Habe ich früher denn nicht so ausgesehen?«
     »Nein. Du hattest einen anderen Ausdruck in deinen Augen, etwas spöttisch und skeptisch. Etwas in dir hat sich sehr verändert. Glaubst du nicht auch?«
     »Nein, wieso? Aber vielleicht hast du auch recht.«
     Ich begleite sie bis zu ihrer Haustür.
     »Danke«, sagt sie. »Ich hoffe, wir treffen uns bald wieder. Auf Wiedersehn, mein Lieber.«
     »Auf Wiedersehn«, sage ich; beim Weggehen blicke ich mich noch einmal um und winke ihr zu.
     Sie steht an der Haustür und schaut mir nach.
    12

    Manchmal, wenn mich irgendein Gedanke beschäftigt, gehe ich auf und ab und denke angestrengt nach. Dann läßt der Enthusiasmus nach, und ein kalter, heimtückischer Gedanke schleicht sich ein: Was wirst du im Verlag sagen, wenn du dein seltsames Manuskript hinbringst? Wie und womit willst du erklären, daß du den irdischen Gelehrten um einige Jahrhunderte voraus bist? Man wird mir sagen: »Sie sind Newton und Lomonossow, multipliziert mit Darwin und Einstein. Wo sind Sie, zum Teufel noch mal, überhaupt hergekommen? Wo haben Sie gesteckt? Warum haben Sie uns Ihre Ideen so lange vorenthalten?«
     Man wird mir kaum glauben. Es wäre besser, wenn ich einen wissenschaftlich-phantastischen Roman anbrächte, in dem ich alle diese Formeln und Auffassungen im Namen der Helden aussprechen könnte. Aber der Anfang meines Buches gleicht eher einem Lehrbuch als einem Roman. Ich bin im Grunde nur ein Mittelsmann. Meine Hand wird von der Zukunft geführt. Ich bin nur ein Popularisator, der die wissenschaftlichen Ideen einer fernen Zukunft in die Sprache der heutigen Erdbewohner umzusetzen versucht.
     Es ist nicht leicht, eine Brücke zwischen Zukunft und Vergangenheit zu schlagen, wenn man von der Zukunft her zu bauen beginnt. Wie soll ich den Menschen auf der Erde die Theorie des Physikers Tinej von der Dilnea erklären, mit deren Hilfe es unserer Wissenschaft und Technik gelungen ist, Raum und Zeit zu besiegen? Um den Kern der von Tinej entdeckten Gesetzmäßigkeiten zu erfassen, muß man die menschliche Logik völlig ausschalten und alle traditionellen Gewohnheiten des irdischen mathematischen Denkens revidieren. Ich zerbreche mir den Kopf über diesem Problem.
     Nicht weniger schwierig wird es sein, zu erzählen, wie es den Biophysikern auf der Dilnea gelungen ist, alle Geheimnisse der lebenden Zelle zu entdecken und den Augenblick festzuhalten, der sich individuelles Leben nennt. Und dann die Beschleunigung des Gedankens! Wie und warum hat man es auf der Dilnea gelernt, schneller zu denken, als es die Vorfahren vermochten? Wird man das reicht für ein Paradoxon halten, für ein begründetes

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