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Das elektronische Glück

Titel: Das elektronische Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dieverse Autoren
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du hast es fertiggebracht, ihn zu vergessen? Du selbst hast doch gesagt, er sei ein Genie, ein gewöhnliches, durch nichts hervorstechendes Genie, so wie Pawlow oder Leonardo da Vinci.«
     »Aber was hat er denn geleistet, daß ich ihn so nennen konnte?«
     »Nichts Besonderes. Er hat eine neue Lehre in der Physiologie begründet. Eine neue Schule. Genügt dir das nicht? Aber erkläre mir, wie hast du ihn vergessen können?«

    13

    Jede Nacht träume ich von der Dilnea; kaum schließe ich die Augen, so bin ich auch schon dort. Wenn ich aufwache, bin ich ganz verstört. So weit ist sie entfernt, meine Dilnea!
     In meinem langen Leben bin ich einige Male auf die Dilnea zurückgekehrt, und jedesmal habe ich an Stelle meiner Freunde und Verwandten deren Nachkommen angetroffen.
     Meine Berufung als ewiger Wanderer hat die Zukunft in die Gegenwart verwandelt. Immer, wenn ich wieder auftauchte, war ich meiner Epoche, meinen Zeitgenossen und mir selbst weit voraus. Etwas Wunderbares lag in diesen Stunden, Tagen und Wochen, als hätte sich die Tür zu einem neuen, ungewöhnlichen Leben geöffnet. Ich war in ein neues Jahrhundert geraten und erkannte weder Personen noch Sachen. Doch unter den neuen Personen und Sachen vermochte ich mich sicher zu fühlen. Nur auf der Erde kann ich mich einfach nicht zurechtfinden, und ich wiederhole mir die Worte Spinozas: »Weder beklagen noch belachen, sondern begreifen.«
     Aber es gibt Erscheinungen, die zu begreifen nicht in meinen Kräften liegt. Während ich aus der Universität zurückkehre, verlangsame ich meine Schritte. Vor mir gehen zwei Schüler. Sie schwatzen über irgend etwas. Plötzlich ruft mich einer von ihnen an. Laut spricht er meinen Namen aus, nicht den hiesigen, sondern den von dort, den richtigen.
     »Raurbef«, sagt er.
     Damit wendet er sich nicht an mich, sondern an seinen Gefährten, aber ich zucke zusammen, wie aus dem Schlaf gerissen.
     Der andere Junge sagt ebenso laut und deutlich: »Eroja.«
     Da hole ich sie ein und frage: »Woher kennt ihr diese Namen?«
     »Haben Sie etwa die wissenschaftlich-phantastische Erzählung ›Uära‹ nicht gelesen?« antwortet der eine von ihnen! »Lesen Sie sie. Dort wird von einem Reisenden erzählt, der mit Lichtgeschwindigkeit geflogen ist. Er heißt Raurbef.«
     »Raurbef, das bin ich.«
     »Sie scherzen«, sagt der Schüler. »Er sieht Ihnen nicht ähnlich. Raurbef hat fast keinen Mund.«
     »Ich habe mir eine plastische Operation machen lassen.«
     Beide Jungen lachen. »Also sind Sie direkt von den Seiten des Buches auf diese Straße gestiegen?« fragt der andere.
     Mich verblüfft die Wahrheit dieser Worte. Ich gerate ganz durcheinander.
     Nach einer Pause antworte ich: »Nein. Eher bin ich direkt von dieser Straße in das Buch geraten.«
     Ich habe Kinder sehr gern, vielleicht auch deshalb, weil ich sie nur in den Pausen zwischen meinen Reisen antreffe. Die Kinder der Erde unterscheiden sich nicht sehr von denen auf der Dilnea. Und dort, auf der Dilnea, bin ich oft in Schulen und andere Einrichtungen für Kinder gegangen und habe von meinen Reisen erzählt.
     »Nun, ihr glaubt mir wohl nicht?« frage ich.
     Der schlagfertigere und forschere Junge antwortet: »Was glauben wir nicht?«
     »Daß ich Raurbef bin?«
     »Glauben wir!« ruft er spöttisch. »Aber darauf kommt es doch nicht an, ob wir es glauben oder nicht.«
     »Sondern?«
     »Na, wie soll ich mich ausdrücken, wenn man es liest, glaubt man daran. Hat man es aber zu Ende gelesen, denkt man, ein interessantes Märchen. Jetzt lese ich aber doch nicht.«
     »Das stimmt«, sage ich. »Jetzt liest du nicht, sondern gehst durch die Straße. Aber da gibt es einen Haken. Ich werde dir gleich etwas zeigen, und dann wirst du nicht mehr zweifeln.«
     Ich hole den linguistischen Universalapparat aus der Tasche und reiche ihn dem Jungen hin.
     »Wie heißt du?« frage ich.
     »Wolodja.«
     »Und dein Freund?«
     »Semjonow. Er hat einen schwierigen Vornamen. Bei uns nennen ihn alle einfach Semjonow.«
     Ich sage: »Schau dir dieses Ding hier mal an, Semjonow. Kannst du Französisch?«
     »Nein, kann ich nicht. In unserer Schule lernen wir Englisch und Bantu.«
     »Kannst du kein einziges Wort?«
     »Nur bonjour und merci.«
     »Das ist recht wenig. Doch gleich wirst du alle Wörter kennen. Hier, drücke mal auf diesen Knopf.«
     »Gut. Und was ist jetzt?«
     »Sprich jetzt.«
     Semjonow spricht französisch. Auf dem Gesicht seines

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