Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das elektronische Glück

Titel: Das elektronische Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dieverse Autoren
Vom Netzwerk:
Woche in voller Unkenntnis befunden…«
     Marjana errötete.
     »Denken Sie aber nicht, daß ich den Vers selbst gemacht habe. Den hat der Chef ausgegraben. Sie finden ihn in der Beschreibung… Er ist ganz interessant, noch aus der dunklen Zeit des Wahrsagens und Aberglaubens… Wir wissen noch wenig über den Menschen.«
     Marjana hatte sich endlich gefaßt.
     »Sie sind wahrscheinlich sehr müde; ich kenne die Technologie zwar nicht, aber jede Nacht…«
     »Ich bitte Sie, nicht jede Nacht! Sitzungen wurden dreimal durchgeführt.«
     »Montag, Dienstag und Freitag?«
     »Sehen Sie, das Experiment ist tatsächlich gelungen!«
     »Ja. Aber vom Menschen – da haben Sie recht – wissen wir noch sehr wenig! Nicht viel mehr, als man früher wußte, als man an der Kamille abzählte: ›Liebt mich – liebt mich nicht.‹ Noch eine Frage: Sie haben mir im Schlaf die Entschlossenheit suggeriert, gegen die Instruktion zu handeln. Soweit ich mich erinnere, war davon aber auch offen die Rede.«
     »Ich habe nach dem Programm gehandelt; meine Aufgabe bestand nur darin, die Sache etwas zu forcieren; an anderen Abschnitten wurde das Experiment etwas anders durchgeführt. In zwei Fällen, soweit ich weiß, mit Hilfe direkter Suggestion, ohne unmittelbaren Kontakt mit dem Objekt…«
     »Gut, aber wie soll ich mir die seltsame Wahl des Themas erklären?«
     »Der Zweite Rat kennt Ihren Bericht über die Arbeit des Laboratoriums der B-Klasse. Wir haben Ihre Gedanken gewissermaßen zu der endgültigen Schlußfolgerung geführt, zu der Sie sich noch nicht erkühnt hatten.«
     »Aber… wie ist denn das überhaupt mit den Instruktionen und den drei Räten?«
     »Oh, ich bitte Sie, Marjanotschka! Das taugt alles nur für ein Experiment«, Arkadi beugte sich vertraulich über den Tisch zu Marjana hinüber, »im Leben dagegen… Stellen Sie sich vor, was für ein Durcheinander entstünde, wenn man den Laboratorien das rote Streifchen gäbe!« Als Arkadi sah, daß Marjana die Stirn runzelte, legte er das auf seine Weise aus. »Ihnen selbst, so scheint mir, droht keinerlei Gefahr, Sie erhalten Antwort auf Ihren Bericht, und damit ist alles erledigt. Es wird keinerlei Unannehmlichkeiten geben! Sie sind eisern, das kann ich bestätigen, und wenn das Gerät nicht gewesen wäre… Außerdem wird die Assoziation Sie verteidigen. Sie werden dort gebraucht… Jetzt aber, so traurig es auch ist, muß ich mich verabschieden, ich werde erwartet.«
     Arkadi stand auf und streckte Marjana die Hand entgegen.
     »Aber wie denn…«
     »Was?«
     »Nein, nichts… Auf Wiedersehen, bis zum September. Ich bin lange nicht in Tulawi gewesen. Aber es ist doch auch hier bei uns nicht schlecht, nicht wahr? Besonders der Park. Und die Bank unter der Eiche – gegenüber von meinem Fenster.«
     »In den Park hineinzuschauen, habe ich nicht mehr geschafft. Aber ich komme unbedingt noch mal hierher und setze mich auf Ihre Bank… Verzeihen Sie nochmals und vielen Dank!«
     »Na, dann alles Güte. Nur noch eins: Ich hätte die ganze Zeit über eine bessere Meinung von Ihnen als jetzt. Das sollen Sie doch wissen. Ich bin sogar traurig. Jener junge Mann, der die Instruktionen zum Teufel schickte, sich sogar ein Bein brechen wollte, hat mir besser gefallen. Das wollte ich Ihnen noch sagen.«
     »Ach, Marjanotschka, Sie sind ein wunderbarer Mensch. Ich würde sagen – kein moderner. Doch das ist eben das Großartige an Ihnen!«
     Als sich die Tür hinter Arkadi schloß, begann Marjana höchst modern hinter ihm drein zu schimpfen.

Viktor Kolupajew

    Das verschiedenfarbige Glück

    1

    Bevor ich mich in die Testkammer begab, warf ich noch einen Blick auf meinen Glücksindikator. Der goldig glänzende Zeiger stand auf dem fünfunddreißigsten Teilstrich. Genug, um in guter Stimmung zu sein.
     Edik Grosset schlug mir mit der Handfläche zwischen die Schulterblätter und sagte: »Tut mir leid, daß ich dir diese Minuten bereiten muß.«
     »Schon gut, Ed. Dazu ist das Experiment ja da. Du hast keine Wahl, es ist nun mal deine Pflicht. Laß dir ja nicht einfallen zu mogeln. Dann war alles umsonst!«
     Die Bemerkung über das Mogeln war natürlich überflüssig. Grosset konnte gar nicht mogeln, nie und unter keinen Umständen. Um so schwerer aber war es für ihn, an diesem Experiment teilzunehmen.
     »Du weißt ja selbst«, meinte Edik. »Es ist, als krempelten sie einem das innerste nach außen. Widerlich.«
     »Hör auf zu jammern.« Ich faßte

Weitere Kostenlose Bücher