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Das elektronische Glück

Titel: Das elektronische Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dieverse Autoren
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zerfetzt und mit Blut bespritzt. Ich begriff, was das war.
     »Nina!« schrie ich und stürzte ihr entgegen. »Nimm dein Armband ab! Nimm es ab!«
     Sie hatte mich hier nicht erwartet und blieb verwundert und glücklich stehen. Glücklich, davon war ich überzeugt.
     Ich hatte keine Zeit, es ihr zu erklären, und versuchte schweigend, ihr das Armband – den Glücksindikator – abzureißen.
     »Was machst du?« fragte sie leise.
     »Du darfst dieses Armband nicht tragen.«
     »Was für Wunder geschehen hier! Wo kommst du denn her?«
     Ich riß ihr schließlich das Armband ab, preßte es in meiner Faust und holte aus, um es von mir zu schleudern. Ich schaffte es jedoch nicht: Es explodierte ebenfalls. Splitter streiften ihre Wange und ihre Schulter.
     »Schon gut, laß gut sein«, sagte sie, als ich ihr die Blutstropfen vom Gesicht wischen wollte. »Wieso bist du hier? Oder ist es wahr, daß du den ganzen Abend mit mir gesprochen hast?«
     »Es ist wahr.«
     »Gehen wir?«
     Wir gingen wie Siebzehnjährige, einander die Arme um die Schultern legend, die Chaussee entlang.
     An der Kurve leuchtete der verschwommene Lichtfleck eines Motorradscheinwerfers auf. Wir traten zur Seite, aber der Motorradfahrer bremste plötzlich scharf und streifte uns fast mit dem Beiwagen. Es war Sergej.
     »Wollt ihr weit weg?« fragte er.
     »Sergej«, sagte Nina, »ich komme nicht zurück. Verstehst du, ich komme nicht zurück… Dort zu Hause ist eine Nachbarin…«
     »Sergej«, erklärte ich. »Es ist passiert, und du kannst nichts daran ändern.«
     »Ist noch was zu trinken übrig?« fragte Sergej.
     »Ja.«
     »Dann heben wir einen auf dieses Ereignis.«
     »Nein, Sergej.«
     »Dann eben nicht! Geht zum Teufel… Nataschenka überläßt du mir wohl nicht?«
     »Nein.«
     Er gab Gas und brauste los.
     »Tut's weh?« fragte Nina und berührte meinen zerrissenen Ärmel.
     »Nein. Alles in Ordnung. Und dir?« Ich strich über ihre Wange.
     »Nein.« Sie schüttelte den Kopf.
     … Und ihr wolltet einen glücklichen Menschen sehen. Wo liegt der Fehler des Experiments, Genosse Karminski?
    6

    Das erste, was mich verblüffte, als ich die Augen öffnete, war das helle Sonnenlicht. Ich saß auf einer Kiste mit Glückstüten. Inga hielt meine Schultern umfaßt. Anton verband mir die Hand.
     »Diese Indikatoren sind doch der reinste Mist«, sagte er. »Ich schmeiße meinen gleich heute weg.«
     »Mit den Indikatoren werden wir uns noch befassen müssen.« Karminski preßte tiefsinnig die Lippen zusammen.
     »Tut's weh?« fragte Inga.
     »Mach dir nichts draus, alter Junge.« Edik versuchte mir zuzulächeln. »Wir haben das nicht absichtlich getan. Wie es dazu gekommen ist, weiß bis jetzt noch keiner.«
     »Verstehst du«, sagte Inga, »es war alles wie in Wirklichkeit. Nur zeitlich gerafft und ohne räumliche Versetzung.«
     »Wo ist Sergej?« fragte ich.
     »Er wollte zu Hause anrufen. Da ist er wieder.«
     Sergej kam herein. Alle starrten ihn schweigend an.
     »Stimmt alles«, meinte Sergej grinsend. »Ihr Glücksindikator ist auch explodiert… Nichts Ernstliches. Die Splitter haben nur ihre Wange und die Schulter gestreift, wie du schon vermutet hast… Wer fährt also mit zum Fischen?«
     Ich stand auf und trat zu ihm.
     »Sergej, ich habe dich nicht belogen.«
     »Ach… geh zum Teufel!« sagte er ohne jeden Groll, wie ein sehr müder Mensch. »Aber sie hat wirklich Charakter.«
     »Wir hatten heute keine Mittagspause«, erklärte Anton. »Berücksichtigen Sie das, Genosse Karminski.«
     »Euer Tag ist nicht normiert«, meldete sich der Leiter zu Wort. »Das Experiment ist Gott sei Dank erfolgreich verlaufen. Und gleich beim erstenmal.«
     »Worin besteht denn der Erfolg?« interessierte sich Alla. »Was haben wir herausgefunden? Daß der Mensch glücklich sein kann? Aber wie?«
     Alle waren schrecklich niedergeschlagen und etwas böse aufeinander. Wenn ich gegangen wäre, hätten sie sich leichter, freier gefühlt.
     »Wieviel Kisten mit Glück habt ihr verbraucht?« fragte ich, nur um etwas zu sagen.
     »Anfangs hundertachtzig Tüten von jeder Farbe«, begann Vitali Petrowitsch. Nein; er war nur Wissenschaftler. Nur Kandidat der technischen Wissenschaften. »Und dann kamen wir nicht mehr von der Stelle. Kurz danach aber hat es ohne alle Tüten plötzlich geklappt. Weißt du noch, wie du dir den, Helm heruntergerissen hast?«
     »Bei euch hat es geklappt?«
     »Natürlich, bei wem denn

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