Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das elektronische Glück

Titel: Das elektronische Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dieverse Autoren
Vom Netzwerk:
sonst! Das Experiment hat geklappt. Am Montag fangen wir mit der Auswertung der Ergebnisse an. Heute sollten wir überhaupt…«
     »Macht nur.«
     Ich rief Marina an und sagte ihr, daß ich nicht nach Hause käme.
     »Ich weiß«, erwiderte sie. Sie weinte. »Ich kann es nicht glauben. Alles war so schön. Sascha, was ist passiert?«
     »Verzeih mir, Marina!«
     Ich konnte nicht mit ihr sprechen. Jetzt konnte ich mit niemandem sprechen. Ich verließ das Institut, ging zu Fuß zum Blumengeschäft und kaufte für das ganze Geld, das ich bei mir hatte, einen riesigen Blumenstrauß.
     Und plötzlich wurde mir klar, daß ich jetzt nicht zu Nina fahren konnte. Was sollte ich ihr sagen? Das, was ich heute schon einmal gesagt hätte? Alles war noch genauso kompliziert wie gestern und vor einem Jahr.

Alexander Shitinski

    Arsik

    1

    Bei mir ist alles in bester Ordnung. Ich stehe mit beiden Beinen fest auf der Erde. Alles läuft vorzüglich.
     Ich bin Kandidat der physikalisch-mathematischen Wissenschaften. Mit neunundzwanzig Jahren. Das berechtigt zu Hoffnungen.
     Ich liebe meine Arbeit. Nörgler mag ich nicht. Jemand hat einmal gesagt, ich hätte einen Vollkommenheitskomplex. Das stimmt. Darin sehe ich nichts Verdammenswertes.
     Ich leite ein feines Labor. Es wurde aus dem Labor meines Chefs ausgegliedert. Professor Galilejew merkte, daß es für uns beide zu eng wurde unter einem Dach. Zudem wollte er sich von Ballast befreien. Mir wurden zwei Laborantinnen, Ignati Semjonowitsch und Arsik zugeteilt.
     Der Hauptballast ist Arsik.
     Eigentlich heißt er Arseni Nikolajewitsch Tomaszewicz. Seine Vorfahren waren Polen. Man könnte meinen, er hätte den traditionellen polnischen Hochmut geerbt. Nichts dergleichen. Alle im Institut, von der Aufräumefrau bis zum Direktor, duzen ihn und nennen ihn Arsik. Er lächelt lieb und schüchtern. Dieser Umstand verhindert es, ihn loszuwerden.
     Arsik ist nicht unbegabt, aber unnütz. Leider habe ich mit ihm zusammen studiert, und wir beide sind nach dem Staatsexamen in das Institut beordert worden. Leider, weil mich das jetzt darauf, daß man mich Gennadi Wassiljewitsch nennt. Das ist keine lächerliche Kleinigkeit und keine Wichtigtuerei. In meinem Labor brauche ich normale Arbeitsbedingungen. Ich mag es nicht, wenn die Umgangsformen in der Arbeitsstelle an ein geselliges Beisammensein erinnern.
     Arsik nennt mich Gescha.
     Ignati Semjonowitsch, der doppelt so alt ist wie ich, spricht mich mit Vor- und Vatersnamen an. Von den Laborantinnen rede ich nicht erst. Aber Arsik merkt sich das nicht.
     Als ich zum Laborleiter befördert wurde, versammelte ich meine Mannschaft und erklärte ihr, womit wir uns beschäftigen würden.
     »Sie, Arseni Nikolajewitsch«, sagte ich betont unfreundlich, »werden Ihr Thema ändern müssen. Es paßt nicht in meine Pläne.«
     Arsik sah mich naiv an, wie ein Kind. Er druckste lange herum, dann fragte er lässig: »Gescha, ist es wahr, daß die Augen der Spiegel der Seele sind? Ich denke die ganze Zeit darüber nach – was für ein Spiegel? Ein konvexer, ein konkaver oder vielleicht ein ebener?«
     Ignati Semjonowitsch zuckte zusammen. Er kannte Arsik nicht näher, weil er bisher in einem anderen Zimmer gearbeitet hatte. Die Laborantinnen Schurotschka und Katja stierten mit rotem Kopf auf die Tischplatte und verbissen sich das Lachen. Sie nahmen an, hinter Arsiks Worten stecke ein verborgener Sinn oder eine Anspielung. Sie kannten ihn ebenfalls schlecht. Arsiks Worte waren nie zweideutig. Wenn er nach Spiegeln fragte, hieß das, daß sie ihn gerade interessierten.
     Ich konnte ihn nicht zurechtweisen. Er hätte das einfach nicht verstanden.
     »Ein halbdurchlässiger«, antwortete ich mit gezwungenem Lächeln. Ich dachte an einen Spiegel der Seele.
     »Aha«, sagte Arsik, die Unterlippe vorstülpend. »Natürlich.«
    »Dein Thema änderst du trotzdem«, ermahnte ich ihn.
     Er zuckte die Schultern. Außer Spiegeln existierte für ihn derzeit nichts.
     Wir beschäftigen uns mit physikalischer Optik. Das ist ein uralter Zweig der Physik. Jetzt entwickelt er sich heftig, dank Laserstrahlen, Lichtleitern und anderen Dingen. Mich interessiert die Faseroptik, speziell ihre Anwendung in der Datentechnik. Optische Digitalrechner mit riesiger Operationsgeschwindigkeit und Leitungen von gigantischer Kapazität – dahin gehen meine Forschungen.
     Ich bin davon überzeugt, daß jeder Mensch eine Lebensstrategie braucht. Nur so kann er das

Weitere Kostenlose Bücher