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Das Elfenportal

Titel: Das Elfenportal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbie Brennan
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wird nicht auf dem Schlachtfeld sterben. Das würde einen Märtyrer aus ihm machen. Er muss vor Ausbruch der Feindseligkeiten sterben. Und das Gleiche, fürchte ich, gilt auch für Euch.«
     

Siebenundzwanzig
     
    H olly Blue hätte ihren Vater am liebsten umgebracht. »Ich bin krank vor Sorge gewesen, junge Dame!«
    »Wirklich, Vater, dazu bestand kein Grund.«
    »Kein Grund? Weißt du eigentlich, wie spät es ist?«
    Der Punkt ging an ihn. Es wurde bald hell. Aber das gab ihm noch lange nicht das Recht, vor der Dienerschaft so mit ihr umzuspringen. »Es tut mir leid, dass es so spät geworden ist, Vater, aber ich war in einer wichtigen Mission unterwegs.«
    »Und wenn du den Hohepriester von Coridon besucht hättest!«, fuhr der Purpurkaiser sie an. »Ja, glaubst du eigentlich, Pyrgus’ Verschwinden bereitet mir nicht Sorgen genug?«
    »Tatsächlich bin ich gerade wegen Pyrgus – «
    »Das ist mir egal. Es ist mir egal, was du vorgehabt hast. Ich kann diesen ganzen Geheimdienstkram nicht länger dulden. Mir widerstrebt es zutiefst, dass du herumschleichst und so tust, als wärst du eine dahergelaufene Spionin. Du bist eine Prinzessin des Reiches, keine halbseidene Agentin im Einsatz.«
    »Vater«, sagte Holly Blue, »ich möchte das wirklich nicht vor anderen vertiefen, aber die Bücher, die ich mitgebracht habe, enthalten wichtige Informationen. Sie könnten uns einen Hinweis darauf geben, wohin Pyrgus verschwunden ist.«
    Sie sah ihren Vater vorsichtig an. Er hatte die Bücher aus Brimstones Haus konfisziert, kaum dass sie in den Palast zurückgekehrt war – tatsächlich genau in dem Moment, als sie zugegeben hatte, sie gestohlen zu haben. Aber Brimstones magisches Tagebuch hatte sie immerhin überfliegen können. Es ließ keinen Zweifel daran, dass Brimstone ihren Bruder im Rahmen einer abscheulichen Dämonenbeschwörung hatte ermorden wollen. Es deutete außerdem alles darauf hin, dass Brimstones Geschäftspartner Chalkhill derjenige gewesen war, der Pyrgus gefangen genommen hatte. Was hatten Brimstone und Chalkhill vor? Steckten sie hinter der Sabotage des Portals? Wussten sie, wo Pyrgus jetzt war? Da Brimstone spurlos verschwunden zu sein schien, war Holly Blue fest entschlossen, mit Chalkhill ein kleines Schwätzchen zu halten und die Wahrheit irgendwie aus ihm herauszubekommen.
    Ihr Vater runzelte furchterregend die Stirn. »Diese Bücher sind Diebesgut, junge Dame. Und du hast sie gestohlen. Ich hätte nie geglaubt, dass ich eines Tages erleben muss, wie meine Tochter sich als gewöhnliche Diebin entpuppt. Torhüter Tithonus wird die Bücher gleich morgen früh zurückbringen. Und du gehst jetzt besser auf dein Zimmer, ziehst diese lachhafte Verkleidung aus und machst, dass du ins Bett kommst.«
    Wie konnte der eigene Vater so dumm sein? So… so… so… »Vater, du darfst sie nicht zurückgeben. Sie könnten uns helfen, Pyrgus zu finden – «
    »Ich denke, die Suche nach Pyrgus kannst du getrost denjenigen überlassen, die wissen, was sie tun«, erklärte ihr Vater kalt. Sein Tonfall wurde ein wenig freundlicher, als er hinzufügte: »Ich weiß, du machst dir Sorgen wegen deines Bruders, Holly Blue, aber während du dir diese lächerliche Eskapade geleistet hast, haben Tithonus und ich in Erfahrung gebracht, dass er wohlbehalten ins Reich zurückgekehrt ist. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis wir ihn gefunden haben.«
    Dann hatten sie ihn also noch nicht gefunden. Genau, wie sie es sich gedacht hatte! »Vater, ich – «
    »Schluss jetzt«, sagte ihr Vater. »Ich will nichts mehr davon hören. Ich habe einen langen Tag und eine lange Nacht hinter mir und eine ganze Menge mehr Sorgen, als ich brauchen kann – die zu einem Großteil du verursacht hast, könnte man sagen. Geh auf dein Zimmer.«
    »Aber Vater, ich – «
    »Kein Aber«, fiel er ihr ins Wort. Er kehrte ihr den Rücken zu, als wolle er das Gespräch endgültig beenden, aber dann konnte er nicht widerstehen, drehte sich noch einmal um und fragte: »Was sind das überhaupt für alberne Sachen, die du da anhast? Ist dir klar, dass du wie ein Junge aussiehst?«
    »Vater – «
    »Schluss jetzt!«, sagte ihr Vater. Diesmal ging er. Hätte er sich noch einmal umgedreht, wäre ihm vielleicht aufgefallen, dass Holly Blue trotzig die Unterlippe vorschob, als sie auf ihr Zimmer ging.
     
    Chalkhill musste wirklich sehr reich sein – über seinem gesamten Landsitz lag ein Schönwetterzauber. Man konnte die Lücke in den Wolken meilenweit

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