Das Elfenportal
die Arbeitskleidung eines Butlers, aber seine Hosen waren zu Shorts gekürzt worden und dazu trug er Söckchen und weiche, grüne, spitze Schuhe.
»Ja bitte?« Er schien nicht sonderlich erfreut über ihren Besuch.
Blue riss sich vom Anblick seiner Beine los. »Sluce Killman«, stellte sie sich frech vor. »Das ist Mr Kitterick. Wir hätten gern Mr Chalkhill gesprochen.«
Sie rechnete damit, dass er nach dem Grund ihres Besuchs fragte, und hatte ihre Geschichte mit der Anti-Falten-Creme parat. Aber er sagte nur: »Sie dürfen hier nicht rein.« Er sah Kitterick von oben nach unten an, dann sagte er zu Blue: »Er passt nicht zur Einrichtung.«
Blue fiel die Kinnlade herunter, als die Tür sich vor ihrer Nase schloss.
»Sluce Killman?«, entfuhr es Kitterick. »Kein Wunder, dass er uns nicht hereinlassen wollte.«
Blue war mit ihrer Weisheit am Ende. »Was machen wir jetzt?«
»Dürfte ich vorschlagen, Durch-… Mr Sluce, dass wir hinten herumgehen? Wenn ich Madame Cardui richtig verstanden habe, besitzt Mr Chalkhill eine Art Swimmingpool. Vielleicht schwimmt er gerade eine Runde oder genießt seine private Sonne.«
»Sie meinen, die lassen uns einfach… hintenherum gehen?«
»Ich sehe niemanden, der uns aufhalten könnte«, sagte Kitterick.
Seltsam genug, aber er hatte Recht. Nach ihren Erlebnissen in Brimstones Wohnung hatte Blue auf Chalkhills Grundstück mit den höchsten Sicherheitsvorkehrungen gerechnet, aber bis jetzt war davon so gut wie nichts zu bemerken. Der Butler, der ihnen den Eintritt verwehrt hatte, konnte ja wohl kaum als bewaffnete Wache gelten.
Ein Blumenbeet voller Fingerhut und Glockenblumen klingelte leise im Wind, als sie um das Haus herumgingen. Der Weg schlängelte sich zwischen einigen herzförmig geschnittenen Büschen hindurch vorbei an einem Croquet-Rasen mit leuchtend rosa Toren. Als der Swimmingpool in Sicht kam, blieb ihnen buchstäblich die Luft weg.
Zunächst hielt Blue es für irgendeine Art Gaukelzauber, aber dann sah sie genauer hin. Der Pool war tatsächlich so gebaut. Obwohl Wohlstand ihr nicht fremd war – diese Extravaganz verblüffte sie. Der Pool war aus einem einzigen Amethyst geschnitten, aus dem größten Amethyst, den sie je gesehen hatte. Ein Amethyst, in Gold gefasst! Das Wasser sprudelte darin, angetrieben von einer verborgenen Maschine.
Blue wandte den Blick widerstrebend von dem Pool ab, um das bemalte Etwas in Augenschein zu nehmen, das sich daneben auf einem schwer mit Kissen beladenen Liegestuhl ausruhte. Obwohl das Wesen wirklich spärlich bekleidet war, hätte Blue einen Moment lang nicht sagen können, ob es sich um einen Mann oder eine Frau handelte. Es war jedenfalls mollig und verschwenderischer geschminkt als Madame Cardui. Der knapp bemessene Badeanzug protzte mit Goldlame und Straußenfedern.
»Was in aller Welt ist denn das?«, fragte Blue leise.
»Das«, sagte Kitterick, »ist Mr Chalkhill.«
Sie bewegten sich rückwärts aus der Sichtweite des Pools. »Und was jetzt?«, flüsterte Blue.
»Ich glaube«, sagte Kitterick, der anscheinend nie mit seiner Weisheit am Ende war, »wir können uns ihm einfach offen nähern. Wir sind schließlich ehrliche Kaufleute – Handlungsreisende, wenn Sie so wollen –, die etwas anzubieten haben. Eine gewisse… Aggressivität wird von uns durchaus erwartet.«
»Meinen Sie nicht, er wird Verdacht schöpfen, wenn wir uns einfach hintenherum schleichen?«
»Genau das meine ich ja, Mr Sluce. Wir schleichen nirgendwo herum – wir nähern uns ihm ganz offen.«
»Und was dann?«, fragte Blue, die sich darüber ärgerte, dass sie sich so verwundbar fühlte. Als sie Brimstones Fallen in Angriff genommen hatte, war sie besser in Form gewesen – und das war tausendmal gefährlicher gewesen als dies hier.
»Dann«, sagte Kitterick geduldig, »breiten wir unsere Waren aus, verwickeln Mr Chalkhill in ein Gespräch und hoffen darauf, dass er – « Er brach ab, als sich eine schwere Hand auf seine Schulter legte.
Der Mann war kein Riese, aber Kitterick überragte er bei weitem. Blue blickte in ein Gesicht mit ebenmäßigen Zügen und pockennarbiger Haut. Der Mann trug die flaschengrüne Uniform eines Sergeants des Wachschutzes. An seinem Gürtel baumelte ein Betäubungsstab. Er funkelte die beiden an. »Was schleicht ihr zwei hier herum?«, fragte er.
Blue schluckte. »Sluce Killman«, sagte sie automatisch. »Wir wollen M-Mr Chalkhill sprechen. Geschäftlich«, fügte sie etwas mutlos hinzu.
Der Blick des
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