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Das Elfenportal

Titel: Das Elfenportal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbie Brennan
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eine Entscheidung. Wenn er es in den nächsten paar Sekunden nicht hier herausschaffte, dann würden die Wachen ihn unter sich begraben wie eine Lawine.
    Pyrgus warf sich nach vorne. Aber er verdrehte seinen Körper, so dass das Messer den Wachmann auf keinen Fall berühren konnte. Für einen klitzekleinen Moment stand der Wachmann noch dort, dann verlor er die Nerven und sprang wild mit den Armen rudernd beiseite. Bevor er den Betäubungsstab wieder ausgerichtet hatte, war Pyrgus durch die Ausgangstür hindurch.
    Er knallte sie hinter sich zu und lief den Flur hinauf.
    Ihm war klar, dass er es nicht schaffen konnte. Schon strömten hinter ihm die Wachen in den Flur, heulten überall Sirenen auf, und jeder Dummkopf konnte sich ausmalen, dass sie als Erstes die Ausgänge abriegelten. Eine Minute noch und sie hatten ihn, und die Katze und ihre Jungen landeten wieder in der stinkenden Fabrikhalle. Um sich selbst machte Pyrgus sich wenig Sorgen – er hatte sich schon aus schlechteren Umständen wieder herausgewunden –, aber er konnte nicht zulassen, dass die Kätzchen starben. Er lief um eine Biegung des Ganges und konnte seine Verfolger für einen Moment nicht mehr sehen. Von der Decke hing ein Schild herab, auf dem Toiletten stand, mit einem Pfeil nach rechts.
    Er schoss rechts um die Ecke. Ein rascher Blick sagte ihm, dass die Toiletten leer (und nicht allzu sauber) waren. Er zögerte. Es war möglich, dass die Wachen vorbeiliefen, ohne zu begreifen, wo er geblieben war, aber er hätte darauf keine Wette abgeschlossen. Er wirbelte herum und sah nach, ob die Tür sich verriegeln ließ, aber es waren einfach nur zwei Schwingtüren. Draußen auf dem Korridor kamen die Wachen näher. An den Türen waren bogenförmige Griffe und er sah sich nach einem Besen oder etwas anderem in der Art um, den er unter ihnen hindurchschieben konnte. Er fand keinen Besen, gar nichts. Die Wachen waren jetzt ganz nahe. Würden sie vorbeilaufen?
    »Überprüft die Toiletten!«, rief jemand.
    Es war aus und vorbei. Außer er fand etwas, mit dem sich die Türen verrammeln ließen. Ihm kam ein Gedanke, aber er verwarf ihn. Dann sah er die Kätzchen in dem Käfig an und der Gedanke war wieder da.
    Er stellte den Käfig ab und zog sein Halekmesser. Sechs Monate hatte er darauf gespart. Er würde nie wieder eines besitzen. Die Katzenmutter begann unpassenderweise zu schnurren. »Ach, sei still!«, sagte er. Aber sterben lassen konnte er sie auch nicht. Er schob das Halekmesser unter den beiden Griffen hindurch.
    Es würde zerbrechen, keine Frage. Aber dabei würde es seine Ladung auf die Tür abgeben. Das Holz würde den Großteil absorbieren, aber es würde noch genug durchkommen, um jeden in Reichweite zu betäuben. Und das würde die anderen dazu zwingen, eine kleine Pause einzulegen. Es würde sie nicht aufhalten, aber ihm würde es Zeit verschaffen. Er schnappte sich gerade den Käfig, da warf sich die erste Welle Wachen gegen die Tür. Pyrgus verzichtete darauf, sich umzusehen, aber er hörte ein Aufheulen, als die Halekklinge zersplitterte, und dann Schreie und Scheppern von draußen. Er stürzte zu dem kleinen Fenster am anderen Ende der Toiletten.
    Er musste sich auf ein Waschbecken stellen, um heranzukommen. Für einen Moment fürchtete er schon, es nicht aufzukriegen, aber die Verzweiflung gab ihm Kraft. Das Fenster lag zu einem steilen Dach hin und war gerade groß genug, dass er hindurchklettern konnte. Er hielt den Käfig hinaus und öffnete ihn. Die Käfigtür schwang auf, aber die Katze und ihre Jungen sahen ihn nur an.
    »Macht schon!«, zischte Pyrgus. »Raus mit euch! Raus mit euch, hopp! Ja, seid ihr nun Katzen oder nicht? Ich denke, Katzen wohnen auf Dächern.«
    Hinter ihm krachte etwas, einige der Wachen hatten sich schon wieder erholt und stürmten hinein. Die Katzendame stand auf, warf einen kurzen Blick auf Pyrgus, dann trat sie auf das Dach hinaus. Ihre Jungen folgten ihr sicheren Fußes. Pyrgus stieß den leeren Käfig beiseite und begann sich aus dem Fenster zu winden. Grobe Hände packten ihn bei den Knöcheln.
    »Denkste, Freundchen!«, grollte eine wütende Stimme.
    Pyrgus wand sich, Pyrgus trat um sich, aber er wurde zurück nach drinnen gezogen. Das Letzte, was er sah, war der Käfig, der über die Dachkante hinwegkullerte, um unten zu zerschmettern.
     
    Pyrgus entspannte sich. Wenigstens waren die Katzenjungen jetzt in Sicherheit, und die Wachen würden ihn ja wohl kaum dafür umbringen, dass er eine Katze

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