Das Elfenportal
gutaussehend gewesen, wenn er nicht eine dermaßen fleckige Haut gehabt hätte.
Der Ausdruck von Betrübtheit auf Pratellus’ Gesicht vertiefte sich. »Nun verhält es sich allerdings so, dass du hier unbefugt eingedrungen bist, und so muss ich dir einige Fragen stellen. Das wirst du doch verstehen, nicht wahr?«
Pyrgus nickte.
»Fühlst du dich dem schon gewachsen oder soll ich noch einen Moment warten?«
Pyrgus schluckte. »Nein, nur zu.« Je schneller er es hinter sich brachte, desto schneller konnte er aus diesem Irrenhaus verschwinden. Und dafür sorgen, dass es so schnell wie möglich geschlossen wird, dachte er grimmig. Jetzt, wo er wusste, was sie den Katzen antaten, würde er auf keinen Fall zulassen, dass diese Fabrik weiter produzierte. Wenn es sein musste, würde er damit bis zum Kaiser gehen. Chalkhill & Brimstone mochte ein oder zwei anständige Angestellte wie diesen Captain hier haben, aber das entschuldigte ihr Tun noch lange nicht. Er war erstaunt, dass sie das mit den Kätzchen überhaupt so lange hatten geheim halten können. Man sollte doch meinen, dass so etwas zwangsläufig nach draußen sickerte.
»Nun, dann fangen wir vielleicht am besten mit deinem Namen an.«
»Pyrgus«, sagte Pyrgus zu ihm. »Pyrgus Malvae.«
»Ein Mitglied des Herrscherhauses!«, rief Pratellus aus. Pyrgus lächelte schwach. »Nun, Pyrgus, ich möchte dich nicht eine Minute länger aufhalten als nötig. Möchtest du mir vielleicht erzählen, was du in der Fabrik getan hast?«
Pyrgus starrte ihn einen Augenblick an, dann entschied er sich für die Wahrheit. »Ich wurde verfolgt und da bin ich über das Tor gestiegen.«
Der Ausdruck von Sorge war wieder auf Pratellus’ Gesicht zurückgekehrt. »Wer hat dich verfolgt?«
»Ich bin mir nicht sicher«, sagte Pyrgus. »Ich glaube, es könnten Black Hairstreaks Männer gewesen sein.«
Pratellus zog scharf die Luft durch die Zähne ein. »Black Hairstreak! Verständlich, dass du dem nicht in die Finger geraten wolltest. Darum bist du also über das Tor gestiegen?«
»Ja, Sir.«
»Crambus, Pyrgus – sag Crambus zu mir. Ich habe den Eindruck, wir könnten Freunde werden, wenn wir das hier erst einmal hinter uns haben.«
Pyrgus nickte.
Crambus Pratellus fuhr fort: »Du weißt, dass das gefährlich war?«
Pyrgus nickte erneut. »Jetzt schon.«
»Ich habe Mr Brimstone bereits auf die extremen Sicherheitsvorkehrungen angesprochen.« Pratellus richtete die Augen kurz himmelwärts. »Aber hat er auf mich gehört? Eines Tages wird jemand ums Leben kommen, und wie stehen wir dann da? Aber du bist nicht ums Leben gekommen.«
»Nein, Sir – nein, Crambus.«
»Und es wäre natürlich weit gefährlicher gewesen, Black Hairstreak in die Hände zu fallen.«
Pyrgus nickte. Das stimmte wahrscheinlich. Vor allem, wenn man ihm seinen Phönix gestohlen hatte. Er beschloss, den Phönix Captain Pratellus gegenüber nicht zu erwähnen.
»Dann bist du also nicht gezielt in die Fabrik eingebrochen? Sie… lag nur zufällig auf deinem Fluchtweg?«
»Ja.«
»Was ist mit den Katzenjungen? Die Wachen haben gesagt, du hättest Katzenjunge gestohlen.«
Pyrgus zögerte, dann sagte er: »Ich hab sie nicht gestohlen – ich hab sie gerettet.«
Pratellus seufzte. »Ein Tierfreund also. Das bin ich auch. Ich finde es schrecklich, was sie Katzen hier antun.«
»Warum hindern Sie sie dann nicht daran?«, fragte Pyrgus mit plötzlicher Leidenschaft.
Pratellus breitete hilflos die Hände aus. »Es ist nicht verboten«, sagte er. »Glaub mir, ich habe es überprüft. Mir sind die Hände gebunden.«
»Sie könnten es an die Öffentlichkeit bringen!«, sagte Pyrgus. »Wenn die Leute erst einmal wissen, was hier läuft, werden sie schon etwas unternehmen!«
Captain Pratellus lächelte traurig. »Ich fürchte, es wäre den Leuten egal. Das zu akzeptieren fällt einem schwer in deinem Alter, ich weiß. Aber es ist nun mal so. Wir wollen nicht streiten – vielleicht können wir später etwas für die Kätzchen tun. Ich muss einen Bericht schreiben, weißt du. Was hältst du fürs Erste davon, wenn ich schreibe, du hättest einfach ein Herz für Katzen – das haben viele junge Leute – und weiter wäre eigentlich nichts an der Sache dran?«
Das war wahrscheinlich das Beste. Pyrgus nickte dankbar.
Auf einmal erstarb das Lächeln in Captain Pratellus’ Gesicht. »Du musst mich für einen absoluten Schwachkopf halten!«, fauchte er.
Jasper Chalkhills Büro roch nach Parfüm. Dicke
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