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Das Elfenportal

Titel: Das Elfenportal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbie Brennan
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jeder Minute, die sie hier verbrachte, die Wahrscheinlichkeit erhöhte, dass Brimstone zurückkam und sie hier vorfand. Aber es gab hier einen Dachboden. Es gab hier einen weiteren Raum, in dem Brimstone Zeug versteckte. Blue konnte jetzt unmöglich aufgeben – sie musste ihn finden!
    Sie durchsuchte das Schlafzimmer ein weiteres Mal nach Gaukelauslösern. In einer Kleiderkammer, die randvoll mit Brimstones Kleidern war, roch es ekelhaft nach altem Mann, und so hatte sie vorhin nur kurz einen Blick hineingeworfen. Diesmal hielt sie den Atem an, trat richtig hinein und klopfte die Wände ab.
    Hinter der Kammer befand sich ein Hohlraum! Man konnte es deutlich hören. Blue drückte und schob und hämmerte und trat, aber die Wand wollte nicht nachgeben. Sie machte sich an den Kleiderstangen zu schaffen, suchte nach verborgenen Sperren und den Gaukelauslösern. Nichts. Nichts. Nichts. »Nun öffne dich schon, du blödes Ding!«, rief sie frustriert. Langsam glitt die Rückwand der Kammer zur Seite. Dahinter begannen Glühkugeln schwach zu leuchten.
    Blue zögerte. Vor ihr lag eine weitere Treppe. Sie führte nach oben. Es handelte sich eindeutig um den geheimen Zugang zum Dachboden. Aber sie führte auch nach unten, in düstere Tiefen. Wohin nun?
    Es war dumm, das wusste Holly Blue. Sie wusste genau, dass Brimstone auf dem Dachboden etwas versteckt hatte. Sie wusste genau, dass sie ihre Zeit besser nicht damit verschwendete, woanders herumzuschnüffeln. Sie wusste, dass dort unten in diesen dunklen Tiefen weitere Gaukelzauber oder Schlimmeres lauern mochten. Sie wusste das alles, aber sie wusste auch, dass sie nicht widerstehen konnte – sie musste einfach herausfinden, wohin diese Stufen führten.
    Blue machte einen Schritt, dann blieb sie stehen. Das war zu einfach. Wenn sie in der letzten Stunde überhaupt etwas gelernt hatte, dann dass Brimstone einer der verschlagensten Charaktere war, die ihr je untergekommen waren. Das Haus wimmelte nur so von Gaukelzaubern und Fallen, aber die Rückwand der Kammer – die immerhin zu Brimstones geheimem Dachzimmer führte – war eine rein mechanische Vorrichtung mit einem simplen Sesamschloss, das jeder aufbekam, der das übliche Öffne dich! rief. Und besonders gut versteckt war die Geheimtür ja auch nicht gerade gewesen. Sie hätte die Tür schon viel früher gefunden, wenn sie sich nicht von dem Geruch in Brimstones Kleidern hätte abschrecken lassen.
    Blue nahm hinter sich eine Mütze vom Haken und warf sie auf die Treppe, dann sah sie entsetzt, wie die Mütze mitten durch die Stufe hindurchglitt und hinunter in die Tiefen taumelte.
    Das Betreten der Treppe wäre ihr sicherer Tod gewesen.
     

Vierundzwanzig
     
    T ithonus hüstelte dezent.
    »Ja, Torhüter?«, fragte der Kaiser.
    »Herr, es stellt sich die Frage, welches Portal wir benutzen wollen.« Als der Kaiser ihn wortlos ansah, fuhr Tithonus fort: »Wir können das Portal des Hauses Iris benutzen, was Ihr vermutlich vorhattet – «
    Der Kaiser nickte. »Ja.«
    »Es bestünde jedoch auch die Möglichkeit, Mr Fogartys Portal zu benutzen – sofern Mr Fogarty einverstanden ist, versteht sich. Das könnte uns einen Hinweis darauf geben, wo Prinz Pyrgus herausgekommen ist, als er es benutzt hat.«
    Zum ersten Mal seit einer Stunde hellte sich das Gesicht des Kaisers auf. »Das nenne ich gesunden Menschenverstand, Tithonus! Ein absolut einleuchtender Gedanke.« Er wandte sich an Mr Fogarty, der inzwischen an der Tür stand, den Lauf der Flinte zur Decke gerichtet. »Mr Fogarty, werden Sie uns die Benutzung des von Ihnen konstruierten Portals gestatten?«
    Fogarty zuckte die Achseln. »Wüsste nicht, was dagegen spricht«, sagte er.
     
    Holly Blue glaubte das Problem gelöst zu haben, aber sie war sich nicht sicher. Wenn sie richtig lag, dann hatte der eben von ihr betätigte Auslöser die Treppe wieder verfestigt. Wenn nicht, dann war die Treppe immer noch eine Gaukelei. Blue nahm sich noch eine von Brimstones Mützen und warf sie auf die Stufen. Diesmal blieb sie liegen. Alles deutete darauf hin, dass die Gaukelei jetzt stabilisiert war, aber es gab nur eine einzige Möglichkeit, das zu überprüfen. Blue holte tief Luft, schloss die Augen und betrat die Treppe.
    Fast explosionsartig stieß sie den angehaltenen Atem aus. Sie war nicht abgestürzt. Sie stand auf einer echten, soliden Treppe.
    Blue öffnete die Augen und ging ohne Zögern nach unten. Brimstones Haus barg zu viele Gefahren, um hier noch einmal

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