Das Elfenportal
kleinen Häusern hin. Und was noch viel interessanter war: Weiter vorn sah er zwei Steinplatten, die vielleicht – nur vielleicht – alte Brunnenschächte bedeckten.
Pyrgus kletterte gerade mühsam über Schuttberge hinweg darauf zu, da fielen die Dämonen über ihn her.
Pyrgus kämpfte selbst wie ein Dämon. Es ging alles so schnell, dass er nicht einmal an das Messer herankam, das Mr Fogarty ihm gegeben hatte, aber er schlug und trat wild um sich. Die Wesen hatten etwas an sich, das ihn rasend vor Abscheu machte. Sie waren fast nackt, so dass er ihre abstoßenden kalkweißen, haarlosen Körper und spindeldürren Gliedmaßen sehen konnte. Es schauderte ihn bei jeder Berührung.
Sie waren kleiner als er, aber sie schwärmten zu Dutzenden über den Schutt auf ihn zu. So viele auf einmal hatte er noch nie gesehen, und er hatte auch noch von keinem Fall gehört, in dem so viele zugleich erschienen waren. Selbst der erfahrenste Zauberer der Nachtseite konnte höchstens ein halbes Dutzend Dämonen auf einmal beschwören. Diese hier zirpten wie Insekten, schossen aufgeregt auf ihn zu, zerrten an seiner Kleidung und sprangen immer wieder zurück, um seinen fliegenden Fäusten zu entgehen.
Er war schlau genug, ihnen nicht ins Gesicht zu sehen. Stattdessen konzentrierte er sich darauf, nach ihren Beinen zu treten, die spindeldürr und entsprechend leicht zu brechen waren. Das Problem war, dass die Dämonen das ebenso gut wussten wie er und darum aufpassten, seinen Stiefeln nicht zu nahe zu kommen.
Dann packte ihn etwas von hinten am Kopf und hielt ihn fest wie ein Schraubstock. Trotz ihrer geringen Größe waren Dämonen stark. Er wehrte sich nach Kräften, versuchte das Wesen abzuschütteln, aber es gelang ihm nicht. Immer mehr Dämonenhände griffen nach seinem Kopf und jede weitere Bewegung war plötzlich unmöglich.
»Neeiiiiin!«, heulte Pyrgus.
Er hörte auf sich zu wehren und konzentrierte sich auf das, was kommen musste. Er kniff die Augen fest zu und versuchte mit letzter Kraft, die Dämonen, die ihn beim Kopf hielten, mit den Ellenbogen zu erwischen. Doch schon hatten sie auch seine Arme fest im Griff – er saß in der Falle. Knochige Finger tasteten über sein Gesicht und zogen die zugekniffenen Augen auf. Er sah sofort nach unten, aber die Wesen hatten damit gerechnet und zwangen seinen Kopf in den Nacken. Und dann sah er in die riesigen, schwarzen Augen eines Dämons.
»Halt still«, sagte eine Stimme in seinem Kopf.
Das Gefühl war schrecklich – als sickere ihm ein Schleimklumpen durch das Gehirn. Schon spürte er, wie seine Beine erstarrten.
»Halt still«, wiederholte die Dämonenstimme.
»Geld für ‘n Zelt«, murmelte Pyrgus. »Geld für ‘n Zelt. Geld für, Geld für, Geld für ‘n Zelt.« Das hatte ihm Tithonus beigebracht. Manchmal schirmte rhythmischer Nonsens den Geist weit genug ab, dass man sich einem Dämonenzauber widersetzen konnte. »Geld für ‘n Zelt. Geld für ‘n Zelt. Geld für, Geld für – «
»Dein Name?«, verlangte die Dämonenstimme in seinem Kopf.
Denk bloß nicht den Namen! Was auch passiert, denk bloß nicht – Sobald ein Dämon erst einmal den Namen hatte, war man ihm praktisch hilflos ausgeliefert. Pyrgus hatte noch nie gehört, dass jemand den Dämonen entkommen war, wenn sie seinen Namen wussten. Denk bloß nicht P- P-, nein, denk das bloß nicht! Geld für ‘n Zelt. Geld für ‘n Zelt. Geld für – Denk bloß nicht – Er spürte den Namen am Rand seines Bewusstseins dümpeln wie etwas, das mit der nächsten Welle an den Strand gespült werden konnte. – Zelt, ein Zelt, ein Zelt, ein Py – Denk bloß nicht P-P-P-P… Denk bloß nicht Pyrgus! Mist! Dann denk wenigstens nicht auch noch Pyrgus Malvae. Mist, Mist, Mist!
»Komm mit, Pyrgus Malvae«, sagte der Schleimklumpen in seinem Gehirn.
Die Dämonenhände gaben seine Arme und den Kopf wieder frei. Die Dämonenhorde trat zurück und gab den Weg frei. Der Dämon, der in seinem Kopf sprach, verzog die dünnen Lippen und entblößte winzige, spitze Zähne. Pyrgus brauchte einen Moment, bis ihm klar wurde, dass das Wesen lächelte. Es wandte sich ab und ging über den Schutt davon.
Pyrgus folgte ihm brav wie ein Lamm.
Dreiundzwanzig
A rthritische Hände oder nicht, Fogarty hatte die halbautomatische Schrotflinte wieder zusammengesetzt. Er ließ seinen Blick über den Lauf der ungeladenen Waffe gleiten und betätigte ein paar Mal den Vorderschaft, um sicherzugehen, dass er störungsfrei
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