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Das Elfenportal

Titel: Das Elfenportal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbie Brennan
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Nachforschungen einen klaren Kopf haben wollte. Zugleich wurmte es sie, dass sie in Brimstones Haus nichts gefunden hatte – die halbe Nacht hatte sie damit vergeudet. Das Merkwürdige daran war, dass sie so gar nichts Verdächtiges gefunden hatte, nicht nur in Sachen Pyrgus, sondern in jeder Hinsicht. Jede Schublade, die sie aufgezogen, jedes Papier, das sie gelesen hatte, hatte Mr Brimstone als einen vorbildlichen Bürger ausgezeichnet. Dass Mr Brimstone alles andere war als ein vorbildlicher Bürger, wusste sie aus Madame Carduis Erzählungen. Brimstone war ein Lügner und Betrüger und stand mit den Dämonen im Bunde. Nicht umsonst hatte er sich so große Mühe mit seinen Sicherheitsvorkehrungen gegeben. Die Spezialschlösser an der Tür. Die tödliche Gaukelei in seiner Bi–
    Sie erstarrte. Wie hatte ihr das entgehen können? Wie in aller Welt hatte ihr das entgehen können?
    »Durchlaucht, wo wollt Ihr hin?«, rief Kitterick.
    Aber Blue war längst über den Schutthaufen hinweg und die Treppe hinaufgesprungen. »Halten Sie weiter Wache!«, rief sie. »Wird nicht lange dauern!«
    Im ersten Stockwerk stürzte sie ins Wohnzimmer. Dort war alles genauso, wie sie es hinterlassen hatte: der Gaukelzauber abgeschaltet, edle Möbel, Rollpult voller harmloser Papiere, das zwinkernde Porträt auf der Truhe. Blue lief zu dem Bild und beugte sich vor, bis sie die Stelle gefunden hatte, an der es ihr zuzwinkerte. Sie erwiderte das Zwinkern und wusste sofort, dass sie richtig gelegen hatte. Der Geruch einer sich auflösenden Gaukelei war unverkennbar.
    Blue wirbelte herum. Auf den ersten Blick hatte sich das Zimmer nicht verändert. Derselbe Teppichboden, dieselben Möbel. Aber irgendetwas musste anders sein. Brimstone war wirklich gerissen: Er hatte eine Gaukelei in der Gaukelei errichtet. Jeder, der die erste durchschaut hatte, musste annehmen, dass er jetzt die Wirklichkeit sah – und Blue war darauf hereingefallen. Ihr war nicht einmal der Gedanke gekommen, dass über diesem luxuriösen Zimmer noch ein zweiter Gaukelzauber liegen konnte. Aber jetzt hatte sie ihn abgeschaltet. Jetzt musste sie nur noch herausfinden, was dieser zweite Gaukelzauber verbarg.
    Ihr Blick fiel auf das Rollpult.
    Das war es! Das war es! Dies waren Brimstones echte Papiere! Als Blue sie mit zittrigen Fingern durchging, fand sie Belege für ein schmutziges Geschäft nach dem anderen. Betrug. Bestechung. Veruntreuung. Steuerhinterziehung. Unrechtmäßige Zwangsräumungen. Rechtswidrige Vertragsklauseln. Die Liste war endlos. Nichts über Pyrgus soweit, aber da würde sie schon noch fündig werden. In einer Schublade fand Blue Aufzeichnungen über Brimstones Arbeit mit den Dämonen. Ekelhaft. Er hatte ihnen für ihre schändlichen Experimente Tiere – und in einigen Fällen sogar Menschen – zur Verfügung gestellt. Blue war nicht so in Tiere vernarrt wie ihr Bruder, aber die Einzelheiten gingen ihr trotzdem an die Nieren. Wenn Pyrgus von diesen ekelhaften Schweinereien Wind bekommen hatte, dann war es kein Wunder, dass er in Schwierigkeiten geraten war.
    Holly Blue zwang sich dazu, die Papiere systematisch durchzugehen. Es erforderte ihre ganze Geduld, aber es lohnte sich. Die hingekritzelte Notiz war nur vier Wörter lang, eine Ermahnung Brimstones an sich selbst:
     
    Belethbuch im Dachboden einschließen
     
    Es gab also einen Dachboden! Auf diese Idee war sie gar nicht gekommen! Sie hatte zwar keine Ahnung, was ein Belethbuch sein sollte, aber es war klar, dass Brimstone dort oben Zeug versteckte. Zauberzeug wahrscheinlich – »Beleth« klang wie der Name eines Dämons. Vielleicht war Pyrgus irgendwie mitten in Brimstones Hexereien hineingeplatzt. Wie auch immer: Es gab einen weiteren Raum, den es zu durchsuchen galt. Blue lief in den dritten Stock hinauf und blieb nur kurz stehen, um das Quietschen der Treppenstufe zu erwidern, damit die illusionäre Koboldwache sie nicht zu töten versuchte. Sie vermutete, dass es vielleicht in der Schlafzimmerdecke eine Falltür gab, aber da war nichts zu sehen. Sie ging ins Badezimmer und untersuchte auch dort die Decke, wieder ohne Erfolg. Gab es in diesem Stockwerk etwa ebenfalls einen Gaukelzauber? Sie verbrachte weitere fünfzehn Minuten damit, nach Auslösern zu suchen, fand aber keine. Wenn es hier wirklich noch einen Gaukelzauber gab, dann war er gut versteckt.
    Holly Blue setzte sich auf das Bett und dachte nach. Ihr war klar, dass sie schon viel zu lange hier war. Ihr war klar, dass sich mit

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