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Das Elixier der Unsterblichkeit

Das Elixier der Unsterblichkeit

Titel: Das Elixier der Unsterblichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabi Gleichmann
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darüber Ausdruck geben zu können, dass ich so unerwartet einen hilfsbereiten und großzügigen Freund gefunden habe wie Sie, lieber Armand.«
    Avraham empfand ein ihm bis dahin unbekanntes Glück darüber, der in Not geratenen Gräfin helfen zu können. Er blickte auf ihre lilienweiße Haut, auf die rosigen Wangen mit den Lachgrübchen und auf ihren verführerischen Ausschnitt und stellte sich vor, wie es wäre, sie in den Armen zu halten. Er ahnte nicht, dass sie wenige Stunden später keine Einwände dagegen haben würde, ihn nach Hause zu begleiten und sein Bett zu teilen.
    Avraham mietete in der Nähe der Madeleine-Kirche eine exklusive Wohnung für Hélène und bestellte ihr neue Garderobe. Er besuchte sie jeden Tag und konnte sein Glück nicht fassen, lehrte sie ihn doch erotische Finessen, von denen er glaubte, dass sie einer himmlischen Erfahrung nahekamen.
    Es verging kein Tag, ohne dass Avraham an die Worte denken musste, die er von Voltaire gehört hatte: Die Liebe, die plötzlich aufkommt, ist am schwersten zu heilen, und es gibt nur eine Möglichkeit, den Schmerz der besinnungslosen Leidenschaft zu lindern – nämlich noch mehr zu lieben.
EINE LEKTION IN GESCHÄFTEN
    Nach einigen Wochen fragte Hélène, ob sie Avraham mit ihrem geliebten Bruder, Robert Deschanel, zusammenbringen dürfe, der aufgrund einer Verschwörung und der Verbreitung böswilliger Gerüchte durch seine Konkurrenten Probleme mit den Behörden bekommen und seine Stellung verloren habe. Jetzt suche er für sich und seine Familie neue Versorgungsmöglichkeiten. Sie fügte hinzu, Robert habe eine ganz bezaubernde Ehefrau. Avraham war damit einverstanden, den Bruder bei einem Glas Wein zu treffen.
    Deschanel war ein ebenso angenehmer Mensch wie seine Schwester. Warmherzig, charmant, offen. Er kam direkt zur Sache und erzählte ohne Umschweife, dass er gerade eine zweijährige Gefängnisstrafe wegen finanzieller Unregelmäßigkeiten abgesessen habe, nachdem ein skrupelloser Mitarbeiter seines Büros Geld veruntreut und mit Hilfe gefälschter Dokumente die Schuld ihm in die Schuhe geschoben habe.
    Deschanel sagte, er müsse lügen, wenn er behauptete, der Aufenthalt in der Bastille sei nicht schwer zu ertragen gewesen, zumal er unschuldig sei, doch schlimmer zu ertragen sei der Verlust seines Ansehens. Heute wolle in Paris niemand seinen Namen aussprechen, geschweige denn seine Dienste empfehlen. Eine Zeitlang habe er geglaubt, sagte er mit Tränen in den Augen, es gebe keinen anderen Ausweg für ihn als den Tod. Er habe sich ein Seil beschafft, um sich aufzuhängen. Aber da habe er eingesehen, dass er eine gute Tat vollbringen müsse, bevor er starb, und sein Wissen nutzen, um jemandem zu einem Vermögen zu verhelfen.
    Deschanel hatte von seiner Schwester Hélène gehört, dass der Baron ein guter Mensch sei, ein kluger Mann, und deshalb wolle er eine für beide Seiten vorteilhafte Zusammenarbeit vorschlagen. Er nannte gleich ein paar denkbare Projekte: Wertpapierspekulationen, bei denen man leicht und ohne jedes Risiko satte Gewinne einstreichen könne. Deschanel versicherte, er werde den Baron zu einem der reichsten Männer von Paris machen und gleichzeitig sein eigenes Ansehen wiederherstellen.
    Hélène nickte zustimmend.
    Avraham fiel es schwer, sich auf die Einzelheiten in Deschanels Plan zu konzentrieren, denn wieder einmal konnte er den Blick nicht vom Ausschnitt an Hélènes Kleid reißen, der noch tiefer war als sonst. Einer der reichsten Männer von Paris. Das klang wie liebliche Musik in seinen Ohren. Er dachte an Voltaire, der ihn immer unterschätzt hatte und nicht glaubte, dass aus ihm etwas werden würde. Er sah das Gesicht des Philosophen vor sich, voller Erstaunen und respektvoller Verwunderung, wenn er von Avrahams unerhörten wirtschaftlichen Erfolgen erführe. Einer der reichsten Männer von Paris!
    »Ihre Aufrichtigkeit«, sagte er, vom Wein und den lichten Zukunftsaussichten beschwingt, »flößt mir Vertrauen ein, und ich will gern einen Teil meines Geldes in Ihre Hände legen. Falls Sie, lieber Freund, erlauben, dass ich Sie Robert nenne, hebe ich mein Glas, um auf unsere strahlende Zukunft anzustoßen.«
    »Wir können ja hier ganz offen miteinander sprechen, lieber Baron de Spina-Rosa«, antwortete Deschanel und nippte an seinem Wein, »denn durch Hélène sind Sie ja sozusagen ein Familienmitglied geworden. Ich würde es begrüßen, wenn wir so schnell wie möglich zu Werke gingen. Denn wie ich zu wiederholten

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