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Das Elixier der Unsterblichkeit

Das Elixier der Unsterblichkeit

Titel: Das Elixier der Unsterblichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabi Gleichmann
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Malen betont habe: Gute Geschäfte sind nur dann garantiert gewinnbringend, wenn man auf der Stelle zuschlägt. Und glauben Sie mir: Ich kann mich mit gutem Grund rühmen, die Dinge mit klarem Blick zu sehen.«
    Schon am nächsten Tag investierte Avraham mit Hilfe des äußerst zuvorkommenden Deschanel eine ansehnliche Summe in die Paris-Senegal Trading Company. Er hatte zwar zuvor von dieser Gesellschaft noch nicht reden hören, aber Deschanel versicherte ihm, es handle sich um ein enorm gut geführtes und solides Unternehmen, das in einer lukrativen Branche marktführend sei; es wickelte Sklaventransporte von Westafrika nach Nord- und Südamerika ab.
    Voltaire tobte, als er davon hörte, und forderte Avraham auf, seine Anteile an der Gesellschaft umgehend zu verkaufen. »Ich habe dich in humanistischem Geist erzogen«, protestierte der Philosoph. »Du kannst unmöglich ein so grausames und unmenschliches Gewerbe mitfinanzieren.«
    Ohne Schwierigkeiten überwand Avraham die Versuchung, Voltaires höheren moralischen Prinzipien nachzugeben. »Maître«, erwiderte er in einschmeichelndem Ton, »Sie verfügen über einen Charakter, auf dessen gefestigte Tugenden ich keinen Anspruch erheben kann, die ich aber selbstredend bewundere.«
    »Stell dir vor, du wirst betrogen«, unterbrach ihn Voltaire in einem mehr argumentierenden Tonfall. »Du weißt fast nichts über diesen Deschanel, über die schöne Gräfin oder dieses senegalesische Unternehmen.«
    Doch Avraham ließ sich nicht erschüttern und beharrte auf seinem Standpunkt. »Ich kenne Monsieur Deschanels Qualifikationen sehr wohl und bin überzeugt, dass er äußerst fähig ist, was gewinnbringende Geschäfte angeht. Ich denke nicht daran, eine Chance zu vertun, die Robert mir in seinem großen Wohlwollen eröffnet hat. Angesichts der Tatsache, dass der Kurs steigt und steigt, wäre ein Verkauf, der sowieso keine Neger davor bewahrt, auf den Schiffen zu landen, reiner Wahnsinn. Das hier ist für mich der sichere Weg zum Glück.«
    Nach dem Wortwechsel mit Voltaire ging Avraham nach Hause und überschlug rasch seine Geschäfte. Wie er auch rechnete, seine Investition würde ihn im Laufe weniger Monate zu einem unfassbar vermögenden Mann machen.
    »Diskontieren«, wiederholte er begeistert den Geschäftsterminus, den er von seinem neuen Freund gelernt hatte. »Diskontieren. Es gilt nur, eine Investitionsmöglichkeit zu finden, die große Gewinne abwirft, und es zu wagen, darauf zu setzen. Ist es nicht das, was Robert immer sagt? Und was weiß Voltaire schon über moderne Angelegenheiten wie Geschäfte?«
    Er rieb sich die Hände und begab sich zu Deschanel, um ihn zu bitten, Anteile für den ihm verbliebenen Rest seines väterlichen Erbes zu erwerben.
    Doch das Schicksal lauerte im Hinterhalt. Einige Wochen später, an einem schneediesigen Februarmorgen, erhielt Avraham einen Brief.
    Lieber Baron Armand de Spina-Rosa,
    Nachrichten zufolge, die mich soeben aus Dakar erreichen, habe ich die schwere Pflicht, Ihnen mitzuteilen, dass die englische Flotte unter Führung von Admiral Edgar Whittaker-Stocks die Stadt erobert und den lukrativen Menschenhandel in ihre Hand gebracht hat. Als Konsequenz dessen ist die Paris-Senegal Trading Company mit unmittelbarer Wirkung in Konkurs gegangen. Der Wert Ihrer Anteile an diesem Unternehmen beläuft sich zum heutigen Tage auf null.
    Es ist zutiefst bedauerlich, dass diese politisch unruhigen Zeiten einen derart unvorhersehbaren Effekt auf Ihre Investitionen gehabt haben. Ich bete zu Gott, dass die Verwaltung Ihres restlichen Vermögens dafür sorgt, dass Sie des Nachts noch ruhig schlafen können. Wenn es dessen bedarf, bin ich selbstverständlich bereit, Ihnen mit Rat und Tat zur Seite zu stehen.
    Was meine eigenen geschäftlichen Zukunftspläne betrifft, so bin ich zum Vorsitzenden des städtischen Steueramts in Bordeaux ernannt worden. Aus diesem Grund bin ich in den nächsten Tagen von geschäftlichen Angelegenheiten über die Maßen in Anspruch genommen und kann mich von diesen Pflichten nur schwer befreien. Ich reise bereits am Ende dieser Woche nach Bordeaux ab.
    Ich empfehle mich mit hochachtungsvoller Ergebenheit
    Robert Deschanel
ETIENNE UND HERMIONE
    Avraham traute seinen Augen nicht. Er schüttelte den Kopf und las den Brief wieder und wieder. Dann zog er eine kleine Tasche unter dem Bett hervor und öffnete sie. Dort lagen die Wertpapiere. Er untersuchte die Dokumente hastig und sah ein, dass es sich nur um

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