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Das Elixier der Unsterblichkeit

Das Elixier der Unsterblichkeit

Titel: Das Elixier der Unsterblichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabi Gleichmann
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des heiligen Felsens es-Sachra ausmacht, in den Maßen zwanzig mal zwanzig Ellen.«
    »Du meinst, dass Adoniram von der Vision des Propheten abwich?«
    »Er handelte nicht eigenmächtig. Adoniram folgte den Anweisungen der geheimen Quelle. Aber dafür musste er einen hohen Preis zahlen. Drei Steinmetze trachteten neidisch nach seinem geheimen Wissen. Sie drohten ihm, doch er weigerte sich, das Losungswort, das für den Zutritt zu der geheimen Quelle erforderlich ist, preiszugeben. Da erschlugen sie Adoniram und begruben seinen Leichnam unter einem Hügel. Den Ort kennzeichneten sie mit einem Akazienzweig. Das Grab wurde schließlich von neun Baumeistern entdeckt. Sie gruben die Leiche aus, und als sie sahen, dass der Körper in Verwesung übergegangen war, riefen sie aus: Makbenak. Das bedeutet: Das Fleisch löst sich von den Knochen. Sie legten die Leiche zurück in die Erde, pflanzten eine Akazie an der Stelle und kehrten zu König Salomo zurück, um über ihren Fund zu berichten. Der König gab ihnen den Auftrag, die Leiche erneut auszugraben. Das taten sie, und mit Hilfe der geheimen Quelle gelang es ihnen, Adonirams Körper Stück für Stück wieder zusammenzusetzen. Die neun Baumeister wiederholten jedes Mal das Wort Makbenak. Da wurde Adoniram wiedergeboren, und tausend Lichter wurden um die Akazie herum angezündet. Die neun Männer schworen, die Geheimnisse nie zu enthüllen. So wurde Makbenak das neue Losungswort für den Zugang zu der geheimen Quelle.«
    »Sagt mir, geliebte Mama, kann ich Zutritt zu der Quelle erhalten?«
    »Es reicht nicht, dass du das Losungswort kennst, du musst Makbenak auch richtig aussprechen können. Das vermögen nur die Gerechten. Deshalb ist es nutzlos, die geheime Quelle zu suchen. Niemand findet jemals das Wasser, das ihm Weisheit schenkt. Weisheit kommt von innen.«
    »Was muss ich tun, um gerecht zu werden?«
    »Behandle andere so, wie du behandelt werden willst. Betrachte die Welt mit ruhiger Klarsicht und bewahre dir deine Empfindsamkeit für die Eigenarten anderer. Das Wissen, das du gewinnst, sollst du weitergeben, in einer einfachen Form, die viele verstehen können.«
    »Aber wie hängt dies alles zusammen – Makbenak, die geheime Quelle, Großvaters Tod. Erklärt mir, liebe Mama, warum Großvater sterben musste.«
    »Er ist nicht gestorben. Er ist nur von der Bürde des Fleisches befreit worden. Seine Seele befindet sich bereits an der geheimen Quelle, wo nicht nur alle Weisheit gesammelt ist, sondern auch das Buch des Lebens aufbewahrt wird, diese bemerkenswerte Schrift, deren Ursprung in ferne Zeiten zurückreicht und die jedes Ereignis, jedes einzelne Detail in unser aller Leben enthält. Großvater ist jetzt dort und schaut, was kein Menschenauge sehen kann. Makbenak war sein Losungswort für das Paradies. Eines Tages wirst du mit Großvater wiedervereint werden. Aber du hast einen langen Weg zu wandern, und du musst ihn allein gehen, ohne Großvater und mich. Meine Zeit ist bald um. Bevor ich verschwinde, sollst du den Schlüssel bekommen, der dir alle Türen öffnen wird. Hör genau zu, mein Sohn, das Losungswort, das ich dir gebe, entspricht den Zügen, die der Engel auf dem Schachbrett ausführte, als ich Muhammed besiegte. Übersetze die Zahlen in Wörter und die Wörter in Zahlen, schaff ein Gleichgewicht zwischen Gefühl und Vernunft, verstehe, was du suchst, und alles Verborgene wird sich zeigen, das Leben wird wie ein offenes Buch für dich sein.«
    Langsam legte sie ihm die Schachzüge offen. Dann küsste sie Moishe auf die Stirn. Einen Augenblick konnte er das Gesicht der Mutter klar und deutlich vor sich sehen. Aber kurz darauf löste sich alles wieder in Dunkel auf. Moishe fühlte eine bittersüße Nähe und einen unüberwindlichen Abstand zur Mutter.
AUF DER SUCHE NACH MOISHE
    Ein paar Monate war Moishe unser großer Held. Kinder brauchen Helden. Sasha und ich wollten alles wissen, was es über den Kabbalisten zu wissen gab. Als mein Großonkel nach einem leichteren Herzinfarkt im Krankenhaus lag, kämmten wir auf der Jagd nach weiterem Wissen über Moishe sämtliche Nachschlagewerke und Geschichtsbücher der Bibliothek durch. Aber wir fanden nichts, nicht weil es uns an Geduld und Enthusiasmus mangelte, sondern weil sein Name nirgendwo auftauchte.
    Nach seiner Rückkehr vom Krankenlager gab mein Großonkel uns eine Erklärung, aber zuvor mussten wir ein Schweigegelübde ablegen. Wir mussten schwören, außerhalb des eigenen Zuhauses unter keinen

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