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Das Ende aller Tage

Das Ende aller Tage

Titel: Das Ende aller Tage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian W. Aldiss
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Menschenverstandes«, fügte er hinzu, womit er seine Position verschlechterte, statt sie zu verbessern.
    Inald Uott lächelte freundlich. »Unglücklicherweise gibt es Probleme«, sagte er, »für deren Lösung der gesunde Menschenverstand ein zu grobes Werkzeug ist, Bruder Dael, und Ishrails Fall ist ein solches Problem. Wie Sie noch hören werden, sind wir nur durch die Anwendung indirekter Methoden zu Resultaten gelangt.«
    »Ich wollte nur meine Meinung zum Ausdruck bringen«, sagte Davi. Es sollte bescheiden klingen, hörte sich in dieser Umgebung jedoch eher trotzig an.
    Inald Uott betrachtete seine Fingernägel. »Glauben Sie mir, wir verstehen durchaus, wie faszinierend und auffallend eine Gestalt wie Ishrail in Bergharra gewirkt haben muß, aber hier auf der Kyberia sind wir seltsame Vögel gewöhnt, leider.«
    »Wir in Bergharra sind nicht alle Einfaltspinsel«, rief Davi, gereizt durch das, was er als Seitenhieb gegen seine Heimat auffaßte. Zugleich merkte er, daß er wieder auf dem besten Weg war, sich lächerlich zu machen, und so zupfte er an seinem Gewand und meinte entschuldigend: »Es tut mir leid, daß ich kommen und Sie belästigen mußte, Erzbruder, aber ich hielt es für meine Pflicht, nachzusehen, was Sie mit Ishrail machen. Ich meine, ob Sie schon etwas getan haben.«
    »Wir haben schon eine ganze Menge getan«, sagte Uott leichthin. »Es ist gut, daß Sie gekommen sind. Wir freuen uns, Ihnen versichern zu können, daß Ishrail in den letzten Wochen unsere ganz besondere Aufmerksamkeit zuteil geworden ist.«
    Er schüttelte den Kopf und lächelte leicht; auch die anderen lächelten. Sie hatten eine lange, anstrengende Besprechung hinter sich – und nun dies! Uott wollte Davi eine Chance geben, aber Davi hörte aus der Stimme des Direktors nur den leicht vorwurfsvollen Unterton heraus und errötete heftig. Er fühlte sich wie ein kleiner Schuljunge, der vom Lehrer zu sich gerufen wird.
    »Woher sollte ich wissen, was Sie hier machen?« stieß er hervor. »Ich sah es für meine Pflicht an, herzukommen und selbst nachzusehen.«
    Ein Funke von Ungeduld und Gereiztheit kam in Uotts Augen und erlosch wieder. Bruder Schansfor, der seinen Vorgesetzten kannte, befürchtete das Schlimmste; der Direktor war kein vergebender Mann, wenn er einmal eine Abneigung gegen jemanden gefaßt hatte. Von nun an war Davi im Nachteil; statt zu einer sachlichen Diskussion zu werden, kristallisierte sich die Zusammenkunft zu einem stummen Kampf zweier Persönlichkeiten, und der Ausgang dieses Kampfes ließ sich bereits voraussagen. Davi, der etwas davon fühlte, versuchte das Gespräch in andere Bahnen zurückzulenken.
    »Ich glaube, daß Ishrail geistig völlig normal ist!« erklärte er. Sofort sah er, daß seine Direktheit die Kluft zwischen seinen Gesprächspartnern und ihm nur noch weiter aufriß. Für sie war er jetzt der einfältige Laie, unfähig, einen Befund zu berücksichtigen.
    »Ich möchte zu Ihrer Information einige Aufzeichnungen durchgehen«, sagte Uott, in seinen Papieren blätternd. »Sie geben Aufschluß über unsere Beobachtungen an dem – ah – Patienten und werden, wie ich hoffe, alle Befürchtungen oder Unsicherheiten, die Sie hier haben, endgültig ausräumen. Die Aufzeichnungen sind Auszüge aus den Berichten unserer Spezialisten, die diesen Ishrail, wie er sich nennt, im Laufe des letzten Monats untersucht haben. Bitte setzen Sie sich, Bruder Dael, machen Sie es sich bequem.«
    Davi zögerte, folgte der Aufforderung. Die drei Männer, die bisher geschwiegen hatten, nahmen die Gelegenheit wahr und verschwanden.
    Uott räusperte sich. Er überflog mit gerunzelter Stirn die Papiere in seiner Hand. »Zunächst wollen wir noch einmal die Tatsachen festhalten. Ishrail wurde am Abend des einunddreißigsten Fi-Monats von einem gewissen Gorge Fanzi, Farmer in der Provinz Bergharra, entdeckt, als er in einer Scheune nächtigen wollte. Er war nackt und benommen und schien unfähig zu sprechen. Fanzi umhüllte ihn mit Säcken und brachte ihn in sein Haus. Am Morgen ging es Ishrail besser, obwohl sein Erinnerungsvermögen getrübt schien. Nun sprach er unsere Sprache ausgezeichnet – was ein wichtiger Punkt ist, Dael, weil er allein schon ernste Zweifel an seinem – ah – galaktischen Ursprung rechtfertigt.«
    »Aber er hat erklärt…«, begann Davi.
    »O ja, er hat alles erklärt, Bruder Dael. Aber fahren wir in unserer Übersicht fort. Ishrail blieb bis zum nächsten Morgen bei Fanzi, dann

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