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Das Ende aller Tage

Das Ende aller Tage

Titel: Das Ende aller Tage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian W. Aldiss
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dachte Davi, angenommen, ich glaube die ganze phantastische Sache, wie soll ich dann beweisen, daß ich geistig gesund bin? Wie kann ich mir selbst beweisen, daß ich meine Sinne beisammen habe? Vor zwei Monaten hätte ich über dieses ganze galaktische Zeug gelacht. Es ist nur die Art, wie Ishrail alles erzählte – es klang wahr. Unzweifelhaft wahr! Und doch, es ist alles so mächtig weit hergeholt. Aber gerade darum glaube ich es; es ist zu unwahrscheinlich, als daß es jemand zusammenphantasieren könnte. Darum glaube ich daran. Aber ich bin nicht sicher. Wäre ich meiner Sache wirklich sicher, würden sie mich auch noch einsperren … Nein, das Risiko wäre zu groß; wie soll ich Ishrail helfen, wenn sie meinen Verstand anzweifeln?
    »Ah – hm, ich weiß nicht, was ich glauben soll …« Er brach jämmerlich ab und wich Schansfors Blicken verlegen aus.
    »Ich bin eigentlich gekommen, um Ihnen zu sagen, daßdie Beratung über den Fall noch andauert«, sagte Schansfor, etwas freundlicher als zuvor. »Der Erzbruder Inald Uott, unser Direktor, ist bei der Konferenz anwesend. Wenn Sie mit ihm sprechen wollen …«
    »Ja, das möchte ich gern.« Zu seinem Verdruß merkte Davi, daß er immer noch zitterte. Er brachte sich nicht unter Kontrolle; sobald er Ishrail verleugnet hatte, wußte er, daß er an ihn und an alles glaubte, für das er stand. Ferner wußte er, daß sonst niemand seinen Glauben teilte. An ihm, Davi Dael, war es also, dafür zu sorgen, daß Ishrail eine lebenslängliche Haft in der Heilanstalt erspart blieb. Noch mehr konnte von seinen Anstrengungen abhängen, denn der Weg zu hellen, freundlichen Welten weit jenseits der Sonne und ihrem unwirtlichen Planetenhaufen führte über Ishrail. Er mußte diese Experten, die sich offenbar schon eine feste Meinung von Ishrail gebildet hatten, von ihrem Irrtum überzeugen. Mehr war nicht zu tun, aber es war genug.
    »Kann ich zuvor Ishrail sehen?« fragte Davi.
    »Sie zwingen mich, die Frage so zu beantworten, wie ich sie schon einmal beantwortet habe – mit nein«, sagte Schansfor. »Wenn Sie nun mitkommen wollen, ich denke, daß man Sie empfangen wird…«
    Sie gingen durch einen engen Korridor zu einem Aufzug, fuhren ein Deck höher und betraten einen luxuriöser ausgestatteten Teil des Schiffes. Schansfor öffnete die Tür zu einem mit Tierfellen tapezierten Konferenzraum. Dicke Vorhänge verdeckten die Fenster, im offenen Kamin brannte ein Feuer, und an einer Wand hing ein echter Wadifango, die anatomische Zeichnung eines Tigers. Die Mitte des Raumes nahmen ein langer Tisch und acht oder zehn Polstersessel ein, aber die vier anwesenden Männer vertraten sich die Füße vor dem Kamin. Erzbruder Inald Uott erwies sich bei der Vorstellung als ein kleiner, untersetzter Mann mit kahlem Schädel, trockener Stimme und distanzierter Haltung. Er steckte vom Hals bis zu den Füßen in anliegendem blauem Flanell. Nachdem er Davi kurz die Hand geschüttelt hatte, ging er an den Tisch und holte sich ein Bündel Papiere, die mit einer einfachen Silberklammer zusammengehalten wurden.
    »Das ist ein sehr interessanter Fall für uns, Bruder Dael«, bemerkte er.
    »Für mich ist es mehr als ein Fall, Erzbruder Uott.«
    »Ja – natürlich. Sie haben sich in der kurzen Zeit Ihres Zusammenseins mit ihm angefreundet. Ich möchte Sie jedoch warnen, diese Freundschaft zur Besessenheit werden zu lassen.«
    »Sie wird nicht zur Besessenheit«, sagte Davi. »Ich setze mich für Ishrail ein, weil sonst niemand da ist, der sich für ihn einsetzt. Ich habe das Gefühl, er könnte nur zu leicht in einen Mechanismus geraten, der ihn nicht wieder freigibt. Die ganze Sache sah einmal ziemlich einfach aus, aber seit er hier in Neu-Union in Ihren Händen ist, scheint sie immer komplizierter zu werden.«
    Er wurde sich bewußt, daß er unhöflicher sprach, als es seine Absicht gewesen war. Er war verwirrt. Dieser Raum verwirrte ihn, die reservierten Konferenzteilnehmer verwirrten ihn; sie waren ganz andere Menschen als diejenigen, die er aus seiner Heimat kannte. Dort war er ein bekannter und angesehener Milchviehzüchter, aber hier, zwischen diesen Experten, fühlte er sich wie ein simpler Bauer. Eine Angst ergriff ihn, daß er sich vor diesen Leuten lächerlich machen könnte, und sie ließ ihn von nun an nicht mehr los; sie drängte sich zwischen ihn und seine Vernunft und zwang ihn, immer das Falsche zu sagen.
    »Ich meine, dieses Geschäft ist einfach eine Frage des gesunden

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