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Das Ende aller Tage

Das Ende aller Tage

Titel: Das Ende aller Tage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian W. Aldiss
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Zeit mit der detaillierten Schilderung dieser abstrusen Autobiographie vergeuden, Bruder Dael. Die Berichte mit den Anmerkungen unserer Experten füllen fünf dicke Aktenordner. Daran mögen Sie ersehen, daß wir gründliche Arbeit geleistet haben. Immerhin enthält dieses Material einige Kardinalpunkte, auf denen unsere Diagnose fußt, und diese möchte ich Ihnen zur Kenntnis bringen. Sie werden ihre perverse Erfindungsgabe wahrscheinlich anziehender finden als ich.«
    »Einen Augenblick«, sagte Davi. »Sie erzählen mir dies, und ich ersehe aus jedem Wort, das Sie sagen, wie fest Ihr Geist jedem Gegenargument verschlossen ist. War es schon so, bevor Ishrail zu Ihnen kam? Wenn es nämlich so ist, hatte der arme Kerl nicht die Chance einer Kerze in der Hölle, um für sein Anliegen Gehör zu finden.«
    »Werden Sie nicht persönlich, Dael!« fuhr Schansfor dazwischen. »Mit solchen Reden kommen Sie nicht weiter. Versuchen Sie es, und …«
    »Wir kommen auch so nicht weiter«, schnappte Davi. »Ich bin ein einfacher Mann, und ich rede gern offen.«
    Uott faltete seine Hände und wendete sich müde seinem Kollegen zu. »Schansfor, ich fürchte, ich bin nicht in der Lage, offen genug für unseren Freund hier zu sprechen. Vielleicht können Sie mit den Erläuterungen fortfahren?«
    »Selbstverständlich«, sagte Schansfor. »Haben Sie etwas dagegen, wenn ich uns zuvor ein Gläschen einschenke?«
    »Großartige Idee«, meinte der Direktor. »Ich glaube, Flaschen und Gläser sind in der Vitrine dort.«
    Während Schansfor seinem Hinweis folgte, sagte Inald Uott etwas versöhnlicher: »Wissen Sie, Dael, wir erklären Ihnen alles dies, weil wir glauben, Ihnen damit einen Gefallen zu tun. Wir sind keineswegs dazu verpflichtet. Nach dem Gesetz untersteht Ishrail jetzt der Gesundheitsbehörde. Sie sind nicht mit ihm verwandt. Rechtlich gesehen besteht keine Veranlassung, Ihnen irgendwelche Informationen über den Patienten zu geben. Wir waren nur gerührt von Ihrer Loyalität einem sehr unglücklichen Fall gegenüber.«
    »Ich werde mich bemühen, Ihr Entgegenkommen zu würdigen, wenn ich den Rest gehört habe«, sagte Davi grimmig. »Welches sind diese Kardinalpunkte, die Sie erwähnten?«
    Schansfor kam mit einer Flasche und Gläsern zurück und schenkte Wein ein. Dann setzte er sich ans Feuer und hielt seine schmalen Hände vor die Flammen.
    »Sie wissen wahrscheinlich«, sagte er, »daß die Vorstellungen einer neurotischen Person gewisse grundlegende Emotionen wie Angst, Liebe oder Machtgier enthüllen. Sieht man hinter die Symbole, die ein ungeordneter Geist verwendet, um diese Emotionen vor sich selbst zu verbergen, kann man die Gefühlsimpulse im allgemeinen recht klar erkennen. In diesem Punkt unterscheidet sich Ishrail nicht im mindesten von vielen anderen Fällen, die wir behandelt haben, abgesehen davon, daß sein Imaginationsvermögen außerordentlich groß ist.
    Beachten Sie folgendes: Diese eindrucksvolle Zivilisation, der Ishrail anzugehören behauptet, ist über zehntausend Planeten und fünfzigtausend Lichtjahre ausgebreitet – vielleicht sind es auch fünfzehntausend Planeten und zehnmal so viele Lichtjahre; Ishrail erinnert sich nicht genau.«
    »Würden Sie sich erinnern?« fragte Davi. »Sagen Sie mir, wie viele Städte es hier auf der Erde gibt!«
    »Das ist es nicht, worauf es mir ankommt«, sagte Schansfor. »Ich versuche Ihnen zu zeigen, wie Ishrail bemüht ist, seine eingebildete Welt durch ein kompliziertes System zu untermauern. Der Krieg, von dem er spricht, ist gleichfalls ungeheuer kompliziert, mit undurchsichtigen Motivationen und strengen Regeln der Ritterlichkeit. Ishrail sucht Zuflucht hinter dieser Konfusion.«
    »Aber eine galaktische Zivilisation kann gar nicht anders als kompliziert sein!« rief Davi verzweifelt. »Warum können Sie nicht einfach voraussetzen, daß er die Wahrheit sagt? Er hat keine Veranlassung, zu lügen.«
    »Sein Motiv ist das in solchen Fällen übliche«, sagte Schansfor. »Flucht aus der Wirklichkeit. Möglichst vollkommene Loslösung von den realen Umweltbedingungen. Er kann nicht die Wahrheit sagen, denn was er sagt, ist zu phantastisch, als daß ein geistig gesunder Mensch es glauben könnte. Auch werden Sie bemerken, daß er sich sehr schlau eine Geschichte ausgesucht hat, die ihn nicht vor die Notwendigkeit stellt, irgendwelche greifbaren Beweise für seine Behauptungen beizubringen.«
    Davi vergrub seinen Kopf in die Hände. »Er hat Ihnen gesagt, warum er

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