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Das Ende - Alten, S: Ende

Das Ende - Alten, S: Ende

Titel: Das Ende - Alten, S: Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Alten
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Vorstädten, wo die Entführten fast direkt unter den Augen der Allgemeinheit verborgen wurden.
    Doch der Weg, der in den Vereinigten Staaten in die Sklaverei führte, war keine Einbahnstraße. Amerikanische Kinder und Jugendliche standen in Übersee hoch
im Kurs. Für Sechs- bis Dreizehnjährige wurden sechsstellige Summen bezahlt. Bei vielen Käufern handelte es sich um saudi-arabische Prinzen; da sie offizielle Verbündete der USA waren, hatte das Außenministerium kein großes Interesse daran, sie strafrechtlich zu verfolgen. So war beim Menschenhandel die Korruption bis heute das Blut und das öffentliche Desinteresse der Pulsschlag der Unmoral.
     
    Die Kammer hatte keine Fenster. Ein Dutzend einfache Matratzen lag auf dem Betonboden. Zweiundzwanzig Mädchen im Alter von zehn bis neunzehn Jahren teilten sie sich. Sie arbeiteten schichtweise. In diesen Tagen blühte das Geschäft.
    Bei den Mädchen handelte es sich größtenteils um Russinnen und Hispanierinnen. Dünne Kleidchen und billiges Make-up verbargen die ausgemergelten Körper. Nackte Arme zeigten Hautabschürfungen und Quetschungen. Die Augen der Opfer waren leer, als hätte sich das Licht ihrer Seelen in ein Stück Bernstein zurückgezogen – eine Folge der Schläge, mehrfacher Vergewaltigungen und dem Zwang, zwanzig bis dreißig Männern pro Tag zu Diensten zu sein.
    Die Puffmutter scheuchte eine Rumänin mit Fußtritten von einer Matratze hoch und drängte die junge Amerikanerin, sich an ihrer Stelle hinzusetzen. Die Matriarchin, scheinbar eine Ersatzmutter, hatte die Aufgabe, die Kinder psychisch zu quälen, bevor sie sie an die sogenannten Ausbilder – allesamt Männer – weiterreichte, die die Mädchen mehrfach vergewaltigen und mit Schlägen gefügig machen würden. Nach zwei Wochen würde die amerikanische Ware unter Drogen gesetzt, nach Osteuropa geschafft und an den Meistbietenden verkauft
werden. Dafür sollte die Madame dreitausend Dollar pro Kind erhalten.
    »Bitte, lassen Sie mich gehen! Ich wollte doch nur eine Uhr kaufen …«
    Die dicke Frau schlug Gavi mit dem Handrücken ins Gesicht, sodass Blut aus ihrer Stirn rann. »Du wartest hier, bis ich mich um dich kümmere. Wenn du versuchst abzuhauen, werden mir das die anderen Mädchen sagen, und Ali Chino wird zurückkommen. Ali Chino hat schon viele Mädchen umgebracht. Willst du umgebracht werden?«
    Gavi Kantor zitterte unkontrollierbar, ihre Augen waren blind vor Tränen. »Nein.«
    »Dann tu, was ich dir sage. Ich werde für dich sorgen, aber du musst gehorchen.« Sie sah sich in dem kleinen Raum um und deutete auf eine Russin. »Du! Zeig ihr, wie man das Penicillin verwendet.«
    Und damit ging die hispanische Chefin, wobei sie die Tür hinter sich abschloss.
     
     
    Central Park West, Manhattan, New York
2:45 Uhr
     
    Die Central Park West bildete die westliche Grenze des Central Park und verlief von der 110 th Street in südlicher Richtung bis zur 59 th Street.
    Paolo löschte die Lampe, trat aus der verlassenen U-Bahn-Station und führte Francesca, Virgil und Patrick über den Frederick Douglass Circle in Richtung Central Park West, indem er sich zwischen den verlassenen Fahrzeugen hindurchschlängelte.
    Der Mond war hinter endlosen Wolkenmassen verborgen, und sein wie durch einen Schleier gefiltertes Licht
erhellte die Hochhäuser am Rand des Central Park. Hier befanden sich die Wohnungen einiger der reichsten New Yorker, doch im Augenblick wirkten die Gebäude nur düster und bedrohlich. Aber sie waren nicht stumm. Die Schreie der Verlorenen und Leidenden drangen durch die Nacht; gelegentlich wurden sie vom dumpfen Aufschlag einer Leiche unterbrochen, die aus einem der offenen Fenster geschleudert wurde und auf dem schneebedeckten Bürgersteig darunter landete.
    Als sie die 106 th Street erreichten, führte Paolo die kleine Gruppe zum Stranger’s Gate, einem bescheidenen Eingang, dessen Treppe aus schwarzem Schiefer sie in einen bewaldeten Abschnitt des Parks führte. Unter den Ästen Amerikanischer Ulmen, die der Winter ihrer Blätter beraubt hatte, eilten sie über eine hügelige Wiese in Richtung Osten, bis sie einen Asphaltweg, den West Drive, erreichten.
    Überall strichen Psychotiker und Perverse umher – Wölfe in Menschengestalt, deren geflüstertes Verlangen die Nacht mit einer neuen Art des Entsetzens erfüllte. Francesca zog ihren Mann enger an sich heran. »Hier findet man uns zu leicht. Bring uns in die Ravine.«
    Sechzig Meter über ihnen schwebte die

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