Das Ende - Alten, S: Ende
mein Sohn?«
»Der Sensenmann. Er hat es auf Francesca abgesehen.«
Virgil starrte in Sheps winzige Pupillen. »Paolo, gib deiner Frau den Impfstoff.«
»Aber du hast doch gesagt …«
»Tu’s einfach. Sofort.«
Francesca nahm das Fläschchen von ihrem Mann entgegen und leerte es. Das farblose Elixier ließ sie husten.
Shep stand auf. Langsam verschwanden die purpurnen Flecken, die vor seinen Augen tanzten. »Meine Klinge ist gegen seine Klinge geprallt. Sag mir, dass du den Funken gesehen hast.«
»Ich nicht, aber Francesca hat ihn anscheinend gesehen. Du musst sie aus dem Tunnel zurückgerissen haben.«
»Aus dem Tunnel?«
»Das ist der Weg, den jede Seele gehen muss, wenn sie die physische Welt, den malchut, verlässt. Der Tunnel führt zur Höhle Machpela, wo die Patriarchen der gesamten Menschheit begraben sind.«
Shep zog Virgil auf die Seite. »Die Pest … Der allgegenwärtige Tod – das ist wie ein Köder für ihn, nicht wahr?«
»Nicht der Tod, Patrick, sondern die Negativität. Es ist das reaktive Verhalten, das die Macht Satans immer weiter wachsen lässt. Der Todesengel ist in gewissem Sinne eine Art Barometer oder eine Waage der menschlichen Seele. Die Untaten dieser Welt haben die Waagschalen aus dem Gleichgewicht gebracht, sodass der Tod ungehindert seine Herrschaft antreten konnte. Das Ende der Tage ist gekommen, und diesmal werden sogar die Seelen der Unschuldigen nicht verschont.«
Governor’s Island, New York
3:29 Uhr
Das biologische Hochsicherheitslabor war innerhalb der ehemaligen Militärbasis der Insel errichtet worden. Ein transportabler Generator, der in einer offenen Werkstatt vor sich hin brummte, lieferte den nötigen Strom.
Doug Nichols reichte Leigh Nelson einen Becher Kaffee. Der Lieutenant Colonel war sieben Stunden zuvor aus Fort Detrick eingetroffen, um die Analyse und die Replikation des Scythe -Impfstoffs zu überwachen. Der Veteran mit dem kantigen Kiefer lächelte die hübsche Brünette an. »Alles in Ordnung mit Ihnen?«
Leighs Unterlippe zitterte. »Es würde mir viel besser gehen, wenn Sie mir erlauben würden, nur fünf Minuten mit meinem Mann zu sprechen.«
Das Lächeln verschwand. »Sie dürfen sogar mein Handy benutzen … nachdem wir den Wirkstoff identifiziert haben.«
»Das ist echter Sportsgeist.«
»Sie behaupten, Sie hätten den Behälter mit dem Serum selbst in der Hand gehabt? Glauben Sie, dass Sie ihn wiedererkennen
könnten, wenn Sie ihn noch einmal sehen würden?«
»Wahrscheinlich.«
Nichols öffnete seinen Laptop und tippte die Adresse einer gesicherten Website ein. »Das hier ist eine Auswahl standardisierter Transportbehälter, zu denen Dr. Klipot wahrscheinlich Zugang hatte. Grippeimpfstoff wird zum Beispiel in einer solchen Verpackung transportiert. «
»Nein, der Behälter war nicht aus Metall. Es war ein poliertes Holzkästchen mit einer Styroporeinlage, die Platz für zwölf Fläschchen bot, von denen jedes ein Fassungsvermögen von etwa einhundert Millilitern besaß.«
»War der Behälter irgendwie markiert? Gab es eine Seriennummer? Oder das Logo einer bestimmten Abteilung? «
»Nichts, an das ich mich erinnern könnte. Aber im Inneren befand sich eine Warnung. Irgendetwas darüber, dass der Impfstoff einen mächtigen Neurotransmitter enthalte, der vorübergehende Halluzinationen auslösen könne.«
»Sind Sie sicher?«
»Absolut. Kurz nachdem ich Dr. Klipot das Mittel gegeben habe, ist sie völlig ausgeflippt. Ich erinnere mich noch, wie ich dachte …«
Der Lieutenant Colonel klickte sich durch mehrere Seiten, während er die Website absuchte. »War es dieses Kästchen?«
Leigh starrte das Bild an. »Ja. Genau das ist es. Ich bin mir sicher. Was stimmt nicht damit?«
»Das ist ein Transportbehälter für Medikamente zu antimikrobiellen Therapien, zum Beispiel Tetracycline, Chloramphenicol oder Streptomycin. Antibiotika wie diese züchtet man in künstlichen Medien mithilfe von Organismen,
die mit Formaldehyd inaktiviert werden; man bewahrt sie in Phenol mit einer Konzentration von einem halben Prozent auf. Unter anderem aus diesen Gründen brauchen Serum-Antikörper direkten Zugang zum Blutkreislauf. Gerade Sie sollten doch eigentlich wissen, dass oral eingenommene antimikrobielle Sera die Blut-Hirn-Schranke nicht überwinden können. Sie müssen injiziert werden.«
»Sie glauben, ich erfinde das alles bloß?«
»Dr. Klipot ist verschwunden, während Sie für sie verantwortlich waren. Dasselbe gilt
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