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Das Ende - Alten, S: Ende

Das Ende - Alten, S: Ende

Titel: Das Ende - Alten, S: Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Alten
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Boden zurück, und ihr rechtes Knie blutet.
    Patrick eilt zu ihr. Er zwängt sich durch den Kreis der Kinder und hockt sich neben sie, um die Wunde zu inspizieren. »Nicht weinen, Bright Eyes, es ist halb so schlimm. Wollen mal sehen, ob wir es nicht säubern können.«
    Aus ihren braunen Augen, die aufgrund der Tränen noch größer wirken, sieht das Mädchen zu, wie der amerikanische
Soldat sein Sturmgewehr beiseitelegt und sein Verbandszeug herausholt. Er besprüht die Wunde. Tupft sie mit einer Kompresse ab. Bringt dann einen sauberen Verband an …
    … und verdient sich eine Umarmung.
    Patrick hält die Kleine einen langen Moment lang fest, dann entlässt er sie zu ihren Kameraden. Das Spiel geht weiter. Er kehrt zu der Kirche zurück, wo ihn David Kantor begrüßt. »Das war nett von dir.«
    »Sie ist wie ich, ein Kümmerling.«
    »Sie ist eine Herzensbrecherin. Spaß an der Auszeit?«
    »Nicht besonders. Ich hab mich nicht gemeldet, um eine verfallene Kirche zu bewachen.«
    »Diese Kirche ist zufällig ein Baudenkmal von nationaler Bedeutung. Schon mal den Film Der Exorzist gesehen?«
    »Nein.«
    »In der Eröffnungsszene sieht man eine Wüstenkirche — diese Kirche hier. Die Szenen wurden im Irak gedreht, bevor Saddam Hussein an die Macht kam, damals, als das Land mit der Filmindustrie gutes Geld verdiente. Sobald wir sie fertig restauriert haben …«
    »Ich hab mich nicht gemeldet, um alte Kirchen zu restaurieren, die in alten Filmen verwendet wurden.« Er zieht seine Pistole aus dem Holster, zerlegt die Waffe und nimmt dann einen öligen Lappen, um die Teile vom Sand zu befreien.
    »Warum haben Sie sich denn gemeldet?«
    »Um die Feinde Amerikas zu töten. Um ein weiteres 9/11 zu verhindern.«
    »Saddams Regime war nicht verantwortlich für 9/11.«
    »Sie wissen schon, was ich meine.«
    »Was ich weiß, ist, dass Sie ein paar ernsthafte Wutprobleme haben, die Sie nicht mit der Waffe, die Sie gerade reinigen, lösen können.«

    »Na schön – und warum sind Sie hier?«
    »Ich bin hier wegen eines Irakers, den ich 1991 in Kuwait kennengelernt habe. Er wurde unserem Zug als Dolmetscher zugeteilt. Während eines Kurses über kulturelle Differenzen erzählte er uns, dass er Soldat gewesen war und für die nationale Armee gegen die Anhänger der Baath-Partei gekämpft hatte, als Saddam die Macht übernahm. Während ihm die Tränen übers Gesicht liefen, schilderte er, wie er auf den Stufen des Palastes in Bagdad gekämpft hatte. Er erzählte uns, dass er gezwungen gewesen sei, aus seiner Heimat zu fliehen, um nicht hingerichtet zu werden. Er musste seine Angehörigen zurücklassen, von denen einige gehängt wurden. Er berichtete uns auch, dass Saddams Soldaten Frauen vergewaltigt und gequält hätten und dass seine Familie seitdem in großer Angst vor der eigenen Regierung lebte. Nach dem Kurs gingen er und die anderen Kulturtrainer, größtenteils Dolmetscher, die sich freiwillig erboten hatten, uns zu helfen, herum, schüttelten Hände und dankten jedem anwesenden Soldaten dafür, dass wir da waren. Diese Männer riskierten ihr eigenes Leben und das Leben ihrer Familien daheim, um uns zu helfen, doch sie dankten uns. Es waren zähe, grauhaarige alte Männer – Männer, die weit schlimmere Kämpfe erlebt hatten als jeder von uns, und sie weinten, als sie nochmals von der Zeit erzählten, bevor Saddam und seine Partei im Irak an die Macht kamen. Ich verachtete Saddam allmählich, und ich schämte mich dafür, dass unsere eigene Regierung geholfen hatte, den Diktator an die Macht zu hieven und ihn dann während des irakisch-iranischen Krieges bis an die Zähne bewaffnet hatte. Von diesen Männern und vielen anderen ihresgleichen erwarben wir einen tiefen Respekt vor dem irakischen Volk und seiner Kultur. Wie die meisten von uns wollten auch sie bloß ein Leben in Ruhe und Frieden führen, ohne ständig Angst vor ihrer eigenen Regierung haben zu müssen. Um Ihre Frage zu
beantworten, Sergeant, ich bin hierher zurückgekommen, um ein Unrecht wiedergutzumachen.«
    Nachdem er seine Pistole wieder zusammengesetzt hat, knallt Shep das Magazin rein und lädt durch. »Ich auch, Captain. Ich auch.«
     
    Patrick Shepherd schreckte aus dem Schlaf hoch. Als seine Augen die fremde Umgebung erfassten, stieg Beklommenheit in ihm hoch. DeBorn. Privatzimmer .
    Er setzte sich im Bett auf, und sein pochendes Herz verlangte von seinem Gehirn, sich an etwas weit Wichtigeres zu erinnern. Meine Familie … Nelson hat meine

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