Das Ende Der Ausreden
Überzeugungen aufgebaut – etwa: Gefühle zu zeigen, ist Schwäche, erst die Arbeit, dann das Spiel, ich muss immer alles selbst schaffen, ich darf mir keine Blöße geben, ich muss immer gut aussehen, egoistisch zu sein, ist schlecht … und so fort.
Welche Überzeugungen hilfreich sind – und welche schaden
Unser Skript enthält sowohl stärkende/erlaubende als auch schwächende/einschränkende Glaubenssätze. Wir glauben vielleicht, dass gut Ding Weile braucht – jedenfalls, wenn unser Beeil-dich!-Antreiber moderat ist. Dann können wir uns – und anderen – Zeit lassen. Oder wir sind davon überzeugt, dass man aus Fehlern lernen kann und klug wird, und müssen uns daher, wenn etwas schiefgegangen ist, nicht so grämen wie andere, deren »Sei immerzu und überall perfekt!« gnadenlos das Zepter schwingt. Diese Überzeugungen stärken uns, sind menschlich und ermutigend.
Schwächende Glaubenssätze können bequem sein, aber auch leicht entmutigend bis niederschmetternd. Das geht von »Ich habe zwei linke Hände« über »Ich werde die Doppelkopf-Regeln vermutlich nie begreifen« bis zu »Ich bin hässlich«, »Ich werde immer allein bleiben« oder »Ich darf nicht glücklich(-er als meine Mutter) sein«.
Einschränkende Überzeugungen laden uns zu Passivität, erlaubende dagegen zu Aktivität und Verantwortung ein: »Ich darf mich auf keinen Fall blamieren« versus »Ich kann es so lange probieren, bis es klappt!«
Überzeugungen sind einfach und absolut
Überzeugungen sind Sätze, die einfach konstruiert und formuliert sind und ohne Fremdworte auskommen. Dafür beanspruchen sie Absolutheit. Oft beinhalten sie die Worte »immer« oder »nie«. Wenn man genau hinschaut, steht da nicht nur: »Sei stark!«, sondern: »Du musst immer stark sein!«, »Du musst dich immer anstrengen!«, sonst … Diese herrische Form der Aufforderung verhindert unerwünschte Flexibilität. In Kernfragen handeln wir nämlich nicht mal so, mal so, wir denken keinesfalls, man könnte heute die Interessen anderer in den Vordergrund schieben und nächste Woche schön die eigenen wichtiger nehmen.
Auf die grundlegenden Überzeugungen haben sich dann später allerlei Rationalisierungen gelagert. Diese den Überzeugungen folgenden Begründungen sind allesamt Ausreden – sie behaupten, dass »es« so sein muss , weil … Sie präsentieren sich moralisch, ideologisch, angeblich rational, immer unpersönlich, durch Allgemeinheit erhöht. Das bedarf dann keiner Erklärung und kann auch per definitionem nicht hinterfragt werden. Wie bei einer Ampel: rot ist rot und grün ist grün. Nicht: Montags fährt man bei Grün und mittwochs bei Rot. Wenn man davon überzeugt ist, dass sparsames Handeln Sicherheit bewirkt, dann gilt das alle Tage – ebenso wie die Auffassung, dass das Geld, das man ausgibt, wieder zurückkommt. Und entsprechend ist dann unser Umgang mit unseren Finanzen.
Entkleiden wir nun aber unsere inneren Ampeln genau jenes Allgemeinheitsgrades, dann dürfen wir beginnen, Fragen zu stellen, zu zweifeln und zu variieren.
Überzeugungen sind selten wahr
Wenn wir einmal betrachten, wie wir neue Überzeugungen aufbauen, wird das Prinzip und das in ihm liegende Problem deutlich. Wir machen Erfahrungen und beginnen diese dann zu verallgemeinern. Und zwar auf der Basis sehr unzureichenden Wissens. Nehmen wir ein Beispiel aus dem Garten. Meine Rosen haben jedes Jahr Mehltau, Rosenrost oder andere Malaisen. Ich könnte daraus schließen (verallgemeinern), dass Rosen kapriziöse Geschöpfe sind und viel Arbeit machen. Dabei kenne ich vielleicht 0,5 Prozent aller Rosensorten. In beherzter Auslassung von 99,5 Prozent relevanter Daten habe ich eine Überzeugung entwickelt. Gewagt. Ich könnte noch weiter gehen und daraus einen Leitsatz machen: »Man sollte die Finger von Rosen lassen.« Und mich daran orientieren. Dann hätte ich mich für eine Möglichkeit entschieden und alle anderen ausgeschlossen – etwa resistentere Sorten zu kaufen, den Boden auszutauschen, einen anderen Standort zu suchen oder rechtzeitig und regelmäßig Pilzmittel zu sprühen. Oder: die Blattkrankheiten einfach zu übersehen und als Teil der Rose zu akzeptieren.
Solche Pauschalierungen sind natürlich sinnvoll. Wie im berühmten Beispiel von der heißen Herdplatte haben wir kein Interesse, bestimmte Erfahrungen zu wiederholen. Wir können auch nicht jeden Tag unsere Erkenntnisse, die sich als praktisch erwiesen haben, aufs Neue prüfen. Schlüsse, die wir
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