Das Ende Der Ausreden
noch lange nicht das Programm gewechselt. Was unsere Überzeugungen betrifft, sind wir sehr anhänglich.
Helfer beispielsweise sind Experten darin, augenblicklich die Schere im Kopf anzusetzen und sich mit »Das bekomme ich sowieso nicht!« anzufeuern. Ich habe schon oft erlebt, wie die Frage nach den eigenen Wünschen sie völlig blockiert. Sie sind so im Zweifel befangen, ob sie wollen dürfen, was sie wollen könnten, dass sie nur ganz vorsichtig und in ihrem eigenen Tempo zu ihren Herzenswünschen vordringen können. Bis dahin reden sie sich auf die anderen heraus, die keine Rücksicht auf sie nehmen werden oder denen sie nicht unbequem sein wollen. Es ist nicht leicht, ihnen bei diesen Schleifen beizustehen, zwischendrin kann einen der Zorn packen, wie sie sich selbst klein machen und in die Aussichtlosigkeit hineindenken und -argumentieren.
Aber auch alle anderen Muster haben ein ganzes Füllhorn passender Ausreden parat, um sich der Freiheit energisch zu verweigern. Sei’s drum, egal, wie oft Sie gerade einmal wieder auf Ausredenabwege geraten sind: Sammeln Sie sich, stoppen Sie die Kaskade Ihrer brillanten Argumente und wenden Sie sich wieder Ihrem eigentlichen Ziel zu.
Lassen Sie uns das Üben ehren! Verwirrung auf höherem Niveau? Prima! Muskelkater im Kopf von neuen Denkwegen? Super! Sie sind noch nicht perfekt? Perfekt!
26 Unglaublich, was wir so alles glauben
Mit einem weiteren Ansatz, unser Muster zu flexibilisieren, kommen wir nun zu der Abteilung »Überzeugungen« oder auch »Glaubenssätze«. Diese Sätze, an die wir glauben, machen Aussagen darüber,
• wie die Welt ist
• wer und wie wir sind (Identität/»So bin ich eben«)
• was wir können (Fähigkeiten)
• wie wir erfolgreich sein können (Strategien)
• was wir tun und lassen sollten (Ge- und Verbote/Selbstverständlichkeiten)
Überzeugungen steuern maßgeblich unser Verhalten und unser Empfinden. Sie entscheiden, was gelernt und verlernt werden kann. Sie sind die Schaltzentrale für inneres Wachstum oder Stagnation. Wenn es uns also gelingt, alte Überzeugungen zu entdecken und zu ändern, ist die Hebelwirkung enorm.
Wir haben schon mehrfach den Begriff des Skripts verwendet. Er stammt ursprünglich vom amerikanischen Psychologen Eric Berne. Berne unterscheidet auf einer übergeordneten Ebene Gewinner- von Verliererskripten und beschreibt, wie wir aufgrund dieser entweder an unseren Erfolg im Leben glauben (und uns daher dafür anstrengen) oder davon ausgehen, dass wir es sowieso nicht schaffen (und es daher auch gar nicht erst oder nur halbherzig versuchen). So entstehen das »Du kannst es schaffen!« oder das pessimistische Herausreden.
Unser Skript beheimatet die Überzeugungen, die wir als Kinder entwickelt haben und die später wie ein Drehbuch für unser Leben fungieren. Baumaterial waren unsere Erfahrungen mit bedingter Liebe, die Sätze, die wir besonders oft gehört haben, das elterliche Erziehungsrepertoire und vor allem: Wie wir unsere Erlebnisse interpretiert haben. Da wir uns mit dem Ego und daher auch unseren Interpretationen identifiziert haben, sind Überzeugungen weitgehend resistent gegen neue Erfahrungen. Was nicht ins Konzept passt, wird ausgeblendet.
Wovon wir uns antreiben lassen
Wichtiger Teil des Skripts sind die sogenannten Antreiber. Sie heißen so, weil sie uns treiben, bei der Stange halten und bei Verdacht die Peitsche schwingen. Fünf dieser Antreiber sind besonders verbreitet, sie lauten: Sei perfekt! Mach es anderen recht! Streng dich an! Beeil dich! Sei stark!
Wir haben diese Antreiber entwickelt, wenn wir aus den Erfahrungen mit elterlichen Reaktionen den Schluss gezogen haben, dass wir nur liebenswert sind, wenn wir schnell, stark, pflichtbewusst, fehlerfrei oder gefällig sind. Die Unterströmung lautete: »… sonst liebe ich dich nicht« oder »… sonst lasse ich dich im Stich«. Also begannen wir, uns nach diesen Maximen auszurichten.
Wir haben wohl alle mehr oder weniger gelernt, Fehler zu vermeiden, nett zu sein, uns Mühe zu geben, nicht zu trödeln und die Zähne zusammenzubeißen. Aber ein bis zwei Antreiber sind normalerweise dominant in unserem Muster. Es ist unschwer zu erkennen, dass beispielsweise der Beeil-dich!-Antreiber ein Herzstück des Dynamikermusters ist, so wie Streng dich an! ein Grundgefühl der Loyalen und Mach es anderen recht! eine Selbstverständlichkeit für die Helfer und Vermittler darstellt. Zu diesen Antreibern haben wir dann jeweils passende
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