Das Ende Der Ausreden
Ruhe fertigstellen, statt sich schon auf den nächsten Schritt, das nächste Projekt einzustimmen. Sie können dem Impuls, von Problemen wegzuschauen, widerstehen und sich fragen, wo Ihre Aufmerksamkeit und freundliche Akzeptanz der Sorgen anderer gefragt sein könnte. Sie können, wenn es Sie zum Reden und Mitmischen drängt, sich selbst entschleunigen und die Zeit zum Hinspüren und Nachdenken nutzen.
Als Boss (Typ 8) können Sie, statt darauf konzentriert zu sein, die Kontrolle über die Situation zu bewahren, darauf achten, wie es Ihnen selbst und den anderen jenseits des Machtthemas geht. Wahrnehmen, wo es – im eigenen Inneren – feine, leise Zwischentöne gibt, Zartheit. Den Moment zu fassen bekommen, wo sich Ihre eigene Verletzlichkeit meldet, und dann innehalten, statt sich ins vertraute Kämpfen und Gewinnen zu werfen. Sie können gezielt nach positiven Seiten bei Menschen fahnden, die Ihnen unentschlossen und zu weich erscheinen. Wenn Ihnen die – einzig richtige – Entgegnung bereits auf der Zunge liegt, können Sie sich noch einmal fragen, wie diese auf den anderen wirken wird. Ist genügend Vorsicht und Freundlichkeit in die Formulierung geflossen?
Wenn Sie ein Vermittler (Typ 9) sind, können Sie sich fragen, was Ihre Meinung, Ihre Ziele und Ihre Absichten sind, statt sich immer auf die anderen und den Weltfrieden einzustellen. Welches Projekt wollen Sie selbst als nächstes angehen und vor allem: abschließen? Sie können sich zu Priorisierung durchringen. Aufmerksam können Sie prüfen, wo Sie sich einmischen und Position beziehen sollten, statt nur freundlich und wertfrei zuzuschauen. Und Sie können so weit gehen, sich gerade auch dann zu beteiligen, wenn es nicht um Ausgleich, sondern um Abgrenzung geht. Sie können üben, Ihrem Gefühl von Zufriedenheit immer einmal zu misstrauen, und sich fragen, ob Sie nicht Ärger und Unzufriedenheit verdrängen, um passiv und friedfertig bleiben zu können.
Allen Umlenkungen der Aufmerksamkeit ist eines gemeinsam: Sie führen uns weg aus der Fixierung und – in die Gegenwart. In die aktuelle Situation. Keine Sorgen über das, was kommen könnte, kein innerer Versuch, eine vergangene Situation mental zu korrigieren, keine Flucht, kein Festhalten über die Zeit. Die Umlenkung der Aufmerksamkeit macht uns offen für Begegnung mit anderen oder uns selbst. Im Jetzt.
Jede echte Begegnung, die wir zulassen, kann uns verändern. Jeder authentische Ausdruck eines Gefühls kann die Situation oder das Spiel, in dem wir gerade stecken, verwandeln. Solange wir uns auf das verengen, was unser Muster uns vorschlägt, sehen wir die anderen oft gar nicht wirklich. Wir stellen uns dar, statt uns zu zeigen. Formulieren superkluge Fragen, um zu zeigen, wie kompetent wir sind, statt uns wahrhaftig für den anderen zu interessieren. Gehen über unsere Empfindungen hinweg, weil wir niemandem die Chance geben wollen, uns in einem vermeintlich schwachen Moment zu erwischen. Sind so mit der Vorsicht befasst, dass wir gar nicht sehen, wer uns die Hand hinhält.
Man stelle sich ein Zimmer vor, in dem eine Band live und in voller Lautstärke spielt. Und irgendwo in einer Ecke steht ein kleines, schlecht eingestelltes Radio, das klassische Musik spielt. Keine Chance, davon einen Ton mitzubekommen. Aber es ist da. Die Band, das sehen Sie vermutlich, ist unsere typische Aufmerksamkeit und unser inneres, dazu passendes Gedankengetöse. Aber wenn wir der Band mal eine Pause verordnen, indem wir auf etwas anderes achten – dann kann es sein, dass wir die andere Musik (Sehnsucht fernes Land) leise vernehmen. Und wir könnten sogar den Sender genauer einstellen …
Es ist alles schon da. Nur wir schauen weg, indem wir mit unserer Musterbrille die Welt klein machen.
Je stärker wir in unserer Fixierung befangen sind, desto deutlicher empfinden wir die Unterschiedlichkeit der anderen als Getrenntheit und Fremdheit. Je gegenwärtiger wir werden, desto mehr Gemeinsamkeiten und Möglichkeiten der Annäherung entdecken wir. Und die weiter bestehenden Unterschiede dürfen uns bereichern statt befremden.
Hören Sie nicht hin, wenn Ausreden in Ihnen laut werden
Sie werden bei der Umlenkung Ihrer Aufmerksamkeit immer wieder Skepsis und Widerwillen spüren. Das kennen Sie ja schon, die Ego-Aliens sind unterwegs. Winken Sie ihnen freundlich zu. Es werden Ihnen unwillkürlich gute Argumente zufließen, warum Sie lieber beim gewohnten Blick auf die Welt bleiben sollten. Ihr Kopfkino hat
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