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Das Ende Der Ausreden

Titel: Das Ende Der Ausreden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Roser
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und damit umzugehen. Mit anderen Worten: Meditation unterstützt uns genau in diesem zentralen Punkt – der Emanzipation von alten Mustern.
    Besonders faszinierend finde ich ein Forschungsergebnis, dass Meditation zudem eine wirksame Vorsorge für das Nachlassen geistiger und emotionaler Leistungen im Alter darzustellen scheint. Hier finden wir einen Teil unserer psychologischen Altersvorsorge.
    Diese Forschungsergebnisse könnten mithelfen, dass wir uns der Stille und der Selbstbetrachtung etwas weniger skeptisch nähern. Wobei es schon seltsam ist, dass wir bei so vielen offensichtlichen Dingen noch einmal den Ritterschlag der Forschung brauchen, ehe wir es »glauben« dürfen. Seit Menschengedenken pusten Mütter und Väter, wenn das Kind sich wehgetan hat. Und davon wird es besser. Hokuspokus oder »objektiv«, ist das eigentlich wichtig? Wenn es doch funktioniert? Tatsächlich weiß man heute, dass das Pusten eine momentane Unterbrechung der Reizleitung zum Gehirn bewirkt und dass das Kind sich also vom Schmerz entspannen kann. Jetzt pusten wir noch lieber, vom Labor legitimiert.
    So ähnlich wird es auch mit der Meditation sein. Wir wagen es erst, uns einer uralten Methode anzuvertrauen, wenn deren Kraft auch in Kernspintomografen bewiesen wurde. Da schau: im insulären Cortex und im limbischen System – mehr graue Zellen! Super! Vielleicht werfen Sie jetzt doch Ihre Skepsis über Bord und denken noch einmal wohlwollend über die zwanzig Minuten absichtslose Selbstbeobachtung nach?

19 Lass es Liebe sein: Wir brauchen einen freundlichen Blick auf uns selbst
    Ihr Ego hält übrigens rein gar nichts vom Meditieren. Wenn es nach ihm ginge, wäre es verboten. Es ist ein ausgesprochener Gegner von Stille und dem Nach-innen-Lauschen – denn das bedroht sein ungestörtes Wirken.
    Wenn Sie Ihrem Ego langsam näher kommen und seine Mechanismen offen legen, wird es aufrüsten. Es schlägt Haken und versucht, weiteren Fortschritten, die ihm gefährlich werden können, den Riegel vorzuschieben. Wenn es schon nicht verhindern konnte, dass Sie seine Existenz entdecken, so erzeugt es jetzt Zorn und macht Sie ärgerlich auf sich selbst. Darüber, dass Sie gar nicht so frei sind, wie Sie dachten, sondern in den Fängen eines alten Musters festhängen und immer noch nicht erleuchtet sind.
    Zorn und Ungeduld sind eine ziemlich normale Reaktion, und sie kann leicht dazu führen, dass Sie sich entmutigen lassen. Am Anfang fühlt es sich oft so an, als ob das Leben vor der Erkenntnis des eigenen Musters doch irgendwie deutlich angenehmer war. Jetzt fahren Sie ständig Geisterbahn: Sie gehen wie besprochen brav und aufmerksam nach innen und statt einer Morgendämmerung von Erleichterung und Gelassenheit begegnen Sie den ewig gleichen Gespenstern immer wieder. Egal, um welche Ecke Sie biegen, da warten sie wieder: das unstillbare Geltungsbedürfnis, die Unnachgiebigkeit, die Konfliktscheu, der Groll auf alles und jeden, der unbändige Wunsch, es richtig zu machen, die stets selben Sorgen, die Langeweile, wenn gerade mal keine Party steigt, das Gefühl, nicht dazuzugehören.
    Das war zwar früher auch nicht anders, aber Sie haben nicht so genau hingeschaut. Jetzt ist es überdeutlich, wie angeleuchtet. Ob Sie es je schaffen werden, souveräner, optimistischer, konzentrierter oder entschiedener zu werden? Das listige Ego bietet nagenden Zweifel auf. »Es wird sich nie etwas ändern, vergiss es«, zischt eine Stimme in Ihnen, das Ego souffliert. »Diese Idee von Reife und Erlösung, das ist doch alles esoterischer Unfug. Lass dir das nichts einreden. Vergiss es, mach weiter wie zuvor.«
    Wer den Einflüsterungen des Egos nicht erliegen, sondern die neue Wachheit ertragen und gestalten will, dem hilft nur: Liebe.
    Eine Szene mit einem meiner Klienten: Er schimpft vor sich hin, schimpft über sich selbst. Das ist ein großer Fortschritt, weil er früher nur über die anderen geschimpft hat. Über die ganzen Verlierer, die alles falsch machen. Die Gar-nichts-Könner, die ihm im Weg stehen. Nun ist er bei sich selbst gelandet, das ist bemerkenswert. Viele, wohl die meisten, tun das nicht. Er projiziert nicht mehr, er konzentriert sich auf sich. Aber er geht jetzt mit sich so um wie vorher mit den Gestalten da draußen. Böse, kategorisch, verächtlich. Das kann nicht gut gehen. So wie es im Umgang mit den anderen auch nicht funktioniert hat.
    Er tobt mit sich selbst, dass er nicht gelassener ist. Er wäre gerne entspannter, würde sich

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