Das Ende Der Ausreden
Rauschen zu machen? Dabei ist Stille heilsam, eine Grundvoraussetzung, ein Anfang. So einig sind sie sich selten, die Dichter, Philosophen, Kreativen, Seelsorger, Lebenskünstler und Therapeuten. Darin, dass Selbsterkenntnis und persönliches Wachstum die Ruhe und den Abstand zum Jahrmarkt der Eitelkeiten brauchen. Dass die Ruhe unserer Seele den Raum gibt, den ihr die Geschäftigkeit des Alltags vorenthält.
Wir funktionieren, wir laufen, wir sind belastbar, jonglieren mit den verschiedenen Anforderungen zwischen Familie und Beruf. Aber was, wenn uns unser Inneres etwas sagen möchte? Wann nehmen wir uns Zeit, darauf zu achten? Unsere Träume halten wir für Unsinn, wir lauschen nicht, wir deuten nicht, vielleicht wundern wir uns manchmal, aber wir hören weg. Wir benutzen zwar den Begriff des Freud’schen Versprechers – aber forschen wir wirklich hinterher? Was hat es zu bedeuten, dass wir gerade etwas Merkwürdiges gesagt haben? … Na ja, es war doch nur ein Versprecher. Oder?
Und dann kann es plötzlich doch passieren. Vielleicht, wenn wir in einer Landschaft wandern. Der Schritt hat uns das Denken abgenommen, der Rhythmus hat sich vor die Logik gesetzt. Einatmen und ausatmen. Auf einmal kommt uns ein Gedanke. Peng. Ein Einfall, eine Erkenntnis, ein Aha. Wie konnte das passieren? Weil wir nicht mehr in der Routine waren und unsere Seele die Gelegenheit zu nutzen wusste.
Nichtstun und so dem Selbst eine Chance geben
Meditation, Stille, Besinnung. Das ist alles das Gleiche. Manchmal passiert es auch während der Gesichtsmassage bei der Kosmetikerin oder bei irgendeiner monotonen Beschäftigung wie Bügeln oder Unkraut jäten. Unser Selbst findet die Lücke und ruft uns etwas zu. Wir können es aufnehmen oder für irrelevant erklären.
Jetzt geht es erst einmal darum, diese Gelegenheiten wahrscheinlicher zu machen. Eine Einladung auszusprechen. Hallo?! Ich interessiere mich für mich selbst! Wirklich! Nicht nur theoretisch. Ich bin hier, ich höre zu. Und dafür plane ich konsequent Zeit ein, ich nehme es mir nicht vor, ich tue es.
Stille ist ein Luxus, den wir uns selbst gönnen können. Mag es für uns auch zunächst noch so albern wirken, hier schaffen wir eine Oase, in der wir unserer eigenen Wahrheit eine Chance geben. Endlich.
Sich einen ungestörten Platz suchen, zur Ruhe kommen und zwanzig Minuten einfach nichts anderes tun, als dem inneren Treiben zuzuhören. Dem Fluss der Gedanken und Empfindungen, dem inneren Geschimpfe und Rechthaben, den Assoziationen und Sprüngen … einfach nur zuzuhören. Registrieren, was für eine Sorte von Gedanken da so auftaucht, sie benennen, loslassen und weiter wahrnehmen. Ganz wichtig: nicht bewerten! Das ist anfangs besonders schwierig. Wir neigen dazu, permanent Bewertungen vorzunehmen, diesen Gedanken für genial und einen anderen für Blödsinn zu erachten. Manche Gedanken wollen wir gar nicht haben, da strengen wir uns an, sie wegzuscheuchen. Nein, ich möchte nicht an die bevorstehende Prüfung denken! Weg mit dem Gedanken an diesen Schuft, der mir wehgetan hat!
Ersparen Sie sich diese Anstrengung, nehmen Sie solche Gedanken wahr wie die anderen auch. Je mehr Sie sie nicht wollen, desto energischer klopfen sie an.
Sie werden, wie alle, die mit dem Meditieren beginnen, zu Beginn wahrscheinlich irritiert sein, was für eine Unmenge von Gedanken und Stimmen Sie innerlich hören: das Gegenteil von Stille. Da ist ein unglaublicher, leiser, unablässiger Lärm in Ihrem Kopf: Der war vorher auch schon da, jetzt wird er ihnen bewusst. Versuchen Sie nicht, ihn abzustellen, hören Sie interessiert zu. Mehr Pausen im inneren Stakkato kommen später nach und nach von selbst. Akzeptieren Sie es vorderhand einfach so, wie es ist.
Gefühle wahrnehmen – damit sie weiterziehen können
Bei der Achtsamkeitsmeditation wehrt man sich nicht, schiebt nicht weg, trotzt nicht den manchmal wild umherspringenden Gedanken. Beschimpft sich eben genau nicht dafür, dass man denkt und immer noch nicht diese erholsame Ruhe im Kopf herstellen kann. Man will nichts herstellen, deshalb nennt man sie auch »absichtslos«. Man muss gar nichts.
Man lauscht wohlwollend den eigenen Gedanken und Gefühlen. Nimmt sie wahr, gibt ihnen einen Namen und nimmt weiter wahr, was als Nächstes kommt. Da huscht eine Sorge vorbei, jetzt ein Rechthaben, gerade ist nichts. Jetzt verhandle ich gedanklich eine Situation von gestern nach. Eine schöne Erinnerung, ein Selbstzweifel, eine Planung. Die
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