Das Ende der Einsamkeit
Partys, verspürte jedoch keine Lust auf Champagnercocktails, Lachshäppchen und blasiertes Geschwätz … genau die Art von Veranstaltung, über die Megan sich so ironisch geäußert hatte.
Nein, er würde seine Jacke holen und danach den Tag ruhig vor seinem Computer verbringen. Oder er würde doch ein Taxi schicken, um Megan zusammen mit seiner Jacke zu ihm zu bringen – eine Alternative, die ihm viel mehr zusagte.
„Ich habe nichts Besonderes vor“, antwortete Megan ihm nun ehrlich. „Wahrscheinlich werde ich mit Charlotte und ihrem Freund im Pub zu Mittag essen.“ Sie verstummte und gähnte.
Alessandro verstand den Wink und wünschte ihr eine gute Nacht. Aber obwohl Megan den Stier bei den Hörnern gepackt und den ungeliebten Anruf sofort erledigt hatte, schlief sie in dieser Nacht sehr unruhig.
Dementsprechend zerschlagen fühlte sie sich, als sie früh morgens aufwachte. Sie beeilte sich, zu duschen und sich anzuziehen, um hellwach und vorbereitet zu sein, wenn Alessandro kam, um sein Jackett zu holen.
Jede neuerliche Begegnung mit ihm raubte ihr ein kleines Stück von ihrem Seelenfrieden … eine Tatsache, die ihr Angst machte und sie in jene Zeit zurückversetzte, als Alessandro nur mit dem Finger zu schnippen brauchte und sie nicht schnell genug zu ihm kommen konnte. Deshalb wollte sie mit dem Sakko in der Hand an der Tür stehen, wenn er bei ihr auftauchte, um ihm erst gar keine Chance zu geben, sich auf einen Kaffee einzuladen und sich erneut mit der wohlmeinenden Gleichgültigkeit eines Exfreundes in ihr Leben einzumischen.
Denn Alessandros Gleichgültigkeit schmerzte Megan tief. Andererseits machte es sie maßlos wütend, dass sie es nicht schaffte, ihm gegenüber gleichgültig zu sein.
Sie war gerade mit ihrem improvisierten Frühstück aus einer Tasse Tee und Resten von der Party fertig, als es um kurz nach neun an der Tür läutete.
Ohne sich zu beeilen, ging sie öffnen, doch das betont höfliche Lächeln gefror ihr im Gesicht. Denn anstelle von Alessandro sah sie sich einem Taxifahrer gegenüber. „Entschuldigen Sie … ich hatte jemand anderen erwartet.“
„Ich wurde geschickt, um Sie abzuholen. Und eine Jacke, ist das richtig, Miss?“
„Hier ist die Jacke.“ Sie hielt sie dem Fahrer entgegen.
„Nein, Miss, meine Anweisung lautet, auch Sie mitzubringen.“
„Tut mir leid, aber das geht nicht.“
„Ich kann nicht ohne Sie zurückkehren, Miss. Aber lassen Sie sich mit der Entscheidung ruhig Zeit, denn die Uhr läuft zu meinen Gunsten. Wissen Sie, ich fände es wirklich nett, wenn Sie mitkämen, denn man hat mir ein sehr großzügiges Trinkgeld versprochen. So großzügig, dass ich für heute Feierabend machen und den zweiten Weihnachtstag bei meiner Familie verbringen könnte.“
Megan schüttelte unwillig den Kopf. Alessandro war entweder zu beschäftigt oder hatte ganz einfach keine Lust, selbst zu kommen, wollte aber andererseits sein kostbares Jackett anscheinend auch keinem Taxifahrer anvertrauen. Und natürlich hatte er keinerlei Skrupel, von ihr zu erwarten, dass sie ihm am zweiten Weihnachtstag sein Sakko zum Haus seiner Verlobten nachtrug, um ihm die Mühe zu ersparen! „Geben Sie mir zehn Minuten“, sagte sie, innerlich vor Wut kochend.
Fünfzehn Minuten später saß sie im Taxi, das maßgeschneiderte Jackett auf dem Schoß, und war wütend auf sich selbst, dass sie Alessandro überhaupt angerufen hatte. Warum hatte sie das dumme Ding nicht einfach hinter den Schirmständer zurückgestopft und die Entdeckung Charlotte überlassen?
Sie hatte keine Ahnung, wo Victoria und Dominic Parks wohnten, war aber nicht überrascht, als das Taxi schließlich vor einem großen Backsteinhaus in Chelsea vorfuhr, dessen Vorgarten ein schwarzer, schmiedeeiserner Zaun säumte. Der Wert des Anwesens ließ sich anhand der in der Straße geparkten Luxuslimousinen erahnen. Eine idyllische Oase der Eleganz inmitten Londons.
Beeindruckt folgte Megan dem Taxifahrer zu der imposanten, schwarz lackierten Eingangstür und betätigte den glänzend polierten Messingtürklopfer. Fast augenblicklich wurde die Tür geöffnet … aber nicht von Victoria Parks.
„Wie schön, du bringst mir mein Jackett.“
Megan sah Alessandro ärgerlich an. „Du hättest es dir ruhig selbst holen können“, meinte sie und hielt ihm das anscheinend so wertvolle Stück entgegen.
Ohne darauf zu antworten, bezahlte Alessandro den Fahrer. So großzügig, dass Megan sich allerdings nicht mehr wunderte, wie
Weitere Kostenlose Bücher