Das Ende der Einsamkeit
derart vereinnahmt, dass ihm die laute Musik und das fröhliche Lärmen der Partygäste gar nicht bewusst gewesen waren.
Obwohl es nur ein kleines Haus war, kostete es ihn einige Mühe, seine Verlobte inmitten der ausgelassenen Schar aufzuspüren. Schließlich fand er sie augenscheinlich bester Laune bei einer Art Trinkspielchen mit anderen Gästen … darunter natürlich auch dieser Fußballtrainer, gegen den Alessandro allmählich eine herzliche Abneigung entwickelte.
Was für ein Selbstdarsteller, dachte Alessandro, während er sich seinen Mantel anzog. Wenn er nicht gerade um eine Frau herumscharwenzelte, hielte er, eine Dose Bier in der einen Hand, einen Becher Punsch in der anderen, Hof für seine Fans!
Alessandro verbot es sich, nach Megan zu schauen. Er wollte gar nicht wissen, ob sie ihm aus der Küche gefolgt war. Nein, er sehnte sich nur noch nach der gepflegten, geordneten Klarheit von Victorias Haus in Chelsea, wo er ein vorhersehbar erstklassiges Weihnachtsessen genießen würde, bevor er sich in seine eigene luxuriöse Wohnung zurückzog, um in Ruhe geschäftliche Korrespondenz zu erledigen.
Denn er würde die Nacht nicht bei Victoria verbringen. Das tat er nie. Sie hatte angedeutet, Dominic wäre noch nicht alt genug, um die Situation zu begreifen, bis die Sache ganz offiziell sei, und Alessandro fand das in Ordnung. Gelegentlich blieb sie über Nacht in seiner Wohnung, wenn auch nicht oft, was ihm ebenfalls recht war.
Gerade wollte er sich dazu gratulieren, wie klar und vernünftig sein Leben doch geregelt war, als er aus dem Augenwinkel etwas Rotes aufflackern sah.
Selbst aus der Entfernung und inmitten einer bunten Gästeschar fiel Megan auf. Das war schon immer so gewesen. Resigniert schüttelte Alessandro den Kopf und ging zu ihr, um sich zu verabschieden, eine Hand leicht im Nacken seiner Verlobten.
„Wasser.“ Megan hob bezeichnend ihren Pappbecher. Sie hatte sich wieder gefasst und war fest entschlossen, sich von der Auseinandersetzung mit Alessandro nicht den Tag verderben zu lassen. Lachend wandte sie sich an Victoria: „Ich fürchte, Ihr Verlobter hält mich für durch und durch verdorben, weil ich zwei Becher Punsch getrunken habe.“
Die Victoria Parks vor ihr war nicht mehr die kühle, distanzierte Frau, die sie bei dem Krippenspiel in der Schule kennengelernt hatte. Ihre Wangen waren gerötet, die Augen funkelten. Vielleicht hatte sie ja auch dem Punsch ein wenig zu sehr zugesprochen. Die Ärmste, dachte Megan. Wahrscheinlich stand ihr eine Gardinenpredigt über die Gefahren des Trinkens ins Haus.
Doch zunächst einmal sah Victoria Alessandro überrascht an. „Ich wusste gar nicht, dass du so gegen Alkohol bist.“
„Ich bin nicht gegen Alkohol “, widersprach er hörbar irritiert.
„Nur gegen seine Wirkung.“ Honigsüß lächelnd nippte Megan an ihrem Wasser.
„Nun ja …“ Victoria lachte herzlich. „Ich nehme an, hin und wieder müssen wir alle einmal aus uns herausgehen. Machen wir uns auf den Weg, Darling?“ Sie drehte sich zu Alessandro um, wobei sie seine Hand abschüttelte, und strich sich glättend übers Haar. „Es war wirklich sehr nett von Ihnen beiden, uns auf einen Drink einzuladen. Eine tolle Party! Aber meine Mutter wird verzweifeln, wenn wir sie noch lange warten lassen, und ich wage mir gar nicht vorzustellen, welches Chaos Dominic inzwischen angerichtet hat. Er hat sich vom Weihnachtsmann nämlich einen Fußball gewünscht“, fügte sie verschwörerisch hinzu.
„Lassen Sie mich raten … der Weihnachtsmann hat ihm den Gefallen getan?“
„Nicht nur das! Der Weihnachtsmann hat sogar einen Ball mit einem Autogramm des Kapitäns des FC Chelsea ergattert! Robbie … ich meine, Mr Chance …“ Victoria errötete. „Wie es aussieht, ist er Dominics neuer Held.“
„Ja, Robbie kann sehr gut mit Menschen umgehen.“ Ganz spontan umarmte Megan Alessandros Verlobte und drückte sie an sich. „Ich wünsche Ihnen ein wundervolles Weihnachtsessen.“
Als Alessandro aber in diesem Moment seine Hand sacht auf Victorias zierliche Schulter legte, durchzuckte Megan heftige, hässliche Eifersucht, gänzlich ungebeten und unangemessen. Wie von der Tarantel gestochen, fuhr sie zurück. Ihre Wangen glühten. „Richten Sie Dominic aus, ich wünsche ihm fröhliche Weihnachten. Es war wirklich nett …“, sie lächelte Alessandro gezwungen an, „… wieder einmal miteinander zu plaudern. Falls wir uns nicht wiedersehen, passen Sie auf sich auf.“
Im
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