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Das Ende der Einsamkeit

Das Ende der Einsamkeit

Titel: Das Ende der Einsamkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: CATHY WILLIAMS
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nächsten Moment waren Alessandro und Victoria durch die Haustür verschwunden und auf dem Weg zu ihrem perfekten, kultivierten Weihnachtsessen.

4. KAPITEL
    Das Weihnachtsessen von Megan und Charlotte war zugegebenermaßen weniger kultiviert als vielmehr chaotisch, laut und übermütig. Kurz nach sieben gingen die letzten Gäste, und gegen halb neun waren die meisten Überreste beseitigt. Dann erklärte Charlotte, dass sie die Nacht bei ihrem Freund verbringen würde.
    Megan war froh, denn sie fühlte sich hundemüde und sowieso nicht in der Stimmung, die Ereignisse des Tages noch einmal Revue passieren zu lassen. Spätestens bei einem gemütlichen Kaffee im Wohnzimmer hätte Charlotte nämlich auch all die Fragen gestellt, die ihr auf der Seele brannten, seit sie Alessandro in Begleitung von Victoria zur Haustür hatte hereinspazieren sehen.
    Ihre Freundin hatte sie damals vor sieben Jahren mühsam wieder aufgebaut, als nach der Trennung von Alessandro ihre Welt in Scherben gelegen hatte, und hegte seither eine Stinkwut gegen den Mann. Deshalb hatte ihr Megan das vorherige Wiedersehen mit Alessandro auch lieber taktvoll verschwiegen. Und Charlotte war auf der Party nur zu beschäftigt gewesen, um auf ihn loszugehen.
    Um neun war Megan also allein und der Last ihrer dunklen Gedanken ausgeliefert. Denn obwohl es ihr eigentlich gar nichts hätte ausmachen dürfen, tat es weh, Alessandro mit Victoria zu sehen. Anscheinend war es eine Sache, sich über die Jahre theoretisch vorzustellen, wie er inzwischen lebte und mit welchen Frauen er zusammen war, und etwas ganz anderes, den tatsächlichen Anblick seines Glückes wie ein bittere Pille schlucken zu müssen.
    Und noch schlimmer war es, dass er sie offensichtlich bemitleidete. Am allerschlimmsten aber traf sie der nagende Verdacht, dass Alessandro ihr immer noch etwas bedeutete … dass sie sich immer noch zu ihm hingezogen fühlte, obwohl er sie so tief verletzt hatte und nicht eine der Eigenschaften besaß, die sie von ihrem Traumprinzen erwartete.
    Er war arrogant, egoistisch und von Ehrgeiz getrieben, wohingegen sie eher Männer suchte, die zurückhaltend, warmherzig und locker waren. Dennoch durchzuckte sie allein beim Gedanken an Alessandro heißes Verlangen, und all ihre Gefühle liefen in seiner Gegenwart Amok.
    Was war der Sinn einer Lektion, wenn man nichts daraus lernte? Vor sieben Jahren hatte Alessandro sie fallengelassen, weil sie nicht in seine ehrgeizigen Pläne gepasst hatte. Lange Zeit war sie von Hass zerfressen gewesen, noch länger hatte es gedauert, bis sie glaubte, ihn vergessen zu haben … und noch länger, bis sie andere Männer in ihr Leben gelassen hatte. Männer, die ihr guttaten, die ihr Selbstbewusstsein aufbauten und ihr niemals das Gefühl gaben, sie wäre nicht gut genug!
    Genau genommen, waren es bisher zwei Männer gewesen – keine wirklich leidenschaftlichen Affären, aber Beziehungen, die ihr gutgetan hatten. Sie hatte zu innerer Ausgeglichenheit und Stärke gefunden oder es sich zumindest eingebildet. Jetzt genügte ein zufälliges Wiedersehen mit Alessandro, und ihre Gefühle stürzten erneut ins Bodenlose.
    Plötzlich kam sie sich in dem kurzen roten Kleidchen lächerlich vor. Die hochhackigen Billigpumps und die neongrüne Strumpfhose hatte sie längst in dem schwarzen Müllsack in der Küche versenkt. Jetzt duschte sie rasch und zog sich eine bequeme Jogging-Hose und ein Sweatshirt an, bevor sie noch einmal prüfend durchs Haus ging. Dabei entdeckte sie das Sakko.
    Ursprünglich hatte es wahrscheinlich mit vielen anderen Jacken und Mänteln zusammen an der Garderobe neben der Haustür gehangen und war dann anscheinend irgendwann von dem übervollen Haken herunter und hinter den großen Schirmständer gerutscht. Megan schüttelte es aus und betrachtete es stirnrunzelnd.
    Es war ein teures, maßgeschneidertes Herrensakko. Anthrazit mit einem dunkelblauen Seidenfutter. Sie brauchte nicht einen Moment zu überlegen, wem es gehörte, sondern wusste es, noch bevor sie in eine der Seitentaschen griff und die Visitenkarte mit Alessandros Namen, Firmennamen und mehreren Telefonnummern hervorzog.
    Ein wenig unschlüssig blickte sie auf die Karte. Allein der Anblick seines Namenszuges in eleganter Druckschrift ließ sie zittern. Es war kurz vor zehn Uhr abends, sodass Alessandro vermutlich bei seiner Verlobten war. Megan überlegte, ob sie bis zum Morgen warten sollte, denn nicht einmal ein so erfolgreicher, ehrgeiziger Finanzmogul wie

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