Das Ende der Einsamkeit
Ich musste nicht zu deinem Fußballspiel kommen. Und zu eurer Weihnachtsparty auch nicht.“
„Hör auf! Bei dem Fußballspiel warst du mit Victoria und Dominic. Und zu der Weihnachtsparty bist du mit Victoria gekommen.“
„Wichtig ist doch nur, dass ich gekommen bin. Es wäre nicht nötig gewesen. Ich hätte mich bei beiden Anlässen fernhalten können, aber ich habe es nicht getan. Der Wunsch, dich zu sehen, war einfach zu stark.“
„Ohne mein Auftauchen wärst du immer noch mit Victoria verlobt, Alessandro, und ihr würdet Hochzeitspläne schmieden …“ Megan klammerte sich an einen Rest von Vernunft.
„Willst du behaupten, du hättest dich nicht genauso zu mir hingezogen gefühlt? Du hättest nicht ein einziges Mal an mich gedacht, seit das Schicksal uns wieder zusammengeführt hat?“
„Darum geht es doch gar nicht.“
Alessandro stand auf und lief in dem kleinen Wohnzimmer auf und ab. Megans Blick folgte ihm. Weder wusste sie, wie ihr geschah, noch, wie sie reagieren sollte. Eines war klar: Es war Alessandro zweifellos nicht leichtgefallen, zu ihr zu kommen. Seit er vierundzwanzig war, hatte er sein Leben und seine Zukunft bis in die Einzelheiten durchdacht und geplant, und er hatte Victoria als geeignete Partnerin ausgesucht, weil sie perfekt zu seinen Plänen passte. Wenn Megan ihm eines glaubte, dann, wie schwer es für ihn war, diese wohldurchdachten Zukunftspläne durchkreuzt zu sehen.
Doch diese Einsicht verriet ihr immer noch nicht, was sie tun sollte. Also schwieg sie lieber und beobachtete, wie Alessandro erst vor ihren Bücherregalen stehen blieb, dann vor den Fotos, die sie und ihre Familie zeigten, sie und Charlotte, Charlotte und ihre Familie …
Schließlich kam Alessandro wieder zu ihr, beugte sich vor und stemmte die Hände zu beiden Seiten auf die Armlehnen, sodass Megan in der Falle saß. „Sag mir, dass ich mich irre, Megan, dann gehe ich zu der Tür dort hinaus, und du siehst mich nie wieder.“
Bis zu dem Moment hatte sie sich einigermaßen erfolgreich eingeredet, dass sie ohne Alessandro besser dran wäre und sie es in Zukunft nur schaffen müsste, ihm so weit wie möglich aus dem Weg zu gehen. Und ansonsten wäre sie durchaus fähig, bei etwaigen zufälligen Treffen auf rein höflicher Ebene mit ihm zu verkehren.
Nun aber, angesichts seines Ultimatums, schien es ihr eine trostlose Aussicht, dass er erneut ganz und gar aus ihrem Leben verschwinden könnte. Und sein Blick verriet, dass es ihm todernst war. Sie musste ihm nur sagen, er solle gehen, dann würde er gehen. Für immer. Zu allem Überfluss wäre es diesmal ihre Entscheidung.
Beim ersten Mal war es schon schlimm genug gewesen, als er ihre Beziehung beendet hatte, diesmal jedoch war es allein ihre Wahl, und sie ahnte, dass sie sich für den Rest ihres Lebens mit der Frage quälen würde, was wäre gewesen, wenn …
„Ich bin hergekommen, weil du wissen musst, dass ich dich immer noch begehre, Megan“, sagte Alessandro nun eindringlich. „Aber ich gehe jetzt, es sei denn, du sagst mir, dass du genauso für mich empfindest.“
„Ich … ich …“ Ich will nicht noch einmal so verletzt werden! dachte sie verzweifelt.
„Schön.“ Alessandro seufzte. „Ich habe verstanden. Es zählt nicht, dass du dich immer noch zu mir hingezogen fühlst, denn du kannst die Vergangenheit nicht vergessen.“ Er richtete sich auf und zog sein Handy aus der Hosentasche. Im nächsten Moment würde er sich ein Taxi rufen oder seinen armen Fahrer zurückbeordern, damit er ihn abholte. So oder so würde er gleich verschwunden sein.
„Ich werde diese Sachen anlassen. Du kannst die anderen behalten oder von mir aus wegwerfen“, fügte er noch hinzu, bevor er sich abwandte und zur Tür ging.
Das riss Megan aus ihrer Starre. „Geh nicht!“
Alessandro drehte sich langsam um und sah sie an.
„Ich … ich will, dass du bleibst.“ Megan verdrängte, wie vertraut ihr diese Worte vorkamen. Damals war sie neunzehn gewesen, als sie ihn angefleht hatte zu bleiben. Jetzt war sie sechsundzwanzig, eine selbstbewusste Frau mit eigenen Erfahrungen, und sie flehte ihn nicht wirklich an, sie nicht zu verlassen. Nicht wie damals, als sich ihre ganze Welt nur um ihn gedreht hatte. „Aber zu meinen Bedingungen“, fügte sie nun rasch hinzu, als er auf sie zukam.
„Und die wären?“
„Dass es eine rein sexuelle Sache ist. Schön, ich gebe zu, ich fühle mich immer noch zu dir hingezogen, aber ich möchte keine wirkliche Beziehung mit
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