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Das Ende der Geduld

Das Ende der Geduld

Titel: Das Ende der Geduld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirsten Heisig
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höherwertige Fahrzeuge steht die Polizei derzeit noch ohne nennenswerten Ermittlungserfolg gegenüber. Sie ist mit ihren gegenwärtigen personellen Ressourcen kaum in der Lage, die Serie zu stoppen. Ein bisschen 1. Mai ist jetzt jeden Tag. Erst ganz allmählich häufen sich erste Stimmen, die diese Form „linker" Gewalt anprangern. Das ist überfallig. Ich komme später noch einmal darauf zurück.
     
John - Tragik eines Punkerlebens
    John ist der Sohn einer deutschen Mutter und eines amerikanischen Vaters, eines farbigen GI. Der verschwindet noch vor Johns Geburt auf Nimmerwiedersehen in die Staaten. Die Mutter hat eigene Probleme, ist die meiste Zeit ihres Lebens auf Sozialleistungen angewiesen und packt das mit der Erziehung nicht, zumal bald mehrere Kinder vorhanden sind. Mit dreizehn kommt John erstmals in ein Heim. Etwa zur selben Zeit fangt er an, Bier-Schnaps-Getränke zu sich zu nehmen. Er konsumiert etwa drei Liter Bier am Tag, jedenfalls so viel, dass man „dicht" wird. Mit fünfzehn Jahren kommen
    Speed, Ecstasy, Cannabis und Heroin dazu, das er raucht, nicht injiziert. Bis er sechzehn ist, bleibt John in wechselnden Unterbringungen der Jugendhilfe, danach ist er nicht mehr zu halten. Bereits mit vierzehn hatte er sich einer Gruppe von Punkern angeschlossen, die ihren Tag auf der Straße verbrachten und dort bettelten. Die nächsten Jahre verbringt er damit, bis mittags zu schlafen, danach zum Alexanderplatz zu gehen und zu „schnorren". Das Geld wird umgehend in Alkohol umgesetzt. Dann wird Party gemacht, bis man umkippt, und irgendwann am nächsten Mittag steht man wieder auf. So gestaltet sich jeder Tag. Die schulische Entwicklung verläuft entsprechend. Ab der 5. Klasse besucht John eine Lernbehindertenschule, ab der 7. Klasse eine Hauptschule. Da er in der 8. und 9. Klasse nicht mehr anwesend ist, wird er ohne Abschluss ausgeschult. Der Staat kommt in dieser Lebensphase längst nicht mehr vor. Der Jugendliche verschwindet in unserem hoch organisierten Land einfach vom „Schirm".
    Als er mir im Sommer 2005 aus der Untersuchungshaft vorgeführt wird, steht er kurz vor Vollendung des zwanzigsten Lebensjahres. Er ist groß und kräftig, hat freundliche Augen, durch den Alkoholkonsum aber bereits gezeichnet. Irgendwie rührt er mich. Die Taten, deren er angeklagt ist, sind weniger rührend:
    Im Sommer des Vorjahres sitzt John mit seinen Kumpels gegen 1.00 Uhr nachts vor einem Schnellrestaurant und bettelt. Ein Mann äußert: „Geht arbeiten". John steht auf und schlägt dem Mann seine Faust ins Gesicht. Danach tritt er ihn mit seinen Springerstiefeln in den Rippenbereich. Die John eine Stunde später entnommene Blutprobe weist eine Alkoholkonzentration von 2,45 Promille auf.
    Zwei Monate später entsteht eine vergleichbare Situation, nur dass sich dieses Mal ein Passant über die freilaufenden Hunde beschwert. John und einer seiner Kumpel verprügeln den Passanten, und zwar dergestalt, dass dieser, vor den Tätern zurückweichend, auf den Fahrdamm gerät. Dort wird er nur deshalb nicht überfahren, weil ein geistesgegenwärtiger Fußgänger das nahende Fahrzeug anhält. Als das Opfer auf der Straße am Boden liegt, setzt sich John auf ihn und schlägt weiter auf ihn ein. Auch mit Springerstiefeln wird der Mann getreten. Johns Blutalkoholwert eine Stunde nach Tatbegehung: 2,35 Promille.
    Wiederum einige Monate später streitet sich John mit einem Leidensgenossen und mit 3,06 Promille im Blut um dessen Schnapsflasche. Da der andere die Flasche nicht rausrückt, gibt es eins auf die Nase.
    Ebenfalls noch im Jahr 2004 hängt John wieder einmal mit anderen Punkern am Alexanderplatz herum. John möchte die Lederstiefel eines anderen jungen Mannes haben. Der gibt sie ihm natürlich nicht freiwillig. Also hilft John nach, indem er dem sich Sträubenden eine Luftdruckpistole in die Magengrube drückt. Inzwischen beteiligen sich weitere Punker an der Auseinandersetzung. Das Opfer wird von mehreren Seiten geschlagen und getreten. Es gelingt ihm dennoch, in ein Geschäft zu flüchten, weshalb John die Stiefel letztendlich nicht bekommt. War bislang nichts passiert, wird John nun erstmalig in Untersuchungshaft genommen.
    Obwohl John wegen der Delikte erstmals zu einer Jugendstrafe von einem Jahr und drei Monaten verurteilt wird, bekommt er keine „echte" Bewährung. Zu offensichtlich und unbearbeitet ist die Alkoholproblematik. Durch die mehrmonatige Untersuchungshaft bis zur Hauptverhandlung ist John aber

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