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Das Ende der Geduld

Das Ende der Geduld

Titel: Das Ende der Geduld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirsten Heisig
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ihr Ali 1 bis 3", verschlug es mir ebenfalls den Atem. Da kann man dann allerdings nur den „Leerkörper" zur Rechenschaft ziehen. Und umso wichtiger ist die Aufgabe, generell und massiv dem Rassismus entgegenzuwirken.
    Ich halte es für unabdingbar, verbindliche Sprachtests für alle Kleinkinder einzuführen und den Kita-Besuch im Falle offensichtlicher Sprachdefizite zur Pflicht zu machen. Das müsste so umgesetzt werden, dass erst ein Sprachtest durchzuführen ist und gegebenenfalls umgehend Sprachförderung angeboten und dafür ein geeigneter Platz in einer Kita gefunden wird, in der schwerpunktmäßig die weitere Sprachförderung verfolgt wird. Allerdings muss auch hier repressiv agiert werden, wenn die Angebote nicht genutzt werden. Denkbar wäre, Eilentscheidungen des Familiengerichts herbeizuführen oder - derzeit gesetzlich noch nicht vorgesehene - Bußgelder zu verhängen, die allerdings wegen der schon erwähnten zeitlichen Verzögerung nicht unbedingt Erfolg versprechend sind.
    Die Ausweitung der Schulstationen auf sämtliche Risikoschulen sollte erfolgen, um stets umgehend auf Konfliktlagen pädagogisch reagieren zu können. Der Bezirksbürgermeister Neuköllns, Heinz Buschkowsky, hat trotz der angespannten Haushaltslage, die eigentlich keinerlei Spielräume zulässt, für jährlich 1,2 Mio. Euro 16 Neuköllner Grundschulen mit Schulstationen ausgestattet, ohne dass andere Bereiche Kürzungen hinnehmen mussten. In einer Schulstation findet durch ausgebildete Sozialarbeiter eine sofortige Intervention bei Problemlagen statt, die von den Lehrkräften innerhalb der Klasse nicht mehr geregelt werden können. Allerdings musste parallel hierzu und ebenfalls auf Kosten des Bezirkes für jährlich 560.000 Euro an 15 Schulen ein privater Wachschutz eingerichtet werden. Diese Notwendigkeit ergab sich durch die Einwirkung schulfremder Personen in den Schulbetrieb hinein. Die Leser werden sich an Yilmaz, Hussein und Kaan erinnern. Der Wachschutz ist weder bewaffnet noch mit hoheitlichen Eingriffsrechten ausgestattet. Die Mitarbeiter dürfen lediglich die Schüler auffordern, sich als Schulzugehörige auszuweisen. Allein die Anwesenheit des privaten Wachschutzes hat die Gewaltvorfalle an Schulen bereits deutlich reduziert. Bürgermeister Buschkowsky wurde hierfür öffentlich stark kritisiert. Einen eigenen Vorschlag konnten seine Gegner allerdings nicht präsentieren.
    Die Aktivitäten des Bürgermeisters, die sich inzwischen als sehr hilfreich erwiesen haben, offenbaren zugleich, dass es kein Gesamtkonzept zur Aufrechterhaltung eines tragbaren Schulbetriebs gibt. Sowohl die Einrichtung von Schulstationen und -projekten wie der „2. Chance", in denen die Schüler außerhalb des Regelunterrichts beschult werden, als auch die Einrichtung eines privaten Wachschutzes zeigen, dass die Institution Schule aus sich heraus nicht überall Herr der Lage ist. Deshalb sind die dargestellten Maßnahmen zwar zur Entspannung bestehender akuter Notlagen angebracht, langfristig ist jedoch nur die Stärkung der staatlichen Einrichtung Schule selbst geeignet, die Schule auch wieder zum Schonraum für die Menschen, die dort lehren und lernen wollen, zu machen.
    Ich habe die Arbeit von Schulprojekten nicht zu kritisieren. Es gibt aber auch in diesem Bereich inzwischen zahllose Angebote, die nicht mehr zu überblicken sind. Problematische Schüler werden dort hingeschickt, wenn sie in ihrer bisherigen Klasse nicht mehr haltbar sind, was entweder an ihrem Betragen oder an ihren Leistungen, oft auch an beidem liegt. Was wird damit erreicht? Die Härtefalle sammeln sich, der Schüler „entkommt" erneut wenigstens vorläufig einer schwierigen Lage. Dies widerspricht der meiner Ansicht nach richtigen Grundidee, dass die Probleme dort zu lösen sind, wo sie entstehen, und nicht weitergereicht werden sollen.
    Eine Schulklasse sollte nicht mehr als zwanzig Kinder umfassen. Geplant sind nach der oben kurz dargestellten Schulreform allerdings fünfundzwanzig Schülerinnen und Schüler pro Klasse.
    Darüber hinaus ist die Bildungsbereitschaft der Eltern zu fördern, aber auch zu fordern. Der Einsatz spezieller Sozialarbeiter mit entsprechendem Migrationshintergrund mag hier hilfreich sein, kann aber sicherlich nicht als Standard erwartet und schon gar nicht geleistet werden. Ich verweise in diesem Zusammenhang auf meinen Vorschlag, die hauptsächliche Bearbeitung dieses Problems in der Verknüpfung zwischen dem Jugendamt und der Schule

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