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Das Ende der Geduld

Das Ende der Geduld

Titel: Das Ende der Geduld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirsten Heisig
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anzusiedeln. Wenn die gemeinsame Fallanalyse ergibt, dass die Familie Unterstützung in der Zusammenarbeit mit der Schule benötigt, soll sie diese auch erhalten.
    Ich bin der Auffassung, dass die Angebote auf ein vernünftiges und vor allem überschaubares Maß zurückgeführt werden sollten. Wenn ich in einem neuen Buch der Konrad-Adenauer-Stiftung mit dem Titel „Wie erreichen wir Eltern?" etwas über „niederschwellige" Angebote wie gemeinsames Kochen und Kaffeetrinken, Elterntalks und multikulturelle Müttertreffs erfahre, dann kann ich nur darauf aufmerksam machen, dass viele Schulen, die ich besucht habe, bereits über diese Einrichtungen verfügen. Sie werden jedoch immer nur von einem geringen Teil der Familien genutzt.
    Um die Bildungsbereitschaft der Eltern zu wecken und die Bedeutung von Unterricht auch für die Kriminalitätsprävention zu verdeutlichen, versuche ich seit längerer Zeit persönlich an die Eltern heranzutreten. Hierfür benötige ich Verbündete aus den betroffenen Ethnien, denn ich habe rasch gelernt, dass ich nicht zu einem „normalen" Elternabend zu kommen brauche. Denn da sind die Eltern selten zu finden. Deshalb kam ich auf die Idee, den Gesprächen mit den Eltern, die meinerseits durchaus keinen sozialtherapeutischen Ansatz haben sollten, einen anderen Rahmen zu geben. Ich überlegte, wen ich gewinnen könnte, und entschied mich für das Türkisch-Deutsche Zentrum (TDZ) in Neukölln. Dort empfing mich Mustafa Akcay. Er ist ein besonnener Mensch, dem ich mein Anliegen, mit Eltern, die nicht in die Schulen kommen, dennoch Gespräche führen zu wollen, nicht lange erklären musste. Er war bereits problembewusst und wollte eigentlich nur wissen, zu welchem Termin und an welchen Veranstaltungsort er Einladungen an die Eltern aussprechen solle. Er erklärte sich sogar bereit, die entsprechende Einladung zu gestalten und auf Kosten des TDZ drucken zu lassen. Begeistert beendete ich diesen ersten Termin und wandte mich voller Tatendrang mit dem gleichen Ziel, des Treffens mit arabischen Eltern, an die DAUG (Deutsch-Arabische unabhängige Gemeinde). Hier wurden zwar zunächst Bedenken geäußert, jedoch gründeten schließlich die DAUG und das TDZ zur Organisation der Elternabende ein „Bündnis für Berlin". Im Großen und Ganzen beschränkte sich meine Aufgabe darauf, den Entwurf des Einladungstextes vorzubereiten, der auch erklärenden Inhalt haben musste, da eine derartige Initiative bisher nicht existierte. Gemeinsam mit Arnold Mengelkoch, dem Migrationsbeauftragten von Neukölln, dachten die Vertreter der beteiligten Vereine und ich über einen passenden Veranstaltungsort nach. Schließlich wollten wir den Bezirksbürgermeister von Neukölln bitten, uns den Bezirksverordneten-Saal des Rathauses Neukölln zur Verfügung zu stellen. Wir beabsichtigten den Eltern damit das Gefühl zu geben, dass es uns wichtig ist, sie zu treffen und ins Gespräch zu kommen. Also warum nicht im Herzen des Bezirks an dem Platz, an dem sonst die Bezirksverordneten ihre Versammlungen abhalten und Entscheidungen treffen?
    Bürgermeister Buschkowsky willigte ohne Zögern ein.
    Ich denke, den türkischen Elternabend darf man getrost als Erfolg bezeichnen. Der Saal im Rathaus war überfüllt, einschließlich der Empore. Es waren, was mich besonders freute, viele Mütter erschienen. Sie hörten aufmerksam zu und stellten viele Fragen, aus denen sich ergab, dass trotz ihres teilweise langjährigen Aufenthalts in Deutschland nicht nur Sprachbarrieren bestehen, sondern auch keine Kenntnisse über die deutschen Institutionen und ihre Funktionen vorhanden sind. Es war aber spürbar, wie sehr sich die Mütter um ihre Kinder, speziell um ihre Jungen, sorgen und verstanden haben, welche Bedeutung dem Schulbesuch zukommt, um ein Abgleiten in kriminelles Verhalten zu verhindern. Eine eigentlich eher beiläufige Bemerkung meinerseits - dass ich glaube, alle Mütter wollten immer das Beste für ihr Kind, und das bedeute in Mitteleuropa nun einmal gesellschaftliche Teilhabe durch Bildung - brachte einhundert Kopftücher zum Kopfnicken. Das war ein mich sehr rührender Anblick. Auf die Mütter und jungen Frauen mit Migrationshintergrund kann man meiner Erfahrung nach setzen. Sie haben einen feinen Instinkt für Notwendigkeiten, denken ideologiefreier als viele Männer und sind häufig sehr ehrgeizig.
    Der arabische Elternabend hingegen verlief weniger erfreulich. Es erschienen einige Funktionsträger aus den Verbänden.

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