Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Ende der Geschichten (German Edition)

Das Ende der Geschichten (German Edition)

Titel: Das Ende der Geschichten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scarlett Thomas
Vom Netzwerk:
noch nie im Leben in einer Reinigung. Gib dir einfach irgendeinen Decknamen.»
    «Ich kann nicht glauben, dass du das ernst meinst. Aber von mir aus. Dann bin ich Anna.»
    «Keine Frau.»
    «Dann eben Anton.»
    «Das tut mir alles so furchtbar leid. Du kannst jetzt auch gerne aufhören, mit mir zu reden, und jeden Kontakt zu mir abbrechen. Das würde ich verstehen.»
    «Willst du denn, dass ich nicht mehr mit dir rede?»
    «Natürlich nicht. Ich sagte ja, ich brauche einen Freund oder eine Freundin.»
    «Eine heimliche Freundin.»
    «Genau.»
    Ich seufzte noch einmal. «Das ist schon alles sehr schräg.»
    «Es tut mir leid. Aber es ist das Beste, was ich tun kann.» Wieder schaute er auf die Uhr. «Ich muss los. Sehen wir uns bald wieder?»
    «Ja, meinetwegen.» Plötzlich hätte ich am liebsten losgeheult.
    Er beugte sich über den Tisch, berührte meine Hand. «Meg?»
    «Schon gut», sagte ich. «Geh.»
    «Wir sehen uns bald. Ich meine, ich möchte dich gern bald wiedersehen, falls du mich auch wiedersehen möchtest.»
    «Gut.»
    «Aber meld dich nicht bei mir, ja? Ich melde mich.»
    Als Rowan fort war, blieb ich noch eine Zeit lang vor den Tellern mit den Sandwichkrusten sitzen. Nach ein paar Minuten zog ich mein Handy hervor und antwortete Josh: Bin einen Tag zu spät, tut mir leid. Ja, ich komme mit zu Newman und auf eine Pizza. Sag mir einfach, wann ich Dich im Rumour treffen soll.
    ***

Eine Woche später hatte ich immer noch nichts von Rowan gehört. Auch Christopher hatte sich nicht gemeldet. Doch immerhin hatte Josh mir bestätigt, dass er für den 20. März am Abend einen Tisch im Rumour reserviert habe. Mein Artikel war erschienen, und ich hatte Glückwunsch-Mails von diversen Leuten bekommen, allerdings nicht von Vi. Ich war noch einmal im alten Haus in Dartmouth gewesen, um meine restlichen Sachen zu holen, bis auf die Bücher, die ein Umzugsunternehmer aus Andrews Bekanntschaft demnächst abholen würde. Ich hatte mein Bett zusammengebaut und es mit der schlichten, weißen Baumwollbettwäsche bezogen, die ich mir bei Greenfibres bestellt hatte. Abends schmökerte ich weiter in Iris’ Buch und hatte nach ihrer Anleitung und unter Verwendung eines alten Kopfkissenbezugs das Bild einer Bachstelze auf die rechte untere Ecke der Bettdecke appliziert. Den Rest des Kissenbezugs zerschnitt ich zu einigermaßen ordentlichen Quadraten, die in den Beutel mit meiner neubegonnenen Patchworkmaterialsammlung wanderten. Ich hatte nämlich beschlossen, mir für den Winter eine Patchworkdecke zu nähen und eine Kolumne darüber zu schreiben.
    Ich hatte einen ganz guten Rhythmus für mein Leben allein gefunden. Manchmal schaute ich abends oder mittags auf einen Happen und ein Pint Beast im Foghorn vorbei, sonst kochte ich mir eine Pasta oder machte mir ein Omelette. Ich lernte, die Blätter so von meiner Basilikumpflanze abzutrennen, dass anschließend neue nachwuchsen. Auch meine Hyazinthe hatte zu blühen begonnen: Blau war sie, wie das Meer. Ich telefonierte ein paarmal mit meiner Mutter und mit Libby. Claudia rief mich an, um mir die Tagesordnung für die Lektoratssitzung durchzugeben, die in der kommenden Woche anstand. Eigentlich hätte ich sie gern nach Vi gefragt, doch ich brachte es einfach nicht über die Lippen. Abends, wenn das Telefon nicht mehr klingelte und ich zwei Pint Beast getrunken hatte, holte ich meine Gitarre hervor und spielte eines von Iris’ Volksliedern oder eine Variante des einen oder anderen Blues-Songs, den ich kannte. Und irgendwie konnte ich nicht anders, als all die Lieder zu spielen, über die ich mit Rowan gesprochen hatte. Ich hatte mich entschlossen, meine erste Kolumne dem Gitarrespielen zu widmen, das ich ja bereits beherrschte. Zwischen den Stücken sah ich nach, ob vielleicht eine SMS gekommen war, die ich beim Spielen nicht gehört hatte. Doch wenn ich nachschaute, hatte mir nie jemand geschrieben, nicht einmal Libby. Irgendwann suchte ich im Internet und fand heraus, wie man sich selbst eine SMS schicken konnte, um zu testen, ob mein Handy überhaupt noch funktionierte. Was es natürlich tat. Meine SMS kam an. Sie lautete: Du bist so was von bescheuert.
    Nebenbei strickte ich meine Hausschuhe fertig und stellte fest, dass es gar nicht weiter schwierig war, die einzelnen Teile anzufeuchten, um sie dann auf dem Küchentisch in Form zu ziehen und trocknen zu lassen. Was das Zusammennähen anging, hatte Libby allerdings recht gehabt. Es war zugleich langweilig und stressig, wie

Weitere Kostenlose Bücher