Das Ende der Geschichten (German Edition)
nicht?», fragte ich.
«Sie meinte, du wärst genau mein Typ. Das habe sie schon gemerkt, bevor ich es gemerkt hätte.»
«Mir war gar nicht klar, dass ich überhaupt jemandes Typ bin.»
«Meg …»
«Außerdem irrt sie sich da ja ganz offensichtlich, oder? Du fühlst dich ja anscheinend kein bisschen zu mir hingezogen. Hast du ihr das auch gesagt, als du alles abgestritten hast?»
Rowan betrachtete seine Hände, verschränkte die Finger und hob sie vors Gesicht. Dann stützte er das Kinn auf die gefalteten Hände.
«Nein», erwiderte er. «Nein, das habe ich ihr nicht gesagt.»
«Und warum nicht?»
«Weil es nicht stimmt. Und das weißt du auch. Du weißt, was ich für dich empfinde. Aber ich darf das nicht empfinden, und das kann ich nun einmal nicht ändern. Ich dachte, es ginge uns beiden so. Ich dachte, das wäre auch der Grund, warum wir nie darüber geredet haben. Aber jetzt hast du Christopher verlassen, und …»
«Ich habe ihn nicht deinetwegen verlassen.»
«Nein, das wollte ich auch gar nicht …»
«Ich meine, wir haben ja schließlich keine Affäre, nicht? Ich habe ihn verlassen, weil ich einfach die Nase von ihm voll hatte. Das hätte ich schon vor Jahren tun sollen. Mir geht es wirklich sehr gut alleine.»
«Ich weiß.»
«Und hast du nicht mal gesagt, ich bin zu jung für dich?»
«Das spielt doch keine Rolle. Unser Alter spielt keine Rolle. Das hast du selbst gesagt.»
«Die Frage stellt sich ohnehin nicht, da du ja so entschlossen bist, bei Lise zu bleiben.»
«Ich weiß einfach nicht, was ich sonst tun soll. Wir müssten weg aus Dartmouth. Ja, ich weiß, du bist bereits weggegangen, aber du bist doch nur ein paar Kilometer die Küste entlanggezogen. Wir wären für alle Welt die Bösen. Ich müsste den Kontakt zu allen aufgeben, die ich in Devon kenne, was strenggenommen kein großer Verlust wäre, aber ich weiß einfach nicht, was mir dann noch bleibt. Wahrscheinlich müsste ich auch im Museum kündigen.»
«Rowan?»
«Was denn?»
«Wir werden nicht miteinander durchbrennen. Es hat also gar keinen Sinn, sich das alles zu überlegen. Du wirst bei Lise bleiben, und ich werde … Keine Ahnung, was ich tun werde. Aber du brauchst wirklich nicht zu denken, dass du mir irgendwie verpflichtet bist, nur weil deine Frau glaubt, du hättest eine Affäre mit mir.»
Er holte tief Luft, hielt sie kurz in den Lungen und atmete dann langsam wieder aus.
«Sie ist nicht meine Frau.»
«Aber es läuft doch aufs Gleiche hinaus.»
Wir aßen unsere Sandwiches auf – genauer gesagt, ich pickte mir noch ein paar kleine Happen aus dem weichen Mittelteil von meinem heraus, während Rowan die Hälfte von seinem vertilgte und dann den Teller von sich fort schob. Danach schaute er auf die Uhr.
«Ich muss bald wieder los», sagte er. «Neuerdings ruft Lise jeden Nachmittag im Museum an, um mich zu überwachen.»
«Solltest du das nicht eigentlich mit ihr machen, nachdem sie ja schließlich eine Affäre hatte?»
«Sollte man meinen. Hör mal. Ich würde unser Gespräch gern auf einer versöhnlichen Note beenden. Außerdem … sagtest du nicht, du wolltest mir etwas zeigen? Ein Flaschenschiff?»
«Du kannst jederzeit auf einen Tee in Torcross vorbeischauen, falls du mal in der Nähe bist.»
Er tat einen weiteren tiefen, springflutartigen Atemzug, als wäre er ein Fluss, in den das Wasser mit ungeahnter Kraft hinein- und wieder herausströmt.
«Nichts lieber als das. Aber …»
«Wir haben keine Affäre. Du hast also keinen Grund, dich schuldig zu fühlen. Und ich werde auch nicht gleich über dich herfallen, sobald du durch die Tür spazierst. Ich werde die ganze Zeit vollständig angezogen bleiben. Versprochen.»
«Aber wenn Lise davon erfährt …»
«O Gott.» Ich seufzte. «Das ist wirklich lächerlich. Aber wie du willst. Ich maile dir noch meine Adresse und Telefonnummer.»
«Kannst du vielleicht stattdessen …»
«Was?»
«Kannst du mir deine Nummer vielleicht jetzt gleich ins Handy einprogrammieren? Und schreib mir lieber keine Mail. Ich glaube, Lise kennt mein Passwort. Wenn ich in der Gegend bin, schicke ich dir eine SMS. In Ordnung?»
Er schob mir sein Handy hin. Es war am Rand schon ziemlich angestoßen, und auf einigen Tasten war die Schrift nicht mehr zu lesen. Ich öffnete sein Adressbuch und sah etwa zwanzig Nummern darin, darunter auch die Handynummern von Frank und Vi.
«Als was soll ich mich denn eintragen?», fragte ich. «Die Reinigung?»
«Nein. Ich war
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