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Das Ende der Geschichten (German Edition)

Das Ende der Geschichten (German Edition)

Titel: Das Ende der Geschichten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scarlett Thomas
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nach Tuckenhay gefahren bin», erzählte er, «hat Lise sich auch ein Hotelzimmer genommen, für den Fall, dass ich wiederkomme. Sie meinte, sie hätte nicht die Trantüte sein wollen, die daheim sitzt und wartet, und das hat mir zugegebenermaßen Respekt abgerungen. Sie hat erzählt, in vieler Hinsicht sei das Hotel ganz schrecklich gewesen: Zwischen dem Haus und dem Fluss lag ein Parkplatz, der sogenannte Blick aufs Wasser war also eigentlich nur ein Blick auf Autos. Aber sie meinte, das Essen sei sehr gut gewesen, und hat mich überredet, einige Zeit später noch einmal mit ihr dorthin zu gehen. Ich fand es schon von außen furchtbar, da haben wir uns dann darüber gestritten. Mein Gott – mir scheint, wir streiten über so ziemlich alles. Vielleicht ist das ja gesund. Irgendwie hat sie mich dann trotzdem dazu gebracht, hineinzugehen; sie meinte, es würde lustig. Und die Gespräche an den Nachbartischen waren auch wirklich urkomisch. Eine Frau verkündete, dass sie ‹so spät am Abend› unmöglich noch Suppe essen könne, weil sie dann nachts ständig pinkeln müsse. Dabei war es gerade erst sieben. Am Ende hatten wir es wirklich noch ganz lustig, obwohl Lise irgendwann zugeben musste, dass die Atmosphäre grauenhaft war und das Essen sie nicht so richtig aufwog. Für mich war das alles sowieso nichts, zumal ich ohnehin lieber irgendwo am Strand einen selbstgefangenen Fisch grille. Aber ich glaube, das war das letzte Mal, dass wir so richtig Spaß miteinander hatten. Und Sex.» Er musste wohl meine Miene registriert haben, denn er fügte sofort hinzu: «Entschuldige.»
    «Es gibt keinen Grund, dich zu entschuldigen», sagte ich. «Oder etwa doch?»
    «Na ja … nein, aber …»
    «Wie geht es denn jetzt weiter mit euch beiden? Wart ihr schon bei der Paartherapie?»
    «Nein. Von der Idee ist sie wieder abgekommen. Und ehrlich gesagt …» Er schaute wieder über die Schulter.
    «Was ist denn?»
    Rowan seufzte. «Sie hat mir vorgeworfen, eine Affäre zu haben. Oder zumindest eine haben zu wollen.»
    «Was? Wieso das denn? Und mit wem?»
    «Mit dir. Sie hat den Spieß einfach umgedreht. Jetzt behauptet sie, sie hätte ihre Affäre überhaupt nur deshalb angefangen, weil sie geglaubt habe, ich hätte seit langem eine. Sie meint, das sei genau derselbe Impuls, wie sich ein Hotelzimmer zu nehmen, weil ich das tue. Auch da wollte sie eben nicht die Trantüte sein. Deswegen habe ich neulich auf der Fähre auch nein gesagt, als du mich gefragt hast, ob wir Mittag essen gehen, und deshalb bin ich, ehrlich gesagt, gerade ziemlich angespannt, mich hier mit dir zu zeigen.»
    «Ach herrje. Das ist ja …»
    «Ist dir das unangenehm?» Er seufzte. «Es ist schon schwer genug, das alles auszusprechen, aber wahrscheinlich ist es noch schwieriger, sich das anzuhören. Es tut mir leid.»
    «Ich kann dir noch nicht sagen, ob mir das unangenehm ist oder nicht. Warum denn ausgerechnet ich?»
    «Sie wusste von unseren gemeinsamen Mittagessen in der Zeit, als wir noch beide in der Bibliothek gearbeitet haben. Ich glaube, ich hatte ihr erzählt, dass ich dich interessant finde und gern mit dir zusammen bin. Das war wohl ein großer Fehler. Und anscheinend haben wir dann bei irgendeiner Abendeinladung einen ‹vielsagenden Blick› getauscht.»
    «Woher will sie das denn wissen? Sie war doch gar nicht dabei!»
    «Nicht bei dem Essen bei Libby und Bob. Das ist schon eine Ewigkeit her. Danach hat sie mir verboten, dich jemals wiederzusehen.»
    «Aber das ist doch lächerlich.»
    «Ich weiß.»
    «Und sie hatte tatsächlich eine Affäre.»
    «Aber ja. Wie du schon sagtest, in Dartmouth hat jeder Affären. Bis auf uns beide.»
    «Eigentlich eine ziemliche Verschwendung», sagte ich. Dann wurde ich rot. «Entschuldige. War nur ein Witz.»
    «Nein. Du hast ja recht. Oder zumindest hast du recht in der Hinsicht, dass …»
    «Ich wohne jetzt ja sowieso nicht mehr in Dartmouth.»
    Er nickte nachdenklich. «Das ist wahrscheinlich auch gut so.»
    «Wie, für deine Beziehung? Ja, ich muss sagen, das war natürlich meine oberste Priorität bei der Entscheidung.»
    «So meinte ich das doch gar nicht.» Er hielt den Blick auf die Tischplatte gerichtet.
    «Weiß ich.»
    «Aber ich mute dir hier schon ziemlich viel zu. Das tut mir leid.»
    «Schon gut. Ich wollte gar nicht so bissig werden. Wir sind doch Freunde. Ich sollte nicht …»
    «Ich habe Lise gesagt, ich wolle keine Affäre mit dir, aber sie hat mir nicht geglaubt.»
    «Warum denn

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