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Das Ende der Geschichten (German Edition)

Das Ende der Geschichten (German Edition)

Titel: Das Ende der Geschichten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scarlett Thomas
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meinte, er hätte wohl einen Nervenzusammenbruch, und wollte, dass Andrew ihm etwas dagegen verschrieb. Soweit ich weiß, hat Andrew ihm irgendwelche Zuckerpillen gegeben, ein Placebo also, weil Beruhigungsmittel auf Marineschiffen verboten sind, und anschließend ging es dem Mann wieder gut. Das Buch handelt von der Einbildungskraft, vom Glauben und natürlich vom Meer.» Ich sah mich um. Joni stand immer noch in der Nähe und entfernte gerade die Folie von einem Päckchen Marlboro. Ich trank einen Schluck und erzählte weiter.
    «Dann war da noch diese Frau aus Kingsbridge, ich glaube, sie hieß Clare. Sie wollte über eine Frau schreiben, die sich für so hässlich hält, dass sie sich kaum noch aus dem Haus traut. Eigentlich will sie sterben, aber Selbstmord kommt für sie nicht in Frage; deshalb macht sie ständig hochgefährliche Sachen, in der Hoffnung, irgendwann bei einem Unfall ums Leben zu kommen und nicht selbst dafür verantwortlich zu sein. Sie fängt mit Heimwerkern an und versucht, Haushaltsunfälle zu provozieren, schneidet sich dabei aber nur den Daumen ab, und schließlich verlässt sie doch noch das Haus und macht Urwaldwanderungen und Extremsport. Im Lauf der Zeit verliert sie noch weitere Gliedmaßen, findet dabei aber irgendwie zu sich selbst. Es ist extrem witzig. Ich hoffe, sie findet einen Verlag dafür. Das hat echtes Kultpotenzial.»
    Libby trank von ihrer Bloody Mary und verzog das Gesicht.
    «Ich habe vor ein paar Tagen auch überlegt, mich vor den Zug zu werfen.»
    «Vor welchen denn?»
    «Die Dampflok.»
    «Und warum?»
    «Weil die am nächsten ist.»
    «Da musst du dir aber den Winterfahrplan besorgen. Diese Touristenattraktionen sind unberechenbar. Ich dachte neulich daran, ins Meer zu gehen. Das ist wenigstens immer verfügbar.»
    «Wozu willst du denn ins Meer gehen? Du bist doch eine bekannte Autorin.»
    «Viele Autoren ertränken sich. Und außerdem bin ich gar nicht bekannt.»
    «Hier schon.»
    «Das ist aber auch eine Kleinstadt. In einer Kleinstadt kennt jeder jeden.»
    Ich sah mich im Pub um. In einer Ecke zeigte Reg gerade mit ausgestreckten Armen die Größe von irgendetwas an. Er hatte eine heftige Abneigung gegen Möwen und arbeitete an einer Vorrichtung, um sie zu beseitigen. Seine Gesprächspartner waren Joni, der für seine Austern bekannt war, und Rob, den man kannte, weil er im Rahmen der Regatta regelmäßig das Rennen gewann, bei dem man sich ein eigenes Floß bauen und damit den Fluss überqueren musste. Tim hatte sich mit einem Guinness und einem Buch allein in eine Ecke zurückgezogen. Ihn kannte man bisher für gar nichts. Libby war für ihre handgestrickten Schals, Socken und Decken bekannt, die sie zusammen mit meinen selbstgekochten Marmeladen und den Treibholzskulpturen von Bobs Mutter in ihrem Laden verkaufte. Eine Zeit lang hatte sie in Erwägung gezogen, auch die Pullover und Mützen anzubieten, die Mark strickte, fand dann aber, das würde für Bob zu viele Fragen aufwerfen. Falls mich irgendjemand hier für meine Bücher kannte, ließ er sich das nicht anmerken. Die Leute in der Stadt fragten mich immer nur, wann ich denn wieder Rhabarbermarmelade einkochte.
    «Im Meer ist es nass und kalt», meinte Libby.
    «Ich weiß. Das habe ich mir auch gedacht. Aber ein Zug macht Lärm, und außerdem ist das eine ziemliche Schweinerei. Warum wolltest du dich denn überhaupt vor den Zug werfen? Das hört sich nicht sehr spaßig an.»
    «Ich hab alles vermasselt», sagte sie. «Mit mir und Mark ist es vorbei. Seit gestern. Gut möglich, dass mir nur noch der Selbstmord bleibt.»
    «Ach herrje. Oh, Libby! Scheiße. Ich dachte, du machst Witze …»
    «Und trotzdem kommt er nächste Woche noch zum Abendessen. Lange Geschichte. Außerdem sitze ich total in der Scheiße wegen dem Wagen.»
    «Wieso das denn?»
    «Gestern war der Polizist wieder da und hat erzählt, im Royal-Castle-Hotel wohne eine Frau, die gesehen haben will, wie am Sonntagabend jemand den Wagen in den Fluss geschoben hat. Sie hatte ihre Brille nicht auf, deswegen hat sie alles nur verschwommen gesehen. Dann meinte er noch, die meisten Autos würden ja gar nicht mehr auftauchen, aber wenn doch, stellte sich meistens heraus, dass die Besitzer sie selbst im Wasser versenkt hätten, um die Versicherungsprämie einzustreichen. Ha, ha! Was haben wir gelacht bei der Vorstellung. Ich sagte, mein Auto wäre viel zu schön, um es im Fluss zu versenken, und dass ich ja nun nicht gerade auf Versicherungsprämien

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