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Das Ende der Geschichten (German Edition)

Das Ende der Geschichten (German Edition)

Titel: Das Ende der Geschichten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scarlett Thomas
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sowieso immer zahlte. Bei den Segeltörns mit ihr und Bob hatten die beiden immer einen Picknickkorb aus dem Laden dabei und sagten mir, ich müsse gar nichts mitbringen. Sie hatten auch noch eine Schwimmweste «übrig», die ich behalten durfte, und Bob behauptete, rein zufällig auch noch eine Hundeschwimmweste auf dem Boot gefunden zu haben: «Die muss wohl noch vom Vorbesitzer sein.» Dabei wussten wir doch alle, dass es gar keinen Vorbesitzer gab, weil Bobs Vater das Boot eigenhändig entworfen und gebaut hatte.
    «Wieso wärst du denn überhaupt arm?», fragte ich. «Das verstehe ich nicht. Dir gehört doch das Haus und der Laden jeweils zur Hälfte, oder?»
    «Ja, klar, aber wenn ich Bob verlasse, kann ich doch nicht von ihm verlangen, dass er alles verkauft und mir die Hälfte auszahlt. Das würde ich einfach nicht fertigbringen. Weißt du, was passiert ist, als wir neulich in Italien waren? Da standen wir auf so einem riesengroßen Markt, und Bob hat sonnengetrocknete Tomaten probiert. Er hat sich umgedreht und mich zwischen den Leuten gesucht, und als er mich sah, hat er ganz glücklich und behaglich gelächelt. Er sah aus wie … na, wie Bob eben, mit seiner ausgebeulten Jeans und diesem blöden roten Holzfällerhemd und seinem verrückten Bart. Ich dachte mir, dass ich nie, nie wieder mit ihm schlafen will – allein bei der Vorstellung wird mir schon ganz schlecht –, aber dass ich ihn trotzdem wahnsinnig liebe, so, wie man beispielsweise einen Bruder liebt. Und in dem Moment ist mir klar geworden, dass ich niemals etwas tun will, das ihn zum Weinen bringt. Ich will ihm nicht gegenübersitzen und zusehen, wie ihm das Gesicht entgleist, während ringsum wegen mir alles in Scherben liegt. Das hat er einfach nicht verdient. Ich kann nicht sein ganzes Leben zerstören und ihm alles wegnehmen, was ihm etwas bedeutet, nur weil ich glaube, meinen Seelenverwandten gefunden zu haben.»
    «Ja, aber …»
    «Genau – ja, aber. Ich weiß schon. Wenn ich meinen Seelenverwandten schon gefunden habe, ist es dann nicht unerträglich grausam, bei Bob zu bleiben, so zu tun, als würde ich viel mehr für ihn empfinden, und ihn auch noch davon abzuhalten, selber loszuziehen und vielleicht eine Frau zu finden, die ihn so liebt wie ich Mark?»
    «Du kannst dich nicht für die Gefühle anderer verantwortlich machen», erwiderte ich. Genau das hatte meine Mutter immer gesagt, nachdem sie meinen Vater verlassen hatte. Aber eigentlich wusste ich gar nicht genau, was es bedeutete, geschweige denn, ob es stimmte.
    «Wenn man einen Stein nach jemandem wirft, ist man aber doch irgendwie verantwortlich für den Schmerz, den er empfindet», sagte Libby.
    «Aber wenn man das Richtige tut, und es geht jemand anderem deswegen schlecht, ist das dann nicht sein Problem? Andererseits, woher weiß man überhaupt, was das Richtige ist? Wer entscheidet das?»
    «Das ist alles so verwirrend. Ich bin mir ganz sicher mit Mark, aber vorher war ich mir mit Bob ganz sicher und davor mit Richard. Vielleicht ist Mark ja gar nicht der Mann fürs Leben, und ich denke das jetzt nur, weil ich ihn nicht haben kann. Wahrscheinlich muss ich das bei mir akzeptieren. Ich verliebe mich Knall auf Fall.» Sie schnippte mit dem Finger. «Das war schon immer so. Für manche Leute ist Liebe so was wie eine seltene Orchidee, die nur an einem bestimmten Ort unter ganz bestimmten Umständen erblühen kann. Bei mir ist sie eher wie eine Ackerwinde. Die wächst ohne viel Pflege, bei jeder Witterung, und erstickt dabei alles andere. Gute Metapher, was?»
    Ich lächelte. «Du solltest Romane schreiben.»
    «Immerhin kann ich dir dann zeigen, wie man Socken strickt», sagte Libby. «Zeit habe ich ja jetzt genug.» Seit meiner Rückkehr aus Schottland lag ich ihr in den Ohren, mir das Sockenstricken beizubringen. «Ich glaube, Mark hat recht. Ich bin nicht bereit, und ich will mich auch nicht richtig darauf einlassen. Aber wenn ich mir vorstelle, für immer mit Bob – und nur mit Bob – zusammen zu sein, will ich mich am liebsten auf der Stelle umbringen. Super, oder? Ich bin erst achtunddreißig. Ich kann doch nicht jetzt schon mein Leben ruiniert haben.»
    «Ich glaube, das ist einer der Fälle, bei denen die Zeit helfen wird. Und zwar egal, was passiert und ob du am Ende mit Mark oder Bob zusammen bist.»
    «Wir werden Socken stricken», meinte sie. «Das wird mich von allem anderen ablenken. Es ist nämlich richtig schwierig.»
    «Tja. Vielleicht war ich da ja

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