Das Ende der Männer: und der Aufstieg der Frauen (German Edition)
zu nutzen. Wenn sie den Raum bekommen, etwas Neues zu tun – zum Beispiel 15 Jahre, in denen sie nicht mehr heiraten und Kinder bekommen müssen oder auf Gnade und Ungnade Männern ausgeliefert sind, sondern leben können, wie sie wollen –, dann nutzen sie ihn.
Und so sind wir in einer Ära gelandet, die ein neues weibliches sexuelles Wesen hervorgebracht hat, das die Welt nie zuvor gesehen hat. Dieses Wesen räumt die ewige Verwundbarkeit der Frau zwar ein, aber anstatt einzuknicken oder sich unter eine Glasglocke sperren zu lassen, stellt es sich dieser Verwundbarkeit und geht auf unerwartete, kreative oder verrückte Art mit ihr um. Es ist kein Zufall, dass die populärste fiktionale Heldin des letzten Jahrzehnts Lisbeth Salander aus Stieg Larssons Millenium-Trilogie ist. Diese bleiche junge Frau wurde als Kind missbraucht, aber anstatt sich zu ducken oder eine therapeutische Gruppe zu besuchen, macht sie als Erwachsene böse Männer unschädlich.
Manchmal nimmt die neue Art von Frau nicht mit dem Messer, sondern durch exzellentes komisches Timing Rache. Im Herbst 2010 wurde Karen Owen, eine Studentin der Duke University, ganz plötzlich berühmt, als Freunde die pornografische PowerPoint-Präsentation an die Öffentlichkeit brachten, in der sie ihre sexuellen Erlebnisse mit 13 Sportlern der Universität schilderte, von denen sie Namen, Leistung und Penisgröße angab. (»Der Umfang sprach für ihn, aber es mangelte ihm erheblich an Länge.«) Owen verwandelte Szenen, die sie als demütigend hätte empfinden können, in Pointen. (»Mmm, sag mir, wie sehr du auf große schwarze Schwänze stehst«, sagte Sexualpartner Nummer 6, ein Baseballspieler. »Aber ich war noch nie mit einem Schwarzen im Bett!«, antwortete sie. »Oh … dann tu doch einfach so, als ob du es gewesen wärst«, reagierte er. »Umm … okay … ich mag große schwarze … Schwänze?«)
Der Nachfolger der US -amerikanischen Fernsehserie Sex and the City im Jahr 2012 ist Girls , eine neue Sendung des Kabelsenders HBO . Sie wird von der Indie-Schauspielerin Lena Dunham produziert und gedreht, die auch ihre Hauptfigur Hannah spielt. Wenn Hannah Sex hat, trägt sie nicht wie Carrie Bradshaw einen modischen BH für 200 Dollar und wälzt sich auf seidenen Bettlaken, sondern reißt sich das T-Shirt von einem Oberkörper, dessen Bauchfleisch üppig genug ist, dass ihr Freund Adam alle Hände voll zu tun hat, wenn er mit ihr im Bett ist. Einmal versuchen sie es erfolglos mit Analverkehr: »Fühlt sich schrecklich an.« In einer anderen Episode denkt sich Adam eine lächerlich demütigende Geschichte aus, in der Hannah eine elfjährige Nutte mit einer »verdammten Comic-Schulbrotdose« ist. Hannah spielt das Spiel widerstrebend mit. Aber sie ist danach weder von schwerer Reue ergriffen, noch muss sie mit ihren Freundinnen ein Entgiftungsprogramm durchziehen, noch muss sie die Polizei holen. Stattdessen macht sie einen Witz darüber, den Adam nicht versteht. Am meisten eingeprägt hat sich mir das Bild von Hannah, wie sie mit ihrer Mitbewohnerin auf den Song »Dancing on My Own« der schwedischen Popsängerin Robyn abrockt.
In Hannahs faszinierendem, aber in Auflösung begriffenen Leben zählen die Begegnungen mit Adam als »Erfahrung«, als Stoff für die Memoiren, die sie »zur Stimme dieser Generation« machen werden, wie sie ihren Eltern halb im Scherz erklärt. Sie ist der Portnoy unserer Ära, mutig und narzisstisch genug, sich obsessiv darüber auszulassen, wie sie zum Orgasmus kommt. (Adam dagegen spielt die Rolle von Kürbis, Äffchen und Pilgrim, den Liebes- oder Lustobjekten in Philip Roths frühem Erfolgsroman Portnoys Beschwerden, die zu den zahlreichen Requisiten auf Portnoys langer und komischer sexueller Reise gehören). Die Beziehung von Hannah und Adam würde von vielen Frauen als Katastrophe empfunden, aber es besteht kein Zweifel daran, dass Hannah zuletzt lacht.
Es gibt keine Flucht aus der Hook-up-Kultur in eine unschuldigere Vergangenheit, in der der junge Mann mit einer Schachtel Pralinen beim Vater des Mädchens anklopfte. Deshalb war der »Krieg gegen die Frauen«, von dem während der US -amerikanischen Vorwahlen des Jahres 2012 die Rede war und der sich vor allem um Verhütung drehte, so absurd. Natürlich wird es immer einen konservativen christlichen Kandidaten wie Rick Santorum geben, der die Frauen wegen ihres unmoralischen Lebenswandels tadelt, und wahrscheinlich wird es auch immer einen Rush Limbaugh geben, der sie
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