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Das Ende der Männer: und der Aufstieg der Frauen (German Edition)

Das Ende der Männer: und der Aufstieg der Frauen (German Edition)

Titel: Das Ende der Männer: und der Aufstieg der Frauen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Rosin
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sexualökonomisch billig, ein regelrechtes Schnäppchen, und er ist für viel mehr Leute zugänglich.
    Wenn Sex billig ist, passiert mit den Männern etwas Merkwürdiges: Viele werden zu einem Typus, den der Soziologe Mark Regnerus als free agents bezeichnet. Sie schlafen mit so vielen Frauen wie möglich, und zwar hauptsächlich deshalb, weil sie es können. Sie werden allergisch gegen Monogamie. »Welche Motivation hat ein Mann, etwas anderes zu sein als der stereotypische Mann, der sich nimmt, was er kriegen kann«, fragt Regnerus in Premarital Sex in America. Und antwortet: »Keine große.« Die neuen Verhältnisse machen die Frauen zwar nicht unbedingt verwundbar, aber vermutlich alles andere als zufrieden. »Erotisches Kapital«, schreibt Regnerus, »kann gegen Aufmerksamkeit, einen Job oder vielleicht einen Partner und gegen so viel Sex, wie sie haben will, getauscht werden, aber es ist keine Garantie für Liebe und lebenslange Treue. Nicht auf diesem Markt.« Es ist kein Zufall, dass die Wilde-Mädchen-Kultur zur selben Zeit entstand, als die Frauen begannen, die Hochschulen zu dominieren. Katie, eine der Frauen, die Regnerus für sein Buch interviewte, fasst ihre Erfahrungen auf dem neuen Markt folgendermaßen zusammen: »Ich hatte das Gefühl, als wäre ich mit seinem Schwanz verabredet.«
    Verschärft und massiv aufgebläht wird die Störung durch das chronische Überangebot. In ihrem Buch Too Many Women? The Sex Ratio Question entwickeln die Psychologen Marcia Guttentag und Paul F. Secord die sogenannte Guttentag-Secord-Theorie. Sie erklärt, was passiert, wenn das Geschlechterverhältnis verzerrt ist. Gesellschaften, in denen es mehr Männer als Frauen gibt, sind tendenziell weniger egalitär, aber Frauen sind hoch angesehen. Die Rollen Frau und Mutter genießen großen Respekt, und die Zahl der Scheidungen und unehelich geborenen Kinder ist niedrig. In Gesellschaften mit einem höheren Frauenanteil fühlen sich die Männer wie Kinder im Süßwarenladen. Sie wollen Zuckerstangen und Gummibärchen. Sie werden promisk und wollen oft keine Familie mehr gründen. Die Frauen wiederum verlassen sich nicht mehr auf die Männer und konzentrieren sich darauf, selbst ihren Weg zu machen. In unserer Gesellschaft ist das Verhältnis zwischen Frauen und Männern insgesamt ausgeglichen, aber in bestimmten Segmenten sind die Frauen in der Überzahl: an der durchschnittlichen staatlichen Hochschule, in der aufsteigenden Mittelschicht. In diesen Gruppen sind die Frauen unter Umständen bereit zur Heirat, während die Männer immer noch Videospiele spielen. Und so setzt sich der Zyklus fort, und die Cosmopolitan wird sich noch lange gut verkaufen.
    Das Ergebnis ist, dass Frauen bei der Partnersuche eine Vielzahl frustrierender kleiner Kämpfe durchstehen müssen. Doch es sind die Männer, die den Krieg verlieren. Auf dem Cover von Guyland , Michael Kimmels 2008 erschienener anthropologischer Studie über den US -amerikanischen jungen Mann, jubeln vier junge Männer offenbar gerade auf irgendeinem rauschhaften Verbindungsfest. Die 400 jungen Männer zwischen sechzehn und vierundzwanzig, die Kimmel interviewt, berichten, dass sie viel feiern und haufenweise Frauen abschleppen. Die drei Säulen, auf denen ihr Leben ruht, sind »Saufen, Sex und Videospiele«. Sie konsumieren auf ihren Laptops, ihren Schreibtischcomputern und ihren Handys viel Spike TV und viele Pornos und verbringen ihre Freizeit meistens mit ihren Kumpels. Auf Verbindungsfesten schleppen sie reale Frauen ab, aber sonst sind Frauen vor allem eine Bedrohung für ihre Art von Existenz. Der Slogan, auf den Kimmel immer wieder stößt, lautet: »Bros before hos.« (»Bruder vor Luder.«) Der Unterschied zwischen den jungen Männern und den jungen Frauen ist jedoch der, dass die jungen Männer eher in der Welt der Jugendlichen stecken bleiben, ihren Abschluss nicht schaffen und sich überhaupt nicht mehr weiterentwickeln. Die universale Verbindungsbrüderkultur ist inzwischen so fest verwurzelt, dass der in Stanford lehrende Psychologieprofessor Philip Zimbardo sie als Krankheit definiert, für die er den Begriff »Social Intensity Syndrome« geprägt hat. Viele junge Männer sind laut Zimbardo heute so von Videospielen und Pornografie überschwemmt, dass sie mit echten zwischenmenschlichen Kontakten nicht mehr umgehen können. Ihre Gehirne würden »digital neu verdrahtet« und seien für stabile Liebesbeziehungen insbesondere mit »gleichrangigen weiblichen

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