Das Ende der Männer: und der Aufstieg der Frauen (German Edition)
als »Prostituierte« bezeichnet. Am ehesten reagierten jedoch jene angemessen auf das ganze Geschrei, die sinngemäß fragten: »Meint ihr das ernst?« Eine Gesellschaft, die vom entfesselten Ehrgeiz der Frau total abhängig geworden ist, kann unmöglich allen Ernstes die Debatte über Verhütung wieder eröffnen.
Selbst die Frauen, die über die Hook-up-Kultur am frustriertesten sind, haben darauf keine Lust. Der Hook-up ist zu stark mit all dem verbunden, was für die Frauen im Jahr 2012 fantastisch ist: die Freiheit, die Unabhängigkeit, das Wissen, dass man sich immer auf sich selbst verlassen kann. Sie können nur tun, was Hannah immer von ihren Freundinnen geraten wird: Lass bleiben, was sich abscheulich anfühlt, und finde heraus, was sich gut anfühlt. Und lass dich von der Tatsache trösten, dass es den meisten Leuten, die es durch die schwierigen Jahre schaffen, am Ende gut geht. Junge Frauen sind vielleicht heute weniger verwundbar als je zuvor, doch das heißt nicht, dass sie die geringere Verwundbarkeit als Machtgewinn erleben. Wie mir eine junge Frau von der Yale University sagte, wird sie Zeit brauchen, um herauszufinden, was sie will und wie sie es verlangen soll. Eine schwuler Freund von mir machte einmal folgende scharfsinnige Beobachtung: Die Hook-up-Kultur an den Hochschulen ist heute in derselben Phase wie der Sex der Schwulen in den 1970er Jahren. Junge Männer und Frauen haben ungehemmt von der Tradition der Ehe oder anderen Konventionen die sexuelle Freiheit entdeckt. Doch das ist nicht das Ende der Geschichte. Letztlich setzt sich das Bedürfnis nach tieferen menschlichen Bindungen immer durch, sowohl bei den Frauen als auch bei den Männern.
Das letzte Mal, als ich Sabrina sah, war sie gerade von einem buddhistischen Meditationsurlaub in Vermont zurück und hatte immer noch ein bisschen von dem, was sie den »leuchtenden Glanz« nannte. In diesem Zustand fand sie es schwierig, einen Bezug zu ihrem alten gestressten Börsen-Ich zu finden, das sie als »gemein und schroff« empfand und als »immer darauf erpicht, dass alle in seiner Umgebung in Stichworten sprechen«. Auch in Bezug auf die Liebe war sie weicher und nachdenklicher geworden: »Ich brauche keinen Mann zum Überleben und keinen, der die Rechnungen zahlt, aber trotzdem brauchen die Menschen einander. So sind wir einfach geschaffen.« Sie begann sich dem zu stellen, was sie ihre Sucht nennt – der besonderen Krankheit, die Frauen in einer Ära befällt und in der Liebe und Sex beschleunigt und auf eine seltsame Art miteinander vermischt sind: »Ich glaube, was ich will, ist nur das Sahnehäubchen. Ich brauche die Liebe, um die Leidenschaft zu fühlen, und ich brauche die Leidenschaft, um mich sexuell einzulassen. Mein letzter Freund sagte, ich sei ein Mensch, der das Wetter macht. Ich lasse die Sonne scheinen, und dann lasse ich eines Tages plötzlich Regenwolken aufziehen. Fuck. Mir wird einfach langweilig. Ich will das Sahnehäubchen: die ersten paar Monate der Beziehung, die Leidenschaft, die Schwärmerei, wenn man jemand kennenlernt. Das ist es, was den Sex gut macht! Ich kenne den Menschen noch nicht einmal! Aber ich will einfach mein Gemüse nicht essen.«
Sabrina hatte mehrere neue Freunde in der Zeit, als ich sie kannte, und sie war immer halb verliebt. Zuletzt hörte ich, dass sie mit einem von ihnen nach Kalifornien ziehen wollte. »Er ist wirklich erstaunlich!«, schrieb sie mir. »Bin froh, dass ich auf den Richtigen gewartet habe. Ganz viele Leute gründen jetzt eine Familie.« Eine gute Freundin von Sabrina hatte zu deren Überraschung kurz zuvor geheiratet. Sie hatte immer gedacht, dass ihre Freundin ihren Freund auf Distanz hielt, ihn nie richtig an sich ranließ. Nach der Hochzeit fragte sie sie danach. »Heirate, und du hörst auf, den Kerl auf Distanz zu halten«, antwortete sie. Im Moment kam das Sabrina wie ein vernünftiges Ziel vor, das sie anpeilen konnte.
Ehe mit wechselnden Rollen
Wahre Liebe (nur für Eliten)
D ie vielleicht berühmteste Szene einer Fernsehkomödie stammt aus einer 1952 ausgestrahlten Episode der Serie I Love Lucy mit dem Titel »Job Switching«. Die Posse wird durch einen Streit um Geld ausgelöst. »Ist dir klar, wie schwer es heutzutage für einen Mann ist, Geld zu verdienen?«, fragt Ricky. »Glaubst du, das Geld wächst auf Bäumen?« So kommt folgendes Arrangement zustande: Ricky und Fred spielen einen Tag Hausfrau, während Lucy und Ethel draußen nach einem Job suchen.
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