Das Ende der Männer: und der Aufstieg der Frauen (German Edition)
ihrem wunderbaren Hausmann zu prahlen, obwohl ich leider immer noch ein bisschen zusammenzucke, wenn er an der Schule handbedruckte T-Shirts für die Lehrer produziert. Andere Aspekte der neuen Entwicklung sind nicht so erfreulich: Eine Frau in meinem Bekanntenkreis, deren Mann halbtags als Mechaniker für eine Fluggesellschaft arbeitet, findet offenbar ständig neue Möglichkeiten, ihn als Loser zu beschimpfen. Eine andere, deren Mann ein arbeitsloser Rechtsanwalt ist, beschwert sich über Lappalien, wie etwa, dass er all ihr Geld für edle Socken ausgibt, obwohl er seit einem Jahr kein Bewerbungsgespräch mehr gehabt hat, oder dass er sämtliche Sportkanäle abonniert hat. Einige Paare aus meinem Bekanntenkreis gewöhnten sich nie an die ungleiche Rollenverteilung und ließen sich scheiden.
Die emotionale Struktur solcher Familien war mir ein Rätsel. Deshalb führte ich im vergangenen Jahr in dem Online-Magazin Slate eine ausführliche Befragung von Personen durch, in deren Ehe die Frau den größten Teil des Familieneinkommens beisteuert, und ergänzte die schriftliche Umfrage durch Interviews. Die Leser von Slate sind sehr viel gebildeter als der Durchschnittsbürger, und die Fragen wurden mehrheitlich von Frauen beantwortet. Trotzdem bieten die Antworten einen Ansatz zur Beantwortung einiger der heikleren Fragen: Bedeutet mehr Geld mehr Macht in der Beziehung? Bedeuten mehr Arbeitsstunden im Beruf, dass für die Betreuung der Kinder weniger Zeit aufgewandt wird? Fühlen sich die Männer befreit? Sind die Frauen stolz? Fühlen sie sich ausgenutzt? Ist ein Ehemann wirklich in der Lage, helle und dunkle Sachen getrennt zu waschen?
Tatsächlich gaben fast 80 Prozent der Teilnehmer meiner Slate -Umfrage an, dass ihre Ehen glücklich seien, und hielten die Wahrscheinlichkeit einer Scheidung für ziemlich gering. Etwa ein Drittel gab an, ihre Männer machten sich Gedanken, weil sie weniger Geld verdienten, und ein etwas geringerer Teil hatte das Gefühl, von der Gemeinde negativ beurteilt zu werden. Fast 90 Prozent meinten, dass es in Zukunft stärker akzeptiert würde, wenn die Frauen die Hauptverdiener seien. Dies mag daran liegen, dass eine Frau als Hauptverdiener relativ wohlwollend ist. Eine überraschend kleine Anzahl der Befragten sagte, die Frau habe mehr Macht, weil sie mehr Geld verdiene, während etwa zwei Drittel berichteten, dass die Macht gleich verteilt sei.
Eine Geschichte, auf die ich in meinen Folgeinterviews immer wieder stieß, war Lady Chatterley – nur mit einem Happy End à la Hollywood. Lori, eine Rechtsanwältin, die eine halbe Million Dollar im Jahr verdient, hatte genug davon, mit Männern auszugehen, die beruflich mit ihr konkurrierten und deren »ganzes Wohlbefinden davon abhing, ob sie dem Posten des Konzernchefs einen Schritt näher gekommen waren«. Also heiratete sie einen Zugführer, den sie über die Singlebörse match.com kennengelernt hatte. »Ich wollte einen Mann, der nicht den ganzen Tag von seiner Arbeit spricht, sondern lieber eine Fahrradtour am Strand macht«, sagte sie mir. »Mein Mann weiß, wer er ist. Er fühlt sich einfach wohl in seiner Haut.«
Trotzdem wurde in den Dutzenden von Interviews, die ich durchführte, auch deutlich, dass es unter der Oberfläche Spannungen gibt. Eine Machtverteilung, die den größten Teil der Geschichte Bestand gehabt hat, verschwindet nicht ohne Erschütterung. In vielen Fällen wurde ich mit uralten Problemen des Familienlebens konfrontiert, nur dass sie jetzt beim anderen Geschlecht auftraten. Andy, ein Hausmann und Vater aus San José, musste mehrere Termine mit mir absagen, weil er seine Zwillinge nicht zum Einschlafen bringen konnte. Bevor er daheim bei den Kindern geblieben war, hatte er als Zimmermann gearbeitet. Seine Frau ist Ärztin, und weil sie sehr viel mehr Geld verdient, war es sinnvoll, dass er zu Hause blieb. Andy passt gern auf die Kleinkinder auf, aber er spricht sehnsüchtig von seinem alten Leben und etwas defensiv von seinem neuen. Die Sehnsucht überkommt ihn, wenn er mit den Kindern unterwegs ist und Bauarbeiter bei der Arbeit sieht. Wie wäre es wohl, wieder mit einer Gruppe von Leuten auf einem Dach zu arbeiten? Was für Abenteuer erlebt seine Frau, während er den Kindern den Mund abwischt? Wenn seine Frau und ihre Arztkollegen ihn aufziehen, weil er Hausmann ist, bringt er krampfhaft seine handwerklichen Fertigkeiten ins Spiel: »Wie wäre es, wenn ich mal bei Ihnen vorbeikomme und Ihnen das Ikea-Regal
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