Das Ende der Männer: und der Aufstieg der Frauen (German Edition)
traditionelle Politikerfrau zu einer kaltblütigen Killerin geworden, die im Zentrum einer Verschwörung steht. Lady Gaga mit ihrem unfehlbaren Gespür für kulturelle Trends arbeitet in ihrem Video für den Song »Telephone« den Film Thelma und Louise so um, dass aus einer Geschichte über vorübergehenden weiblichen Machtgewinn eine Story über skrupellose weibliche Macht wird. Anstatt sich umzubringen, töten sie und ihre Freundin (gespielt von Beyoncé) einen bösen Liebhaber und verschiedene Zufallsopfer und fahren in einem gelben Pick-up davon, während Gaga prahlt: »Wir haben es geschafft, Honey B.« Manchmal übernehmen Frauen auch aus reiner Lust am Neuen die Männerrolle. Die Rolle der CIA -Agentin Salt im gleichnamigen Actionfilm war ursprünglich für einen Mann geschrieben worden, wurde aber mit Angelina Jolie besetzt. Sie wirkt völlig authentisch als widerstrebende Profikillerin mit einem Privatleben. Wer ist Hanna? , ein Film von Joe Wright, geht das Thema männliche Gewalt von den Ursprüngen her an. Saoirse Ronan spielt ein Mädchen, das von ihrem Vater in der Wildnis aufgezogen und zur Jägerin statt für die Rolle als Mutter und Sammlerin ausgebildet wird. Der Film hat starke mythische und märchenhafte Elemente, und als Hanna eines Abends im Ballettröckchen ein Konzert besucht und einen Jungen kennenlernt, gibt sie ihrem Prinzen nicht etwa einen Kuss, sondern ringt ihn nieder und erwürgt ihn fast.
In vielen Büchern und Filmen über Teenager hat das böse Mädchen im Lauf des vergangenen Jahrzehnts den männlichen Schlägertypen als Fluch des Highschool-Lebens ersetzt. In seinem neuesten Entwicklungsstadium verbreitet dieses Mädchen nicht mehr nur Psychoterror, sondern stößt in einen tödlicheren Bereich vor. Katniss Everdeen aus Die Tribute von Panem, Lisbeth Salander in Verblendung und Maximum Ride aus der beliebten gleichnamigen Fantasyserie von James Patterson sind eine völlig neue Art weiblicher Helden: beschädigte, aber hocheffektive Killerinnen, die an einem wahnsinnig gewordenen Patriarchat Rache üben. Demgegenüber ist der neue männliche Held bemerkenswert gebrochen und mit einem ganzen Bündel Woody-Allen-hafter Neurosen belastet. In vielen beliebten Büchern und Filmen für Jungen (etwa den Buchserien Gregs Tagebuch von Jeff Kinney, Alvin Ho von Lenore Look, NERDS von Michael Buckley und in dem Dreamworks-Film Drachenzähmen leicht gemacht ) bringt der Held gerade noch genug Mut auf, um in (eine Art) Happy End zu stolpern.
Für einige Leute muss die Zunahme weiblicher Gewalt eine große Enttäuschung sein. Viele von uns hegen die Hoffnung auf ein künftiges, von Frauen geführtes Utopia, in dem Macht nicht mehr so stark korrumpiert wie heute. Hinter dieser Vision hat sich jedoch schon immer eine gewisse Herablassung verborgen. Die herausragendste Eigenschaft der Frauen ist nicht unbedingt, dass sie netter oder freundlicher sind als die Männer oder dass sie alles tun, um ihren Nachwuchs zu schützen. Vielmehr besteht sie, wie Jean Twenge festgestellt hat, darin, dass sie stark auf soziale Anreize reagieren und ihre Persönlichkeit verändern, um die Spielräume auszunutzen, die sich ihnen in ihrer Zeit bieten.
Bisher haben sich die Frauen ihre neue dominante Rolle in der Arbeitswelt eher mit traditionell als weiblich geltenden Eigenschaften wie sozialer Kompetenz, Fürsorge und kooperativem Verhalten erarbeitet. Dennoch waren ihre Erfolge in dieser Konstellation nur begrenzt. Inzwischen erkennen sie, dass sie das Spiel etwas anders spielen müssen, um wirklich ganz an die Spitze zu kommen. Das größte Hindernis für Frauen, die heutzutage höchste Machtpositionen anstreben, besteht aus einer Anzahl unausgesprochener Annahmen, nämlich dass Frauen nicht wettbewerbsorientiert, dominant oder hungrig genug wären, um es zu schaffen. Aber mit der Wucht einer Lady Gaga, einer Katniss Everdeen und von Schulmädchen mit Stollenschuhen und blauen Flecken sind sie nun dabei, auch noch diese letzte Barriere zu durchbrechen.
Die Spitze
(Mehr oder weniger) Nette Mädchen bekommen das Chefbüro
S o werden Probleme am Arbeitsplatz der Zukunft gelöst: Marissa Mayer, die ehemals höchstrangige Frau bei Google (und heutige Vorstandsvorsitzende von Yahoo), hatte das unangenehme Gefühl, dass Katy, eine ihrer besten Führungskräfte, bald kündigen würde. Katy war fleißig und beliebt, doch Mayer waren Gerüchte über einen Burn-out und Verstimmungen zu Ohren gekommen. Mayer verlor
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