Das Ende der Nacht: Horror-Roman
einer Hand an der Kehle und mit der anderen den Arm, der die Waffe hielt. Dann drückte sie zu.
Michelle rang nach Luft, doch bis auf den Schmerz spürte sie nichts mehr. Kein Sauerstoff drang in ihre Lungen. Natalie drückte so fest zu, dass es nur wenige Sekunden dauerte, bis Michelle nur noch Schwärze vor sich sah.
Jetzt werde ich sterben, dachte sie. Schon wieder. Derselbe Gedanke, den sie schon gehabt hatte, als Maik auf sie eingetreten hatte, als der Schatten auf ihr gelegen hatte und seine Lichtstrahlen in sie presste. Aber jetzt war es sicher. Nur noch eine Frage von wenigen Augenblicken. Ihre Ohren waren betäubt, die Augen fühlte sich an, als würden sie aus ihren Höhlen treten und sie hatte auf einmal den Drang, ihre Blase zu leeren.
Dann griff noch jemand nach ihrer Hand, in der sie die Waffe hielt. Erst dachte sie an Kevin, aber sie hörte sein Röcheln weiter entfernt. Michelle ließ die Pistole fallen, um der Person die Aktion zu erleichtern. Noch im Flug aber ergriff Natalie sie und schoss zwei Mal. Michelle sah nicht, wohin. Die Besessene ließ sie los und erlöst fiel sie zu Boden. Der Aufprall war hart, aber sie konnte wieder atmen und gierig sog sie Luft in ihre Lungen. Dann vernahm sie das Schreien, das von einem Weinen begleitet wurde. Natalie lachte wieder und kicherte verrückter als zuvor. Dann öffnete Michelle ihre Augen und sah Laura auf dem Boden. Natalie schoss ihr in den Kopf.
Michelle sprang auf und versuchte, Natalies Hand zu packen, ihr die Pistole zu entreißen. Erst schüttelte sie sie ab, aber Michelle gab nicht auf. Sie prallte mit ihrem Ellenbogen hart gegen den Rücken und spürte nur Knochen und Haut. Den Moment der Überraschung nutzte sie, um an die Pistole zu kommen. Sie hielt die Mündung vor Natalies rechtes Auge und drückte ab. Die Angeschossene wurde zu Boden gerissen und sofort war Michelle über ihr und zielte auf das andere Auge. Ein Schuss, Blut spritzte aus der Wunde empor, und dort, wo die Kugel austrat, nahm sie Teile des Gehirns und Knochen mit zu Boden. Natalie lag augenblicklich still.
So still wie die Ruhe, die sich plötzlich im Haus ausbreitete.
IV
Michelle starrte auf Natalie. Eitrige, klebrige Masse quoll aus ihren Augen, als wäre sie lebendig und suchte die Freiheit. Unter dem Kopf des besessenen Mädchen hatte sich eine mit blutigen Teilen des Gehirns vermischte Pfütze gebildet. Modriger Geruch ging von ihr aus und zum ersten Mal drehte sich Michelle der Magen um. Sie wendete sich von dem Anblick ab und lief mit einer Hand vor dem Mund in die Küche. Sie übergab sich in das Waschbecken. Dann ließ sie Wasser laufen und spülte ihren Mund aus. Der Geruch von Kotze erinnerte sie an den Schattenangriff.
"Wer ist gestorben?", krächzte jemand leise hinter ihr.
Michelle wischte sich mit dem Handrücken über den Mund und drehte sich zu Kathleen um. Beim Betreten der Küche hatte sie nicht auf ihre Mitschülerin geachtet. Jetzt erkannte sie, was mit ihr geschehen war. Thomas' Kopf lag regungslos zwischen Falltür und Boden und auch hier hatte das Blut den Boden rot gefärbt.
Kathleen war das rechte Bein ausgerissen worden, der Knochen ihres Oberschenkels ragte aus einer klaffenden Fleischwunde heraus. Sie lag in einer Pfütze aus Blut, Erbrochenem und zerfetztem Fleisch. Das Bein musste Thomas mit zu sich nach unten gezogen haben. Michelle konnte es nirgendwo sehen.
"Laura", war Michelles Antwort.
Kathleen stöhnte auf.
"Was ist passiert?", fragte Michelle.
"Siehst du das nicht?!", krächzte ihre Mitschülerin. Es klang nach dem Versuch zu schreien, gestoßen und wütend. "Dieser Wichser hat mir mein Bein abgerissen!"
Kathleen begann zu weinen.
"Tut mir leid."
"Ja, mir auch“, schluchzte sie „Und jetzt verschwinde! Ich will in Ruhe verbluten."
Michelle tat, was ihr befohlen wurde. Ohne ein weiteres Wort verließ sie die Küche. Als sie in die Einganghalle schritt, lag Kevin nicht mehr auf dem Boden, sondern hatte sich über Laura gebeugt. Sie ging auf ihn zu und schaute auf die Tote nieder. Sie hatte so viel Blut verloren, dass Lauras Gesicht kreideweiß war. Die Augen waren geschlossen und der Mund war nicht mehr als ein kleiner Schlitz. Ihre schwarzen Haare hingen wirr um den Kopf herum und verdeckten teilweise das Einschussloch. Kevin starrte der Toten ins Gesicht und bekam Michelles Ankunft nicht mit.
"Was machst du da?", war ihre Frage.
Kevin schaute mit verweinten Augen zu ihr auf.
"Du mochtest sie, nicht
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