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Das Ende der Sterne wie Big Hig sie kannte

Das Ende der Sterne wie Big Hig sie kannte

Titel: Das Ende der Sterne wie Big Hig sie kannte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Heller
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in den beiden Kanistern noch einmal eine knappe Stunde. Nicht annähernd genug, um nach Hause zu fliegen. Idiotisch. Aber. Wenn ich mit genauso viel Glück startete, wie ich gelandet war, würde ich es bis Junction schaffen.
    *
    Bevor ich die drei Pflöcke in den Boden trieb und das Biest in Startrichtung festmachte, bevor ich zwei von Bangleys Todeseiern in meine Jackentaschen steckte und mir das Sturmgewehr über die Schulter warf und das Biest zurückließ, tat ich das erste Vernünftige an diesem Tag. Ich holte die Kanister raus, kletterte an den Stützstreben auf die Tragflächen und betankte das Flugzeug, einen Kanister pro Tank. Es war besser, jetzt zu tanken. Lieber jetzt als später, in der Hitze des Gefechts womöglich. Außerdem nahm ich den Schlüssel mit. Steckte ihn in meine rechte Jeanstasche und sagte zu mir selbst:
    Hig. Der Schlüssel steckt in deiner rechten Jeanstasche.
    Man kann nie wissen, wie eilig man es später noch haben wird.

III
    Nun ja, sie erwartete mich nicht gerade unbekleidet am Bach, sie saß auch nicht singend im Gras vor dem Haus, sie war nirgendwo zu sehen. Ich hätte mich nicht an den Mast binden müssen. Der Qualm, der eben noch aus dem Schornstein aufgestiegen war und sich im Tal verteilt hatte, war weg.
    Auf einmal sah der Ort menschenleer aus. Mitten auf dem Hof ein umgetretener Eimer, daneben ein benutzter Kochlöffel. Das Vieh, darunter auch ein paar Schafe, stand mit gesenkten Köpfen auf der Wiese, stromabwärts ausgerichtet. Man konnte ihre Rippen und Hüftknochen sehen, so spindeldürr waren sie, fast am Verhungern. Ein großer Vogel schwebte oben an der hohen Felswand lang. Ein Wanderfalke. Auf dem Vorsprung mit den weißen Vogelkotnasen musste sein Nest sein. Er zog eine Schleife, kam zurück. Gnade den Enten, die sich in diese Schlucht verirrten. Nirgendwo Hühner, wie mir auffiel. Wegen des Falken? Nein, der alte Kauz hatte ein Gewehr. Um eine Hühnerschar am Leben zu erhalten, hätte es einen Hahn gebraucht oder zwei – und der war morgens vermutlich zu laut und hätte lauthals in die Welt rausgekräht, dass sich hier unten jemand versteckte. Clever.
    Ich richtete das Zielfernrohr ans hintere, obere Ende der Schlucht, wo der Bach als etwa sieben Meter tiefer Wasserfall herunterkam. An dem Ende verschloss der Fels die Schlucht komplett. Und auf beiden Seiten ragten steile Klippen auf. Ein hübsches Plätzchen. Neben dem Wasserfall stand ein toter Pinienstamm an die Felswand gelehnt, dessen Äste jemand zu einer primitiven Leiter gekürzt hatte. Okay. Falls sie dort entlang geflohen waren, hatten sie sich nicht die Mühe gemacht, die Leiter raufzuziehen und zu verstecken. Vielleicht war sie zu schwer, vielleicht hatten sie keine Zeit.
    Ich lag oben an der Kante zwischen zwei Steinblöcke eingeklemmt und schaute steil runter. Mein Felsen war etwa dreißig Meter hoch, vielleicht ein bisschen weniger. Ich war stramm eingeklemmt und hatte mir das Halfter der Glock auf den Rücken geschoben, um in die Lücke zu passen.
    Denk wie Bangley. So musst du es angehen. Ich hörte Bangleys Stimme:
    Verdammt, Hig. Ein alter Mann und eine Bohnenstange von einem Mädchen, und du verlierst die Nerven? Allein an deiner rechten Hüfte hast du zehnmal mehr Feuerkraft als er.
    Ja, aber was, wenn da unten noch mehr sind? Wenn er mehr hat als bloß die Schrotflinte?
    Hast du irgendwelche Anzeichen dafür gesehen? Sitzgelegenheiten am Haus, aufgehängte Wäsche, Decken, alte Schuhe?
    Nein.
    Aber gut, dass du so denkst, Hig, das muss ich dir lassen. Wir sollten auf alle Eventualitäten gefasst sein. Er ist alt, aber er wird seinen Teil gelernt haben. Trotzdem solltest du den Fakten ins Auge sehen. Ich will ja nicht ausschließen, dass da unten drei bewaffnete Männer hinter den Büschen hocken. Auch darauf solltest du gefasst sein. Aber du solltest dich nach dem richten, wovon du ausgehen kannst. Außerdem hast du ein Sturmgewehr und die Granaten. Du hast die Granaten, richtig?
    Ja, zwei.
    Hig?
    Ja?
    Was machst du hier?
    Schweigen.
    Ich meine, was willst du hier? Was zur Hölle machst du hier?
    Schweigen.
    Du kannst keine Taktik planen, wenn du deine Mission nicht kennst. Du hast keine Mission, so lange du nicht weißt, was du willst. Das ist die oberste Regel. Definiere deine Mission und lege eine Exit-Strategie fest.
    Ich dachte, die oberste Regel wäre: Nie verhandeln. Verhandle, Hig, und du verhandelst über die Umstände deines Todes.
    Das ist das oberste Prinzip. Außerdem, was soll

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