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Das Ende der Sterne wie Big Hig sie kannte

Das Ende der Sterne wie Big Hig sie kannte

Titel: Das Ende der Sterne wie Big Hig sie kannte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Heller
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weit gebracht, und jetzt willst du an der Blutkrankheit sterben?
    So weit?, denke ich, aber ich spreche es nicht aus. So weit. Bangley und Jasper und fettarme Kost. Bravo.
    Du kannst nicht für mich mitentscheiden, Hig.
    Ich atme.
    Alles, was wir tun, ist gefährlich. Hin und wieder brauchen sie meine Hilfe.
    Wozu, verdammt nochmal? Wozu? Wie lange haben sie denn noch, zwei, drei, vier Jahre? Die stärksten von ihnen. Alle paar Monate stirbt einer. Das merke ich doch an deiner schlechten Laune. Wozu? Beulen und Ausschlag und blutiger Auswurf und Juckreiz?
    Sie sind auch Menschen. Sie versuchen zu überleben, jeden Tag. Ein paar könnten es schaffen. Es gibt Gerüchte von Spontanheilungen.
    Bangley beugt sich immer noch vor, und seine Ader pulsiert immer noch, bloß dass an seinem bärtigen Kinn jetzt Colatropfen hängen.
    Bruce, die tun uns nichts.
    Als er seinen Vornamen hört, reißt er die Augen auf. Er hat ihn mir nie verraten, er nannte sich immer nur Bangley, ein Name, den ich wie gesagt kaum benutze.
    Die Familien halten immer fünf Meter Abstand, das habe ich ihnen beigebracht. Sie sind kein einziges Mal aggressiv gewesen, nicht ansatzweise, sie sind immer nur dankbar, wenn ich eine Wasserpumpe repariere oder ihnen zeige, wie man eine Fischreuse baut. So dankbar, dass es mir peinlich ist. Ehrlich gesagt tue ich es auch für mich. Es wärmt mir das Herz. Und das war schon fast eingefroren.
    Bangley starrt mich an und bewegt seinen Kiefer. Es ist, als würde ich Japanisch reden und jeden Satz mit einer kleinen Verbeugung beenden. Er kann es erstens nicht fassen, und zweitens versteht er kein einziges Wort. Psycho-spirituelles Gequatsche lässt ihn, nun ja, absolut kalt.
    Einmal habe ich ihn gefragt, ob er an eine höhere Macht glaubt. Wir saßen auf meiner Veranda und hatten zwei kostbare Flaschen Cola aufgemacht. Ich betrete das Haus nicht mehr. Wir saßen unter der Lampe, die Angreifer anzog wie Motten das Licht. Es war schon fast Abend, die Oktobersonne kroch auf die Bergrücken zu. Wie ein altes Ehepaar saßen wir da, in zwei Korbstühlen mit abgeblätterter Farbe, die bei jeder Bewegung knackten. Bangleys Stuhl knackte so rhythmisch, als säße er in einem Schaukelstuhl. Das erste und letzte Mal, dass er mir was von seinem früheren Leben erzählt hat. Er wuchs in Oklahoma auf. Das hat er mir erzählt.
    Aber es ist nicht so, wie du denkst, sagte er schnell. Ist ne lange Geschichte.
    Mehr sagte er nicht. Ziemlich rätselhaft. Eigentlich hatte ich gar nichts gedacht. Er schwieg. Trotzdem hatte ich das Gefühl, wir hätten in Sachen Annäherung einen Riesenschritt gemacht.
    Ich erzählte ihm, dass ich früher Häuser gebaut habe.
    Was für Häuser?
    Holzhäuser. Und Lehmhütten. Für private Auftraggeber. Ich habe auch ein Buch geschrieben.
    Ein Buch über Hausbau.
    Nein, ein ganz dünnes Buch. Gedichte. Hat aber keiner gelesen.
    Kein Scheiß? Er setzte die Colaflasche an, ohne mich aus den Augen zu lassen, legte den Kopf in den Nacken, stellte die Flasche wieder auf seinem Oberschenkel ab und musterte mich, als bilde er sich ein neues Urteil. Ob besser oder schlechter, konnte ich nicht sagen. Er versuchte, die Informationen einzuordnen.
    Ich habe auch für Zeitschriften geschrieben. Für Angler- und Outdoormagazine.
    Die Erleichterung wischte über sein Gesicht wie ein Windstoß, der dunkle Wolken vertreibt. Ich musste beinahe lachen. Man konnte ihn förmlich denken sehen: Puh, Outdoor. Hig ist kein Homo.
    Als Kind wollte ich Schriftsteller werden. Ein berühmter Schriftsteller. Im Sommer habe ich auf dem Bau gearbeitet, als Rahmenbauer. So war das. Ist nicht leicht, als Schriftsteller über die Runden zu kommen. Ich war sowieso nicht besonders talentiert. Hab geheiratet, ein Haus gekauft. Eins führte zum andern.
    Lange Geschichte, sagte ich.
    Bangley hielt seine Cola mit beiden Händen auf dem Schoß fest. Er war wie in sich zusammengesunken, vielleicht wegen der Erinnerungen. Als hätte sich sein Geist verzogen, um uns aus der Ferne zuzusehen. Aus sicherer Entfernung. Er versuchte immer noch, im Korbstuhl zu schaukeln.
    Wir schwiegen für eine lange Zeit. Die Sonne berührte den höchsten Gipfel und wurde gespalten wie ein blutrotes Eigelb. Der Wind fuhr ins trockene Gebüsch und ließ es knistern, genau in dem Moment. Es war kalt.
    Ich fragte ihn, ob das alles einen tieferen Sinn hätte, ob es um mehr ginge als den täglichen Überlebenskampf. Um Aufklärungsflüge, Flugzeugreparaturen, die Ernte unserer

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